Berichte über Kriegseinwirkungen in Osterwick,

Darfeld und Holtwick, während des 2. Weltkrieges,

vom Amtsbürgermeister Dr. Karl Herbsthoff.

Vorbemerkung

An dieser Stelle möchte ich mich bei den Töchtern Margarethe und Ina (Ka­tharina) Herbsthoff bedanken, die mir die privaten Aufzeichnungen und Fotos vom Kriegsgeschehen (ab 1940 bis nach dem Kriegsende) von ihrem Vater 1982 als Teil einer unseligen Geschichte unserer drei Ortsteile zur Verfügung stellten.

Als ehrenamtlicher Archivleiter der Gemeinde Rosendahl habe ich mich be­müht, daß die Quellen aufgearbeitet wurden, um die Schrecken des Krieges den Bürgern unserer Gemeinde und allen Interessierten ins Bewußtsein zu rufen.

Die akribische, detaillierte Berichterstattung der Kriegsereignisse im Amtsbe­reich des Bürgermeisters ist wohl in seiner Genauigkeit sehr bemerkenswert. Seine Schilderungen zeichnen ein Bild der vielfältigen kriegerischen Gescheh­nisse, die alle Bürger in Angst und Schrecken versetzte.

Das Unheil an Personen und Sachschäden wurde überwiegend von der Luft­überlegenheit der Alliierten bestimmt. Die geheimnisumwitterten Abschußram­pen der V-Waffen, die in den Bauernschaften der drei Orte im Amtsbezirk sta­tioniert waren, sorgten für weiteres Unbehagen und Ängste bei den Bürgern.

Die totalitären Jahre des Nationalsozialismus waren für Dr. Herbsthoff wohl die schwersten Jahre in seiner 24jährigen Amtszeit.

Den Grad des Machbaren zum Wohle der Bürger nicht zu überschreiten war für ihn eine schwere Bürde. Er wurde von den „Braunen“ wegen seiner allzu huma­nen und sozial eingestellten Amtsführung mehrfach abgemahnt.

Dr.Karl Herbsthoff hat es verdient, daß man ihn für seinen unermüdlichen weit­blickenden Einsatz zum Wohl der Bürger in unserem Amtsbereich und seine Hilfe im sozialen Dienst weit über die Amtsgren­zen hinaus, ein ehrendes Geden­ken bewahrt.

Die interessierten Leser weise ich auf einige Seiten im Internet hin, die ein rei­ches allgemeines Hintergrundwissen über den Zweiten Weltkrieg bieten.

In den unten aufgeführten Links kann man sich über den kompletten unseligen zweiten Weltkrieg informieren, über die Kriege aller Zeiten und des wohl be­kanntesten Jagdgeschwaders der deutschen Wehrmacht.

Ich habe zwar die Verknüpfung der ausgesuchten Web-Adressen durchgeführt, bin jedoch nicht für den Inhalt dieser Links verantwortlich.

                                                                                                                                             Im November 2002,

                                                                                                                                             Martin Holz

martin-holz@t-online.de

www.martin-holz.de

Zweiter Weltkrieg, und die Weltgeschichte

Kriege aller Zeiten

Die Geschichte des Zweiten Weltkrieges

Das Jagdgeschwader 27

Die Operationen der alliierten Luftstreitkräfte von 1943 bis 1945         

Zum Gedenken an Dr. Karl Herbsthoff, einen aufrichtigen, bürgernahen Amtsbürgermeister.

Dr. Karl Herbsthoff wurde am 9. Juli 1897 in Münster als Sohn eines Gastwirtes und Bäckers geboren. 1915 legte er dort seine Reifeprüfung ab. Wenige Tage später meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Nach dem Krieg, 1919, nahm er in Münster das Studium der Staatswissenschaften auf und begann gleichzeitig mit der Verwaltungslaufbahn beim Finanzamt Münster. 1922, nach abgeschlossener Ausbildung, wurde er zum Coesfelder Finanzamt ver­setzt. Ein Jahr später wurde er zum Dr. rer. pol. promo­viert.

Am 14. September 1928 wählte die Osterwicker Amts­vertretung Dr. Herbsthoff einstimmig zum Amtsbürger­meister, neun Tage zuvor hatte die Darfelder Amtsver­tretung ebenfalls in diesem Sinne entschieden. Am 25. Septem­ber 1928 bestätigte der Vorsitzende des Kreis­ausschus­ses die Wahl, so daß Dr. Herbsthoff am 1. Ok­tober 1928 offiziell in sein Amt eingeführt werden konnte.

Auch wenn Dr. Herbsthoff sich während der nationalso­zialistischen Zeit nicht stärker arrangierte als es in seiner Funktion als Amts­bürgermeister unumgänglich war, konnte er in seinem Amt verbleiben.

Nach dem Einmarsch der alliierten Truppen 1945, für dessen unblutiger Verlauf in Osterwick sich Dr. Herbsthoff verdient machte, endete seine Amtszeit nicht. Die Amtsvertretungen sprachen ihm erneut das Vertrauen aus und auch die bri­tische Militärregierung bestätigte ihn am 24.August 1946 in seinem Amt.

Dr. Karl Herbsthoff stand 24 Jahre an der Verwaltungsspitze des Amtes Oster­wick. Er starb am 7.Juni 1952 im Alter von 54 Jahren.

                            Der berufliche Lebensweg des Dr. Herbsthoff ist dem Buch  „Osterwick,

                                  Geschichte eines Dorfes im Münsterland“ nach Dorothea Roters entnommen.

Wi baut wier up!

Vörbi de Krieg vull Bloot un Brand!         Wi sind noch dao un sind gesund;

Et äöhmt wier up dat wiede Land.            Wi laot't se nich versacken.

Vörbi dat graute Stiärwen!                       Wat sall dat Stüönnen un Gekür - -

Verfluoggen is de brune Spook,                De Hauptsak is, de Jungs kummt wier;

De Naut, se kik ut jeden Hook.                De weet't met antepacken.

Nix anners gawwt to iärwen.                   De weet't met antepacken.

Wat helpt dat quatern hen un her:             Un nu män to! - Dot, wat ji dot.

Wu düt wull was, wenn dat nich wäör -    Packt alle an met frisken Mot!

Dao könn wi nix met redden.                   Laot't ju nich unnerkriegen!

Wi sind nu usse Kräömken quiet              Spiegt in de Hand, wi baut wier up!

Un müött dödör dör düsse Driet;              Dann sall sik alls - verlaot't ji drup -

Süss krieg wi kinen Friäden.                     Met Härguods Hölp wull riegen.

Natz Thier

Fliegerangriff in Osterwick

In der Nacht vom 25./26. 6.1940  wurde um 1,30 Uhr von einem niedrig, mit rasender Geschwindigkeit fliegenden Flugzeug eine schnell brennende, sofort zur Erde fallende Leuchtkugel und kurz darauf eine Sprengbombe geworfen.

Da die Detonation der Bombe nur sehr schwach war, habe ich angenommen, daß die Einschlagstelle außerhalb des Amtsbezirks in Richtung Gescher lag.

Die Fundstelle wurde erst heute morgen gefunden und nach hier gemeldet. Sie liegt auf einer Weide des Fürsten zu Salm-Horstmar in der Nähe des Hofes „Ottos Hof“ (Dapper) in der Bauernschaft Midlich, zwei km von Osterwick ent­fernt. Der Sprengtrichter ist 1,50 m tief und hat einen Durchmesser von 3,– m. Eine kleine Fensterscheibe 40 x 40 cm. wurde an dem Hause Seggebodde in einer Entfernung von 400 m zerstört. Sonstiger Schaden ist nicht entstanden.

Der für den Abwurf infrage kommende Flieger flog in Richtung Brockbau­ernschaft–Schöppingen weiter und warf zwischen Schöppingen und Osterwick zwei und kurz darauf eine dritte schnell brennende Leuchtkugel.

Osterwick, den 26. 6. 1940.

Hf [Dr.Herbsthoff]


 

Fliegerangriff in Darfeld.

In der Nacht vom 19./20. Juli 1940  wurden von einem einzelnen Flieger in „Rotering’s-Brook“ Forstgut [Klein] Burlo Waldungen des Grafen Droste zu Vischering, 10 Sprengbomben abgeworfen. Die Bomben hatten ein mittleres Kaliber, 6 Bomben sind detoniert, 3 Bomben waren Blindgänger und 1 Bombe war ein Zerscheller. Die zerschellte Bombe wurde unter den Wurzeln eines um­gestürzten Baumes gefunden. Dieselbe wurde von dem Schmiedemeister Ber­nard Kernebeck in Osterwick wieder zusammengeschweißt. Die Bombe hat am Kopf eine Öse als Aufhängevorrichtung.

Außer größeren Schäden in den Holzbeständen hat dieser Bombenabwurf keine Wirkungen gehabt.

Die Abwurfstelle wurde erst am anderen Morgen nach längerem Suchen ent­deckt.                                          


 

Fliegerangriff im Amtsbezirk Osterwick i. Westf.

in der Nacht vom 25./26. Juli 1940.

Am Donnerstag, den 25. Juli 1940 bezog der Unterzeichnete mit dem Gen­darmerie-Oberwachtmeister d. R. Liesert – wie regelmäßig seit Wochen jeden zweiten Tag gegen 12 Uhr die Luftschutzwache auf dem Turm des Feuerwehr­gerätehauses in Osterwick. Für diese Nacht waren zugeteilt: Amtssekretär Ernst und Gastwirt Hubert Grüner von der freiwilligen Feuerwehr. Diese Bewachung ist eingerichtet, um die Bewohner rechtzeitig zu warnen und bei evtl. Bränden sofort einzuschreiten, und die in den Schutzkellern befindlichen Bewohner des Dorfes zu retten.

Wie in anderen Nächten flogen bald wieder mehrere feindliche Flieger direkt über das Dorf Osterwick in Richtung Münster hinweg. Rings um Osterwick herum: in den Bauernschaften Midlich, Brock, Horst und Höven, sowie in den benachbarten Gemeinden Holtwick, Legden, Asbeck, Schöppingen, Horstmar, Laer, Darfeld, Billerbeck, Coesfeld und Gescher standen 80–100 Scheinwerfer, welche zu einem großen Teil beim Absuchen des Himmels nach feindlichen Fliegern sich direkt über der Gemeinde Osterwick kreuzten. Bald fielen in dem von den Scheinwerfern umgrenzten Raum – im Mittelpunkt lag Osterwick – mehrere Leuchtbomben an Fallschirmen. Als eine dieser Leuchtbomben gegen 1,10 Uhr über Blakerts Busch in Richtung Coesfeld stand und das Dorf schon anleuchtete, gab ich die Anordnung: Fliegeralarm! Gend. Oberw. Liesert verließ den Turm und setzte unten im Gerätehaus mit der Tyfonanlage die Sirene auf dem Turm – drei mal lang – in Tätigkeit, d. h. Fliegeralarm.

Kurz darauf kam der Polizeihauptwachtmeister Suuck zu mir auf den Turm. Da inzwischen mehrere Leuchtbomben in der Nähe abgeworfen waren, blieben die anderen im Turm in Deckung. 20 Minuten nach dem Alarm gegen 1,30 Uhr hörten wir die erste Bombe kommen und konnten auch einen schwachen Licht­schein beim Aufschlag sehen. Diese Bombe war auf die Weide des Fabrikanten und Bauern Josef Lülf östlich der Straße Osterwick–Coesfeld oberhalb des Hau­ses Röschenkemper gefallen, ohne irgendeinen Schaden anzurichten.

Weitere vier Bomben fielen kurz darauf in der Brockbauernschaft (Müther und Brand auf Deitmers Hof). Feindliche Flieger kreuzten in dieser Zeit dauernd über Osterwick und warfen wieder mehrere Leuchtbomben, welche aus der Richtung Lülfs Hof direkt über das Dorf Osterwick hinweg strichen und alles hell erleuchteten. Wir konnten auf dem Turm ein Schriftstück lesen.

Inzwischen fiel eine große Anzahl Sprengbomben zwischen Osterwick und Coesfeld in Richtung Schloß Varlar und Ziegelei Kuhfuß.

Kurze Zeit nachdem dann eine doppelte Leuchtkugel – eine mit rötlichem Licht und eine ganz helle – über dem Dorfe stand, fielen die drei Bomben in der Dorfbauernschaft am Rande des Dorfes – Ausgang nach Holtwick – auf den Grundstücken Schräder und Vörding, sowie am Grabenrand der Kreisstraße bei dem Hause Volmer-Lütkenhaus. Den Feuerschein dieser Bombe konnte man vom Turm erkennen. Splitter hörte man auf Dächer und Mauerwerk fallen.

Die nächste Bombe fiel kurz darauf in Richtung Kirchplatz. Wir hörten die Bombe fallen und warfen uns auf die Plattform des Turmes hin, da das Heulen der herabfallenden Bombe sehr laut war und wir annahmen, die Bombe ginge ins Dorf. Die Splitter hörten wir wieder auf Dächer und Mauerwerk prasseln. Sofort konnte man zwischen Kirche und Grüner eine schwarzgraue haushohe Wolke erkennen und [es] roch auch ganz deutlich nach Pulverrauch. Polizei­hauptwachtmeister Suuck fuhr sofort mit seinem Motorrad zur Einschlagstelle und meldete wenige Minuten später, die Straße nach Darfeld und der Kirchplatz liege voller Schlamm und Schmutz. Die Bombe sei in den Teich der Pastorat gefallen. Wir brauchten zunächst nichts zu veranlassen.

Beim Bombenabwurf am Rande des Dorfes in der Dorfbauernschaft sowie bei der Pastorat glaubten die in den Schutzkellern befindlichen Bewohner des Dor­fes Osterwicks, das halbe Dorf läge in Trümmern, da die Häuser sehr stark er­schüttert wurden, die Fenster klirrten und die Erde bebte. Glücklicherweise ka­men alle mit dem Schrecken davon.

Über dem Dorfe und in der Nähe wurde es danach ruhiger. Etwas später be­merkten wir dann über Blakert’s Busch hinweg in Richtung Coesfeld einen lan­gen weißen, ganz grell werdenden Streifen und weißen Rauch. Wir erkannten sofort den Abwurf einer Kette Brandbomben und nahmen an, daß diese außer­halb der Gemeinde Osterwick in der Nähe der Stadt Coesfeld gefallen seien. Das weiße Feuer ließ bald nach und ging in einen rötlichen Schein über. „In Coesfeld brennt es“ war unsere Ansicht. Wir hörten dann noch in dieser Richtung schwe­re Bomben fallen. Kurz vorher hatten wir einen Luftkampf in Richtung Kuhfuß beobachtet – Leuchtspur und Flieger im Scheinwerferlicht –. Ein Flieger stürzte in rasender Schnelligkeit ab und brannte beim Aufschlag hell auf.

Dann wurde es am Himmel ruhiger. Die Mehrzahl der Scheinwerfer war erlo­schen. Nur der rote Feuerschein in Richtung Coesfeld blieb. Wir verließen den Turm und wollten, falls es ruhig blieb, nach einer halben Stunde entwarnen. Als wir kaum unten waren, kam ein Radfahrer, Bernd Niehoff, und ein Reiter, Ge­stütsmann Lüdeke, und meldeten ganz aufgeregt: „Der Hof Feldmann ist bom­badiert und steht in hellen Flammen.“ Darauf gab ich mit der Sirene das Signal: Brandalarm und bin dann mit dem Polizeihauptwachtmeister Suuck zum Hofe Feldmann gefahren. Als wir dort ankamen brannten die gesamten Wirtschafts­gebäude auf einer Länge von rd. 90 m. lichterloh. Menschen waren nicht zu sehen. Wir fanden dann einige Nachbarn, die hinten auf dem Hofe noch land­wirtschaftliche Maschinen zu retten suchten. Die Familie Feldmann hatte den Hof verlassen, da nach den Brandbomben noch mehrere Sprengbomben gewor­fen wurden.

Kurze Zeit später kam die Motorspritze der freiw. Feuerwehr Osterwick und eine halbe Stunde später die Motorspritze der Stadt Coesfeld sowie noch Män­ner der freiw. Feuerwehr Coesfeld-Kirchspiel. Diesen Wehren gelang es in vor­bildlicher und anstrengender Zusammenarbeit, zum Teil bei strömenden Regen, den Brand vom Wohnhaus fernzuhalten und im Laufe des Tages ganz abzulö­schen. Hierbei hat die Motorspritze der freiwilligen Feuerwehr Osterwick das Wasser aus dem 600 m. entfernten Bach [Berkel] an der Provinzialstraße Coes­feld–Osterwick holen müssen. Die Spritze hat 17 Stunden ununterbrochen gear­beitet und in dieser Zeit 125 ltr. Brennstoff verbraucht.

Die Ursache des Brandes sind, wie einwandfrei festgestellt, 20–30 Brand­bomben gewesen. U. a. fiel eine Brandbombe auf dem Hofe Feldmann durch das Dach auf ein in der Scheune stehendes Fuder Gerste. Dieses Fuder ist von dem Besitzer brennend auf den Hof gezogen worden und dort bis auf die eisernen Räder und ein kleines Häufchen Asche völlig verbrannt. Andere Brandbomben sind beim Ablöschen in Heu und auf dem Hofe gefunden worden. Die älteste Tochter des Bauern Feldmann, Klara Feldmann, hat allein mutig eine Anzahl Brandbomben mit der Schüppe ausgeschlagen bzw. zugeworfen. Reste der Brandbomben sind für das später zu errichtende Heimatmuseum sichergestellt. Beim Brande Feldmann sind vernichtet:

         13.341,52 RM an landwirtschaftlichem Inventar und Vorräte
         57.186,17 RM Gebäudeschaden (lt. Gutachten)
             128,00 RM     
zus.   71.355,69 RM

Beim Hellwerden stellte man fest, daß ganz in der Nähe des Hofes auf einer Weide 2 Sprengbomben, auf der Provinzialstraße 1 Sprengbombe und auf der anderen Seite im Kartoffelfeld außerdem noch eine Sprengbombe mittleren Ka­libers gefallen sind, die erhebliche Beschädigungen an der Südseite des Wohn­hauses (Türen, Fenster, Rolläden und Mauerwerk sowie an den starken Eichen­bäumen) verursacht haben.

Nach genauer amtlicher Feststellung sind in der für die Gemeinde Osterwick denkwürdigen Nacht vom 25./26. Juli 1940 folgende Bomben gefallen:

Feldmann, Höven 1                   3 Bomben mittl.    Kal. auf freiem Feld
Provinzialstraße                        1                              auf den Straßenrand
Klümper, Varlar                        2              davon eine schw. Kalibers auf
                                                                freiem Feld
(Der Sprengtrichter der
schweren Bombe hat nach
genauer Messung einen
Inhalt von 78 cbm.)
Gröning-Vosseberg,                   1              kleinen Kal. auf freiem Feld
Fürstl. Sägemühle                      5              mittl.          am Rande des
Grundstück Woestmann-Ruck                                      Varlaer Mühlen-
                                                                                   baches
Brunnemann Heinrich                2                              im Ackerfeld
Tappe Albert                            7                              davon zwei Blind-
                                                                                   gänger 32 u. 80 m
                                                                                   vom Hause entfernt
Hans-Kruse                              4                        Kal. auf freiem Feld
                                                                                   davon zwei Blind-
                                                                                   gänger
Schloß Varlar                           4                        Kalibers
                                                                Von einer Bombe, welche über
                                                                der Wasserfläche krepiert sein
                                                                muß, wurden an der Rückfront
                                                                des Schlosses mehr als 500
                                                                Fensterscheiben völlig zerstört.
Kirchhoff Ww.                         3              schw. Kalibers auf der Weide,
                                                                davon ein Blindgänger
Bruns Alois                               2              mittl. Kalibers auf freiem Feld
Hegemann Hermann                 3              schw. Kalibers auf der Weide,
                                                                davon ein Blindgänger. Der
                                                                Blindgänger liegt 5,25 m tief und
                                                                ist mit seinem Flügelende im
                                                                Trichter deutlich zu erkennen.
Sälker                                       3              mittl. Kal. auf freiem Feld
                                                                u. 1 Blindgänger
Waldungen des Fürsten             2              mittl. Kalibers im Walde
zu Salm Horstmar bei der
Ziegelei Kuhfuß
Sälker, Weide am                      1              mittl. Kalibers auf der Weide
Gescherschen Damm
Brinkmann                                1                                  im Walde
Leifeld                                      2                                 im Kornfeld
Wessling Bern.                         1                                 auf der Weide
Lülf Josef                                 1                                  auf der Weide
Schräder Franz                         1                                  auf der Weide
Vörding August                         1              schw.            im Kleefeld
Volmer-Lütkenhaus Bernh.        1              mittl.              an der Kreis-
                                                                                       straße
Pastorat Osterwick                   1              schw.            im Teich
Brand Wilhelm                          3              mittl. u. schw. Kal. auf Weide
                                                                                      und Kornfeld
Müther, Bernard                       1              kl. Kalibers auf der Weide
zus.                                        57 Bomben

Aus dem übrigen Amtsbezirk kommen noch hinzu:

Ww. Börsting, Darfeld
Hennewich 8                            3 Bomben mittl.    Kal. im Kornfeld
Ww. Engelsing, Darfeld
Hennewich 13                           1                                          im Kartoffelfeld
zus.                                        61 Bomben

Insgesamt sind bisher im Amtsbezirk Osterwick gefallen:

        61 Fliegerbomben   (wie vorher, Nacht vom 25./26. 7. 1940)
         1                        Nacht vom 24./25. 6. 1940 in Osterwick, Bauern-
                                     schaft Midlich auf der Weide des Fürsten zu Salm-
                                     Horstmar
        10                        Nacht vom 19./20. 7. 1940 Waldungen Forstgut
                                     Burlo
zus.  72  Fliegerbomben

Hiervon waren Blindgänger:
2 Blindgänger  in   Darfeld (Burlo)
2                       Osterwick   (Tappe, Höven 7)
2                                        (Hans-Kruse, Midlich 1)
1                                        (Ww. Kirchhoff, Höven 25)
1                                        (Hegemann Herm., Höven 16)
1                                        (Sälker)

Außerdem fielen in der Nacht vom 25./26. Juli 1940:

20–30  Stück  Brandbomben   bei Feldmann
15–20                                in den Fürstlichen Waldungen bei der
                                            Sprengziegelei Kuhfuß, Höven

so daß insgesamt 57 Bomben und 40–50 Brandbomben in der Gemeinde Oster­wick in der Nacht vom 25./26.7.1940 gefallen sind.

Die Anzahl der feindlichen Flieger wird auf 6–8 geschätzt.

Personen sind weder getötet noch verletzt worden.

4 Kühe (Schräder 2, Müther 1 und Klümper 1) mußten am folgenden Tag notge­schlachtet werden, da sie durch Bombensplitter erheblich verwundet waren.

Auf die so oft gestellte Frage: Warum ein solcher Angriff auf die Gemeinde Osterwick? muß geantwortet werden: Die auf dem Wege nach Münster befindli­chen englischen Flieger wurden offensichtlich durch die zahlreichen Scheinwer­fer getäuscht. Sie vermuteten und suchten in dem von den Schein­werfern um­grenzten Kreis, in dem Osterwick lag, ein großes militärisches Ziel, wahr­scheinlich Münster und warfen daher innerhalb dieses Kreises ihre Bomben ab.

Der entstandene Sach- und Materialschaden steht in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, und hat auf den Kriegsausgang nicht den geringsten Einfluß.


Osterwick, den 29. 7. 1940.

An
den Herrn Landrat
in Coesfeld

Betr.: Fliegerangriff in der Nacht

vom 25. auf den 26. 7. 1940.

In Ergänzung meines Berichtes vom 26. 7. 1940 teile ich nachstehend die bis­her einwandfrei festgestellten Bombeneinschläge im Amtsbezirk Osterwick mit:

Gemeinde Osterwick.

1. Bauernschaft Höven:
Feldmann                   5 mittlere Bomben (krepiert auf freiem Feld)
Klümper                    1 schwere Bombe                       
                                 2 mittlere Bomben                              
Brunnemann              3                                              
Tappe                        5                                              
Schloß Varlar             4                                              
Hans-Kruse               4                                              
Oberförsterei             2                                              
Hegemann                 2                                              
                                 1             schwerer Blindgänger 10 m von der Kreis­-

                                                                            straße entfernt
Brunn                        2             mittlere Bomben (krepiert auf freiem Feld)
Sälker                        3                                              
                                 2             Blindgänger rechts der Brookallee
Flenker (Grund-
stück Sälker)              1             Bombe (krepiert auf freiem Feld)
Kirchhoff                   2                                                     
                                 1             Blindgänger 250 m von der Straße entfernt

2. Bauernschaft Midlich:
Leifeld-Wessling        3             Bomben (krepiert auf freiem Feld)

3. Dorfbauernschaft:
Lülf                           2              mittlere Bomben (krepiert auf freiem Feld)
Schräder                    3                                                     

4. Dorf Osterwick:
Pastorat                     1                                              

5. Brockbauernschaft:
Brands:                      3               Bomben krepiert
Müther:                      1                

Außerdem sind auf dem Hof Feldmann wenigsten 15–20 Brandbomben gefallen.

Gemeinde Darfeld:

Westlich der Straße Darfeld–Horstmar

                                 4                           mittlere Bomben (krepiert auf freiem Feld) Personen sind in keinem Falle verletzt.

 


 

Abschrift.

Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen
                 Aktiengesellschaft

Zeichen: D VIII c/We./kr.                                      Münster, den 29. 7. 1940.

Herrn
Amtsbürgermeister
Osterwick Krs. Coesfeld

 

 

 

 

Betr.: Schäden durch feindliche Flieger

Antragstellung bei dem für das Gebiet der Bauernschaft Höven zuständigen Herrn Bürgermeister gemäß § 10 der Sachschadenfeststellungsverordnung v. 8. 9. 1939 R.G.Bl. I S 1754.

In der Nacht vom 25./26. 7. 1940 wurden in dem Gebiet der Bauernschaft Hö­ven durch Bombensplitter sämtliche Leitungen und das Erdseil unserer 10 kv-Leitung Coesfeld–Osterwick zwischen den Masten 48/51 durchschlagen. Im Niederspannungs-Ortsnetz Varlar lagen sämtliche 4 Leitungen am Boden.

Wir beantragen die Feststellung des Schaden.

gez. Unterschriften


 

Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen.                 Münster, den 29. 7. 1940.

Herrn
Amtsbürgermeister
Osterwick Krs. Coesfeld

Betr.: Schäden durch feindliche Flieger.

Antragstellung bei dem Herrn Bürgermeister der Gemeinde Osterwick gemäß § 10 der Sachschadenfeststellungsverordnung vom 8. 9. 1939 R.G.B.1 S. 1754

In der Nacht vom 25./26. 7. 1949 wurde unsere 50 kv-Leitung Coesfeld–Me­telen zwischen den Masten Nr. 120/124 mehrfach durch Bombensplitter getrof­fen und durchschlagen.

Im Interesse der Energieversorgung muß in derartigen Fällen schnellmöglichste Wiederherstellung der Anlagen erfolgen.

Wir beantragen hiermit die Feststellung des Schadens.

Eine Aufstellung der Schadenkosten werden wir Ihnen sobald wie möglich, voraussichtlich in etwa 4 Wochen, zugehen lassen.

gez. Unterschriften.


 

Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen

Münster, den 29. 7. 1940

An den
Herrn Amtsbürgermeister
in Osterwick

Betr.: Kriegsschäden an unseren Leitungen

Antragstellung bei dem Herrn Bürgermeister für die Bauernschaft Höven gemäß § 10 der Sachschadenfeststellungsverordnung vom 8. 9. 1939 R.G.Bl. I S. 1754.

In der Nacht vom 25./26. 7. 1940 wurde durch ein abstürzendes deutsches Jagd­flugzeug unsere 10 kv-Leitung Höven–Backensfeld zwischen den Masten 4/3 beschädigt. Sämtliche Leitungen und das Erdseil wurden durchschlagen. Im Interesse der Energieversorgung muß in derartigen Fällen schnellmöglichste Wiederherstellung der Anlagen erfolgen.

Wir beantragen hiermit die Feststellung des Schadens.

Eine Aufstellung der Schadenkosten werden wir Ihnen so bald als möglich, vor­aussichtlich in etwa 4 Wochen zugehen lassen.

gez. Unterschriften.


 

Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen.                   Münster, den 6. 8. 1940.

An den
Herrn Bürgermeister
Osterwick (Westf.)

Betr.: Schäden durch Feindeinwirkung.

Antragstellung bei dem Herrn Bürgermeister der Gemeinde Osterwick gemäß § 10 der Sachschadenfeststellungsverordnung vom 8. 9. 1939 R.G.Bl. 1 S. 1754.

In der Nacht vom 25./26. 7. 1940 wurde unser Niedersp.-Ortsnetz Osterwick durch Bombensplitter an einer Stelle getroffen.

Im Interesse der Energieversorgung muß in derartigen Fällen schnellmöglichste Wiederherstellung der Anlagen erfolgen.

Wir beantragen hiermit die Feststellung des Schadens.

Eine Aufstellung der Schadenkosten werden wir Ihnen sobald als möglich, vor­aussichtlich in etwa 4 Wochen, zugehen lassen.

gez. Unterschriften.


 

Gutachten

über den Brand- u. Bombenschaden auf dem Hofe

des Bauern Hubert Feldmann in Höven bei Osterwick.

Im Auftrage des Kreisbauernführers Pieper Coesfeld habe ich am 31. 7. und 12. 8. 1940 auf dem Hofe Feldmann in Höven bei Osterwick die Schäden am land­wirtschaftlichen Inventar, die infolge der feindlichen Bombenabwürfe in der Nacht vom 25. zum 26. Juli entstanden sind, festgestellt. Nach Angabe des Ge­schädigten Feldmann sind die nachstehend aufgeführten Gegenstände verbrannt bzw. durch Wasser oder Bombensplitter verdorben oder beschädigt. Bei meiner Schätzung habe ich den Neubeschaffungswert zu Grunde gelegt.

I. Heu.

Ertrag des ersten Schnittes von

  5  Morgen  Klee    = 7 Fuder a. 21 Ctr.   gleich 147 Ctr.a 4,30 M= 632,10 M
  1                   Feldheu   = 1       a 20              20      a 3.60 M= 72,00 M
  5                   Dreschheu    = 3      a 20              60                a 3,60 M=   216,00  M
  6            Wiesenheu      = 6       a 20            120      a 3,60 M= 432,00  M
10                   Koppelweiden = 6     a 20            120               a 3,60 M=   432,00  M
  1 Fuder altes Heu, vorjährige Ernte                    20      a 3,60 M=   72,00 M

Summa:          1856,10 M

II. Stroh.

Strohertrag von 8½ Morgen guter Wintergerste

23 Ctr. pro Morgen = 195,50 Ctr.                     a  Ctr.   1,95 M    =   381,22 M
50      Stroh, vorjährige Ernte                         a         1,95 M    =     97,50 M

Summa:            478,72 M

III. Getreide.

45 Ctr. Hafer wurden total vernichtet           a  Ctr.  10,00 M     =   450,00  M
60      Hafer haben starken Brandgeruch
           und sind mit Steinen und Ziegel-
           brocken durchsetzt. Minderwert      pro Ctr.     5,00 M     =   325,00  M
8½ Morgen Wintergerste, Ertrag pro Morgen 18 Ctr. = 153 Ctr.
davon sind
46 Ctr. Gerste im Stroh verbrannt                a  Ctr.   10,20  M     =   469,20  M
26      Gerste teilweise verbrannt, teils
           total verschmutzt                             a  Ctr.   10,20  M     =   265,20  M
81      Gerste durch Brandgeruch und
           Steinbesatz minderwertig                  a  Ctr.     4,00  M     =   324,00  M
Ferner sind verbrannt:
3   Ctr. alter Roggen                                    a  Ctr.   10,50  M     =     31,50  M
5,5     alter Weizen                                    a  Ctr.   11,50  M     =     63,25  M
4,5     Gerste und Haferschrot                    a  Ctr.   10,70  M     =     48,15  M
2        Weizenmehl                                    a  Ctr.   18,00  M     =     36,00  M
Klee und Grassamen lt. Rechnung Buschmann, Coesfeld           =     25,50  M

Summa:          2037,80  M

IV Kraftfutter.

9   Ctr. Weizenkleie                                     a  Ctr.     7,10  M     =     63,90  M
1,5     Leinenmehl                                     a  Ctr.     9,70  M     =     14,55  M

Summa:              78,45  M

V Geflügel.

55 Legehennen (1jährige)                            a Stck.    6,00  M          330,00  M

VI Säcke.

50 Stck. Getreidesäcke                                           a 2,50 M     =   125,00  M
50        Futtergetreidesäcke                                   a 1,50 M     =     75,00  M
25        Getreidesäcke                                           a 0,50 M     =     12,50  M
17        Firmensäcke der Genossenschaft Coesfeld a 3,50 M     =     59,50  M
  5        Leihsäcke der Firma Wichert Coesfeld                                 2,10  M

Summa:            274,10  M

VII Kunstdünger

7,5 Ctr.  Kalkstickstoff                                a  Ctr.     8,00  M     =     60,00  M
7,5       Kalkamoniak                                 a           4,80  M     =     36,00  M

12        Leunasalpeter                                a           7,60  M     =     91,20  M

Summa:            187,20  M

VIII Streumittel.

14 Ballen Torfstreu                                           a   Stck 3,00 M =     42,00  M

IX Fahrzeuge.

1 vierzölliger Ackerwagen                                                        =   520,00  M
1 zweizölliger                                                                         =   410,00  M
2 hölzerne Schiebkarren                                        a 32,00  M     =     64,00  M
1 Fahrrad                                                                                =     75,00  M

Summa:          1069,00  M

X Wirtschaftsgeräte.

2  Paar  komplette Rengsten                                 a 27,50  M     =     55,00  M
2          Düngerflechten                                       a 45,00  M     =     90,00  M
2 komplette Kästen für Wagen                             a 85,00  M     =   170,00  M
1 Wagengestell (eichen) für Einspänner                                    =     30,00  M
3 neue Pappelwagenbretter (unbearbeitet)                                 =     36,00  M
2 Bindebäume                                                      a  3,00  M     =       6,00  M
Reparatur an 2 Holzpflügen                                                      =     15,00  M
1 Kükenfutterautomat                                                              =     17,00  M
Sitzstangen und Legenester im Hühnerstall                                =     56,00  M
2 große Wagenschwengel                                     a  8,00  M     =     16,00  M
2 kleine                                                               a  4,00  M     =       8,00  M
2 Holzäxte mit Stiel                                               a  4,50  M     =       9,00  M
1 Beil mit Stiel                                                                         =       2,70  M
1 Handhammer mit Stiel                                                           =       1,10  M
1 platte Feile                                                                            =       1,20  M
2 Rodehacken mit Stiel                                          a  3,00  M     =       6,00  M
1 Kneifzange                                                                           =       1,00  M
2 Paar Zugstränge                                                a  1,50  M     =       3,00  M
1 lange Leiter (6 m)                                                                 =     30,00  M
1 lange Leiter (4,5 m)                                                               =     20,00  M
2 kleine Leitern                                                     a  9,00  M     =     18,00  M
1 Zeltplane für Garbenbinder                                                    =     45,00  M
Putzzeug für Kühe                                                                   =       3,00  M
1 Dezimalwaage mit Laufgewicht                                             =     48,00  M
1 Viehwaage mit Laufgewicht                                                  =   375,00  M
1 Ferkelkiste                                                                            =     18,00  M
1 Freßgitter für Jungviehstall                                                    =     72,00  M
3 Ernteseile                                                          a  4,50  M     =       9,00  M
4 Melkeimer                                                         a  5,00  M     =     20,00  M
3 Futtereimer                                                        a  1,80  M     =       5,40  M
4 Blattgeschirre                                                   a 60,00  M     =   240,00  M
1 Kutschgeschirr                                                                     =   220,00  M
1 Dockartgeschirr                                                                    =   200,00  M
6 Lederkopfstücke                                               a 16,00  M     =     96,00  M
4 lederne Holzkoppeln                                          a 12,00  M     =     48,00  M
1 Einspänner Lederleine                                                           =     20,00  M
2 Lederhalfter                                                      a  5,00  M     =     10,00  M
2 Fahrpeitschen                                                    a  2,60  M     =       5,20  M
1 lange Binderpeitsche                                                             =       5,00  M
Pferdeputzzeug, insgesamt                                                       =       8,50  M
2 zweispännige Hanfleinen                                                       =     13,00  M
1 einspännige Hanfleine                                                           =       3,75  M
2 Strickhalfter                                                       a  2,25  M     =       4,50  M
2 Kuhhalfter                                                         a  2,00  M     =       4,00  M
8 Kuhstricke                                                         a  0,40  M     =       3,20  M
4 Schaufeln mit Stiel                                             a  2,10  M     =       8,40  M
2 Idealspaten mit Stiel                                           a  4,50  M     =       9,00  M
2 Gartenspaten mit Stiel                                        a  2,15  M     =       4,50  M
6 Rübenhäcker mit Stiel                                        a  1,40  M     =       8,40  M
4 Düngergabeln mit Stiel                                       a  1,50  M     =       6,00  M
2 Piasavabesen mit Stiel                                        a  1,20  M     =       2,40  M
3 Haarbesen mit Stiel                                            a  2,75  M     =       8,25  M
6 Heugabeln mit Stiel                                            a  2,60  M     =     15,60  M
2 Heuharken                                                        a  1,40  M     =       2,80  M
1 Wanne                                                                                 =     11,50  M
1 Futterwännchen                                                                    =       3,75  M
1 Häckselsieb                                                                          =     12,00  M
12 Kartoffelkörbe                                                 a  1,00  M     =     12,00  M
2 Wannenkörbe                                                    a  4,50  M     =       9,00  M
1 Kanne Maschinenöl 6 kg                                    a  0,75  M     =       4,50  M
1 Eimer Stauferfett                                                                  =       5,50  M
Gewichte für die Dezimalwaage                                               =     15,70  M
3 Milchtransportkannen                                                            =     27,00  M
1 Rolle Bindehaar                                                                    =       5,35  M
1 Futterkiste, beschädigt                                                           =       7,50  M
1 Mähmaschinenmesser für Grasmäher                                    =       8,70  M
2 Trockenhorden für Backofen                             a 12,00  M     =     24,00  M

Summa:          1080,00  M

XI Möbel.

2 eiserne Bettstellen mit Matratzen                     a   18,00  M     =     36,00  M
1 Holzbrettstelle                                                                       =     52,00  M
1 zweitüriger Kleiderschrank (Tannen)                                      =   120,00  M
1 eintüriger Kleiderschrank (Eichen)                                         =     90,00  M
1 kleiner Schrank                                                                     =     18,00  M
1 Mantelstock mit Gardine                                                        =     29,00  M
1 Matratze für Holzbettstelle mit Auflage                                  =     60,00  M
2 einschläfige gute Betten (komplett)                   a 134,00  M     =   268,00  M
4 Rohrstühle                                                      a     7,50  M     =     30,00  M
2 Stck. Handtücher                                            a     0,75  M     =       1,50  M
1 Tischdecke                                                            4,50  M
2 Fenstergardinen                                              a     6,00  M     =     12,00  M
1 kleiner Tisch                                                                         =     16,00  M

Summa:            737,00  M

XII Flurschaden und Schaden an Gartenanlagen.

5 Stck. Alpenrosen                                             a    2,75  M     =     13,75  M
1 Blumenfaß                                                                           =     12,50  M
1                                                                                           =       3,00  M
3 Gartenstühle                                                    a    4,25  M     =     12,75  M
Für Beschädigungen an Blumenbeeten, Rasen-
flächen, Blumen und Ziersträuchern insgesamt                          =     48,50  M
1 junger Kirschbaum                                                                =       6,50  M
1          Walnußbaum                                                              =       8,50  M
1 mittlerer Pflaumenbaum                                                        =     18,00  M
1                                                                                          =     15,00  M
1 tragfähiger Apfelbaum (Boskop)                                            =     36,00  M
1                                                                                         =     25,00  M
Splitterbeschädigungen im Obsthof insgesamt                            =     45,00  M
Beschädigungen an Ligusterhecke                                            =     15,00  M
6 ar Kartoffeln vernichtet                                    a  10,00  M     =     60,00  M
Flurschaden an Schweineweide                                                =     10,00  M
Instandsetzung der Einzäunung der Schweineweide                   =     18,00  M
1 großen Sprengtrichter  zu füllen                                             =     30,00  M
2 kleinere                      in Schweineweide zu füllen                  =     40,00  M

Summa:            417,50  M

XIII Holz.

1 Eiche ca. 6,95 m lang, 284 cm Umfang,
Inhalt: 4,75 fm a. fm 80,00 M    380,00 M                                      380,00 M
davon ab Brennholzwert             90,00 M  Schaden                        270,00 M

1 Eiche unterer Teil 2,40 m lang, 300 cm Umfang
Inhalt: 2,29 fm a. fm                   70,00 M                                     160,00 M
Oberer Teil ca. 8 m lang, 46 cm Durchmesser
Inhalt: 1,33 fm a. fm                   55,00 M                                        73,15 M
                                                                                                   233,45 M davon 90 % Mindestwert                                                       210,10 M
1 Eiche ca. 10 m lang, 45 cm Durchmesser

Inhalt: 1,59 fm pro fm                 80,00 M                                       127,20  M
davon Minderwert 50 %                                                                 63,10  M
1 Eiche ca. 11 m lang, 36 cm Durchmesser
Inhalt: 1,12 fm a                          50,00 M                                       56,00  M
davon 60 % Minderwert                                                                 33,60  M
1 Eiche ca. 10 m lang, 48 cm Durchmesser
Inhalt: 1,81 fm a                          70,00 M                                      126,70  M
ab Brennholzwert                                                                           45,00  M   

1 Eiche ca 12 m lang, 301 cm Umfang                                             81,70  M
Inhalt 8,652 fm a                            150 M                                   1297,80  M
davon 20 % Minderwert                                                                259,50  M
4 Kastanien, Inhalt zusammen 5 fm a. fm  25,00 M
                                                                                                   125,00  M
ab Brennholzwert                        60,00 M                                       65,00  M
1 Linde, Inhalt 1,92 fm a.            25,00 M                                        48,00  M
ab Brennholzwert                        10,00 M                                       38,00  M
1 alter Walnußbaum verbrannt                                                        20,00  M
4 Fichten durch Splitter stark beschädigt                                          60,00  M

Summa:          1101,00  M

 

 

            GESAMTAUFSTELLUNG

1. Heu                         RM      1856,10
2. Stroh                                    RM        478,72
3. Getreide                   RM      2037,80
4. Kraftfutter                RM          78,45
5. Geflügel                   RM        330,00
6. Säcke                       RM        274,10
7. Kunstdünger             RM        187,20
8. Torfstreu                  RM          42,00
9. Fahrzeuge                RM      1069,00
10. Wirtschaftsgeräte    RM      2276,45
11. Möbel                     RM        737,00
12. Flurschaden und Schaden
an Gartenanlagen          RM         417,50
13. Holz                       RM       1101,00

Zusammen:                  RM      10885,32

 

F. Kettermann

landw. Sachverständiger im Reichsnährstand


 

Schadenfeststellung im Amtsbezirk Osterwick

am Freitag, den 16. August 1940

a) Gemeinde Osterwick:

                                                                               Flurschaden   Bomben
                                                                              ohne Gebäude   Anzahl

  1.   Feldmann, Hubert, Bauer, Höven 1                          115,98 M        3
        Provinzialstraße                    + auf der Straße                               1
  2.   Klümper, Anton, Schmiedemeister, Dorfb. 13           189,21 M        2
  3.   Gröning-Vosseberg, Landwirt, Dorfb. 12 a                 75,65 M        1
  4.   Fürstl. Sägemühle, Höven 83, laut anderen Antrag                           
        Woestmann-Ruck Ww                                           175,44 M        4
  5.   Brunnemann, Landwirt, Höven 83                           115,49 M        2
  6.   Tappe, Albert, Landwirt, Höven 7,       2 Blindg.       878,05 M        7
  7.   Hans-Kruse, Wilhelm, Bauer, Midlich 1, 2                98,58 M        4
  8.   Schloß Varlar, Höven 44     l. A.                                                   4
  9.   Riediger, Fritz, Angestellter, Höven 44   Gardinen       54,00 M       
10.   Ww. Kirchhoff, Bäuerin, Höven 25,  1 Blindg.          173,10 M        3
11.   Bruns, Alois, Landwirt, Höven 9                              100,71 M        2
        Brinkmann, Anton                                                    50,72 M        1
12.   Hegemann, Hermann, Bauer, Höven 16,  1 Blindg.   192,56 M        3
13.   Sälker, Landwirt, Höven 10                                     261,09 M        3
14.   Schulenkorf, Hermann, Holtwick-Kirchspiel 144
        (Weide bei Kuhfuß)                                                                      1
        Waldungen Fürst                                                                        2
15.   Sälker, Landwirt, Höven 10 (Weide bei Flenker)                           1
16.   Leifeld, Heinrich, Bauer, Midlich 24                         202,73 M        2
17.   Wessling, Ww. Bäuerin, Höven 40 (Wiese
        zwischen Döcking und Gödde)                                  31,60 M        1
18.   Roßmöller, Wil., Dorfbauernschaft 40                        25,00 M       
        Lülf Josef                                                                                   1
19.   Schräder, Franz, Müller, Dorfbauernschaft 29            37,11 M        1
20.   Vörding, August, Bauer, Dorfbauernschaft 19            88,00 M        1
21.   Volmer-Lütkenhaus, Bernard, Dorfbauernschaft 19    46,00 M        1
22.   Dr. Dercken, Otto, Arzt, Dorfbauernschaft 42          166,00 M
23.   Pastorat - Kirche, Osterwick Dorf                           120,00 M        1
24.   Schulze Averdiek, Bauer, Dorfbauernschaft 3
25.   Brand, Wil., Landwirt, Brock 8                                189,78 M        3
26.   Müther, Bernard, Bauer, Brock 7                                                 1

        b) Gemeinde Darfeld

27.   Waldungen beim Forsthaus Burlo                                                 9
28.   Ww. Börsting, Bäuerin, Hennewich 8                      460,00 M        3
        Engelsing Ww.                                                         34,00 M        1

                                                         Flurschaden:        3879,71 M       69

                                                                            + Midlich                 1
                                                                                                         70

24  auf 25. Juni:                                1 Bombe  Midlich .... des Fürsten
19. auf 20. Juli:                                 9 Bomben (N
o 27)
25. auf 26. Juli                                60 Bomben
30. auf 31. August:                           4 Bomben (Ficker)
25. auf 26. Juli (12. 9. festgestellt)     1 Blindgänger (Sälker Kartoffel)
                                                     75


 

Fliegerangriff in Osterwick.

In der Nacht vom 30./31. 8. 1940 gegen 3 Uhr morgens wurde die Bevölke­rung Osterwicks durch heftigen Bombeneinschlag plötzlich geweckt. Die Be­völkerung lief auf die Straßen, keiner jedoch konnte im ersten Augenblick Aus­kunft geben, wo die Bomben gefallen waren. Kurze Zeit darauf hieß es, es seien Sprengbomben bei dem Bauernhof Ww. Ficker in Osterwick (Eigentümer Woestmann-Ruck in Coesfeld-Gaupel) gefallen und auch Personen verletzt, der Arzt müsse sofort kommen.

Dr. Dercken und ich sind dann sofort zum Hofe Ficker gefahren.

Ein einzelner Flieger hatte, ohne eine Leuchtbombe zu setzen, vier Spreng­bomben dort abgeworfen. Eine Sprengbombe durchschlug den Dachstuhl und muß in den auf dem Boden liegenden Heu- und Strohvorräten krepiert sein. Eine zweite Bombe war an der Süd-Ost-Seite wenige Meter vom Hause entfernt ge­fallen und hatte die Wand aus Fachwerk zum Schlafzimmer eingedrückt. In diesem Zimmer schliefen zwei erwachsene Söhne der Familie und zwei Ferien­kinder, welche beim Abwurf der Bomben sämtlich zu Bett lagen. Eine Bettstelle allein war von 12 Splittern durchschlagen. In diesem Zimmer lagen Steine, Mörtel und Möbel wüst durcheinander. Der Ferienjunge Kurt Bette aus Düssel­dorf, Gillbachstr. 24, wurde durch Bombensplitter an beiden Füßen verwundet. Auf Wunsch der Eltern ist er am 2. 9. 1940 in seine Heimat Düsseldorf zur wei­teren ärztlichen Behandlung mit einem Sanitätsauto des DRK überführt. Durch sorgfältige ärztliche Behandlung wurde er vollständig wieder hergestellt.

Zwei weitere Bomben (250 und 500 Pfd.) hatten nur Flurschaden angerichtet. Splitter der Bomben sind durch Türen und Fenster des Nachbargebäudes Telger geschlagen. Der alte Fachwerkbau der Ww. Ficker wurde, soweit er Wohn­zwecken dient, total zerstört.

Hf [Dr.Herbsthoff]

 


Fliegerangriff in Osterwick.

In der Nacht von Dienstag, den 8. auf Mittwoch den 9. Juli 1941 (dritte Nacht der Großangriffe auf Münster) gegen 1.30 Uhr warf ein feindlicher Flieger in Osterwick, Bauernschaft Höven auf den Weiden des Bauern Wessling, Bernard und Hemker, Karl, fünf Sprengbomben mittleren Kalibers. Außer der Beschädi­gung einiger Dachpfannen und Scheiben sind Schäden nicht entstanden.

Eine weitere Bombe fiel als Blindgänger in die Schweineweide des Bauern Heinrich Fleige in Osterwick, Höven 78 und liegt genau 35 m. von den Wirt­schaftsgebäuden entfernt.

Am 10. Juli 1941 hat ein Kommando der freiwilligen Feuerwehr Osterwick über diese Einschlagstelle des Blindgängers eine splittersichere Abdeckung in Größe von 6 x 6 m. mit Sand, Stroh und Buschen hergestellt. Dieser Blindgän­ger wird voraussichtlich in nächster Zeit auf Anordnung der Luftzeuggruppe V 1 in Münster gesprengt werden, da er in der Nähe des Wohnhauses liegt.

Bis zur Herstellung der splittersicheren Abdeckung mußten die Häuser Fleige, Heinrich („Rieke-Fleige“), Fleige, Heinrich („Bültgen-Fleige“) und Ww. Fleige für zwei Tage geräumt werden.

Diesen Bombenabwurf habe ich vom Turm aus genau beobachtet. Insgesamt konnte man in dieser Nacht ringsum, insbesondere aber über Münster 93 Leuchtkugeln zählen. Ein Fallschirm einer Leuchtkugel wurde am anderen Tag von dem Bauern Meickmann-Feldkamp in der Nähe seines Hauses gefunden.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld.

In der Nacht von Mittwoch, den 9. auf Donnerstag, den 10. Juli 1941 gegen 1.30 Uhr warf ein feindlicher Flieger auf den Weiden des Bauern Heinrich Palz in Darfeld, Hennewich 1 vier Sprengbomben mittleren Kalibers und außerdem drei Blindgänger. Nach den Sprengtrichtern und Splittern zu urteilen, handelt es sich hier um 5-Ztr. Bomben.

Zwei Blindgänger liegen auf der Weide des Landwirts Ochtrup in der Nähe der Gehöfte Ochtrup und Fliß. Einer von diesen beiden Blindgängern, dessen Einschlagstelle 40 cm. im Durchmesser und in einer Tiefe von 1,50 m zuge­schüttet war, zerknallte am folgenden Tag (10. 7. 1941) nachmittags um 15.15 Uhr nach 13 Stunden und 45 Minuten. Aus der kleinen Einschlagstelle war nunmehr ein großer Trichter im Durchmesser von 6–7 m geworden. Der Trichter war bis zum Rand angefüllt mit weißen Mergelsteinen, die auch im weiteren Umkreis umhergestreut waren.

Der 2. Blindgänger bei Ochtrup wurde am 11. 7. 1941 abends von einem Kommando der freiw. Feuerwehr Darfeld splittersicher abgedeckt (mit kurzen Stämmen, Stroh und 400 Buschen).

Der 3. Blindgänger liegt etwa 200 m. vom Hofe Palz in einem Graben und soll noch von einem Feuerwerker näher untersucht werden.

Insgesamt wurden durch diesen Reihenwurf 6 Stck. Rindvieh so schwer be­schädigt, daß sie notgeschlachtet werden mußten. Insgesamt weideten in dieser Nacht auf den Weiden Palz ca. 300 Stck. Pensionsvieh.

Die infolge der Blindgänger geräumten Häuser Ochtrup, Fliß und Thoms konnten nach zwei Tagen wieder bezogen werden. In dieser Nacht sind vom Beobachtungsposten in Osterwick 24 Leuchtkugeln gezählt.

Die 4 Sprengtrichter in der Weide Palz sind:

1          Trichter            Tiefe    2,80      m. Durchmesser  8,30   m.
1                              1,65                             6,00  
1                              2,10                             7,50  
1                              2,20                             7,60  

Dr.Herbsthoff

[Handschriftlicher Nachtrag:]  3. Blingänger im.Zerscheller mit Aufhänge­vor­richtung am Kopf der Bombe

 


 

 

 

Der Höhere- und Polizeiführer                                Münster, den 18. 7. 1941.
bei den Oberpräsidenten von Westfalen,
Hannover, der Rheinprovinz und beim
Reichsstatthalter in Lippe u. Schaumburg-Lippe
im Wehrkreis VI

B.d.O. Lu. -5572- Tgb. Nr. 2064/41 g.

 

Betrifft: Erfahrungen bei den 5 Luftangriffen auf

Münster in der Zeit vom 6. 7. bis 10. 7. 1941

Von den 5 Luftangriffen auf Münster in der Zeit vom 6. 7. bis 10. Juli 1941 handelte es sich bei 4 Angriffen um Großangriffe von erheblichem Ausmaß. Die in unmittelbar aufeinanderfolgenden Nächten durchgeführten Großangriffe sind in dieser Häufigkeit und in dieser Stärke erstmalig auf einen Luftschutzort er­folgt. Es sind hierbei eine Reihe neuer Erfahrungen gesammelt, die nachstehend zusammengestellt sind.

Sämtliche LS-Orte I. bis III. Ordnung haben an Hand dieser Erfahrungen ihre vorbereiteten Maßnahmen sofort zu überprüfen und je nach den örtlichen Ver­hältnissen auszuwerten. Weiter sind die Polizei- und SHD.-Kräfte und alle im Luftschutz tätigen Kreise beschleunigt über diese Erfahrungen zu unterrichten.

1.) Die Angriffe auf Münster erfolgten in 5 aufeinanderfolgenden Nächten und zwar:

                                                                                                Tote    Verl.

   6. 7.    1.16–2.50 Uhr        40–50   Flugz.         200 Sprengb.      23       68
                                                                      3000 Brandb.
   7. 7.    2.30–2.35               1–  2                     30 Brandb.
   8. 7.    1.10–3.00             40–50                   250 Sprengb.        8       82
                                                                      3000 Brandb.
   9. 7.    1.15–2.41             50–60                   300 Sprengb.      12       43
                                                                      3000 Brandb.
10. 7.    1.40–2.40             15–20                     50 Sprengb.        1       11
                                                                      1000 Brandb.                     
Sa.                                    150–180  Flugz.         800 Sprengb.      44      204

 

Die Zahl der Verletzten ist noch erheblich höher, da viele Verletzte sich nicht in Behandlung begaben und andere sich in Krankenhäusern behandeln ließen.

Die Bombenabwürfe erfolgten auf Betriebe, Behördengebäude, Reichsbahn­anlagen, Wehrmachtsanlagen und in großem Umfang auf Wohnviertel.

  2.)  Diesen Großangriff auf Münster waren in den letzten Wochen häufig Ein­flüge vorausgegangen, bei denen die feindlichen Flieger zahlreiche Fall­schirmleuchtbomben über Münster warfen, ohne daß Angriffe folgten. Sie stellten hierbei fest, daß kein Flakschutz vorhanden war. Bei wiederholten Anflügen und Abwurf von Fallschirmleuchtbomben ohne Angriffe kann der betreffende Ort mit bevorstehenden größeren Angriffen rechnen

  3.)  An größeren Schäden sind bei diesen Angriffen entstanden:

Durch Brandbomben:   Vollständig ausgebrannt               208 Häuser
                                   Teilweise                                   209 Häuser
Durch 
Sprengbomben: Totalschäden an                          104 Häusern
                                   Teilschäden an                            288 Häusern

Glas-, Dach- und sonstige kleinere Schäden entstanden an über 2000 weite­ren Häusern. Da in Münster etwa 12500 Häuser vorhanden sind, ist also fast jedes 4. Haus beschädigt.

  4.)  Der Feind warf in stetem Wechsel Spreng- und Brandbomben in mehr­stündigem, pausenlosen Angriff. Durch den starken Abwurf von Spreng­bomben, z. B. in einer Nacht 300 auf die Stadt Münster zwang er die Selbstschutzkräfte, in den Schutzräumen zu verbleiben, um ein frühzeitiges Erkennen und eine schnelle Bekämpfung der Entstehungsbrände zu verhin­dern. Vielfach warfen die feindlichen Flieger ihre Bomben im Tieffluge ab und schossen mit Bordwaffen auf die Löschkräfte.

  5.)  Der Feind verwandte vorwiegend Sprengbomben zu 220 kg, darüber hinaus aber auch zu 443 kg und in drei Fällen zu 842 kg.

An Brandbomben wurden überwiegend die 6-kantigen 1,7 kg Brandbom­ben abgeschüttet, darunter in größerer Zahl mit Zerknallwirkung. Daneben wurden aber auch 12,5 kg Brandbomben festgestellt.

49.)  Das Heulen der abgeworfenen Bomben, das vor allem in den behelfsmäßig ausgebauten Schutzräumen der Wohnhäuser sehr deutlich hörbar ist, stellt eine starke seelische Belastung für die Bevölkerung dar, die sich bei Wie­derholung der Angriffe in mehreren aufeinanderfolgenden Nächten bei vielen Personen bis zur Unerträglichkeit steigert. Daher hat ein großer Teil der Bevölkerung nach mehreren Angriffsnächten in Befürchtung weiterer Angriffe das Bestreben, die Stadt ganz, bzw. mindestens für die Nachtstun­den zu verlassen, ohne Rücksicht darauf, daß zahlreiche Häuser hierdurch vom Selbstschutz entblößt werden.

50.)  Um den erforderlichen Selbstschutz zu gewährleisten, muß verhindert wer­den, daß die männliche Bevölkerung die Stadt verläßt. Durch Auffangpo­sten der Polizei, der Partei und der Wehrmacht wurden an den Ausfallstra­ßen alle Männer unter 60 Jahren am Verlassen der Stadt gehindert, soweit sie in der Stadt ansässig und nicht zur Begleitung ihrer Familie mit mehre­ren Kindern zur Unterstützung der Frau unbedingt erforderlich waren.

51.)  Von den in der Stadt zurückgebliebenen Personen suchen allabendlich eine sehr große Anzahl die bombensicheren Bauten und die öffentlichen LS-Räume auf, weil sie sich hier in größerer Sicherheit fühlen als in den be­helfsmäßig ausgebauten Schutzräumen ihrer Wohnhäuser. Auch hierdurch ist der Selbstschutz in den Häusern weiter herabgesetzt.

52.)  Um einen weiteren planmäßigen Schutz der Stadt auch dann zu gewähr­leisten, wenn, wie in Münster, nach den ersten Angriffsnächten des Nachts bis zu 75 % der Bevölkerung die Stadt verlassen hat, wurden Wehrmachts­hilfskommandos in größerem Umfange den LS-Revieren zugeteilt und über die ganze Stadt verteilt, um in der schnellen Erkennung und Bekämpfung von Entstehungsbränden tätig zu werden.

56.)  Es ist unbedingt notwendig, daß bei Feststellung von Blindgängern die Räumung in dem erforderlichen Umfange schnellstens durchgeführt wer­den. Das Eintreffen der Polizei darf hierbei nicht erst abgewartet werden, vielmehr muß die Räumung sofort durch den LS-Wart, den LS-Gemein­schaftsführer, den Blockleiter der Partei usw. veranlaßt werden. Die Zahl der in den 5 Angriffsnächten abgeworfenen Blindgänger betrug 102.

57.)  In einem Falle detonierte ein Langzeitzünder während der Abdeckungs­arbeiten. Hierdurch wurden die eingesetzten Kräfte des I.-Dienstes  auf’s Höchste gefährdet. Auch für diese Arbeiten müssen mehr als bisher Straf­gefangene eingesetzt werden.

58.)  Die Verpflegung für größere Bevölkerungsteile muß, soweit noch nicht geschehen, umgehend vorbereitet werden. Es ist hierbei nicht nur an Eva­kuierte zu denken, sondern auch daran, daß viele Speisewirtschaften zer­stört oder wegen der Lage von Blindgängern geschlossen sind, die Gaszu­fuhr unterbrochen ist und Teile der Bevölkerung, die auf Gaststätten ange­wiesen sind, und Männer, deren angehörige infolge der Luftlage die Stadt verlassen haben, mitverpflegt werden müssen.

59.)  Die Bevölkerung ist nochmals zu unterweisen, daß Wohnungs- und Zimmer­türen sowie Schränke während eines Fliegeralarms nicht abge­schlossen sein dürfen, da sonst die schnelle Schadensbekämpfung und die Rettung von Gegenständen nicht möglich ist. Zweckmäßig ist es, wertvolle Gegenstände, Wäsche und Kleidungsstücke nachts in Kellerräumen zu la­gern.

60.)  Da bei Großangriffen mit dem Ausfall der Stromversorgung stets zu rech­nen ist, muß die Bevölkerung angehalten werden, Kerzen, Streichhölzer, Taschenlampen usw. stets griffbereit zu lagern, damit Paniken vermieden werden.

                                               In Vertretung:

                                               Der Befehlshaberder Ordnungspolizei
                                        Generalmajor der Polizei.


Funkspruch des Landrats Coesfeld.

Anordnung der Regierung Münster.

Möglichst sofort in allen Gemeinden der Kreise Coesfeld und Ahaus durch An­schlag oder auf anderer Weise bekannt zu geben, daß alle männl. oder weibl. Berufstätigen aus der Stadt Münster sich nach Münster zurück begeben sollen.

Veröffentlicht.

Osterwick, 12. Juli 1941.
Der Amtsbürgermeister.
gez.  Dr. Herbsthoff.


............ des englischen Fliegeroffiziers, welcher in der Nacht v. 12. auf 13. Au­gust 1941 in Holtwick Hegerort abgesprungen ist. Bomber stürzte in Legden ab.

Michael Geoghegan

[Beigelegt Etikett einer Toffee-Packung]


 

Fliegerangriff in der Gemeinde Darfeld.

In der vergangenen Nacht von Montag, den 18. auf Dienstag, den 19. August 1941 kamen die ersten feindlichen Flieger verhältnismäßig spät, gegen kurz vor 2 Uhr über den Amtsbezirk Osterwick geflogen. Größeres Flakfeuer sah man aus der Richtung Recklinghausen. Scheinwerfer suchten am Himmel aus der Richtung Industriegebiet und holländische Grenze. Ein Flieger kreiste längere Zeit über Osterwick und Darfeld. Gegen ¼ vor 3 Uhr hörte ich in der Richtung Darfeld zweimal kurz hintereinander ein starkes Rauschen. Kurze Zeit später flammte an mehreren Stellen zwischen Darfeld und Billerbeck auf der Höhe das schneeweiße Licht abgeworfener Brandbomben auf. Vom Turm aus sah man in dem hellen Feuerschein dieser Brandbomben einen Wald. Die Straße Darfeld–Billerbeck wurde von Brandbomben ganz hell angeleuchtet. Einige der Brand­bomben krepierten und spritzten auseinander. Insgesamt wurden 60 Bündel Brandbomben abgeworfen.

Wie ich heute morgen an Ort und Stelle festgestellt habe, sind die Brandbomben in einer größeren Anzahl auf und an der Straße Darfeld–Billerbeck in der Nähe der Gehöfte Farwick und Weihermann abgeworfen. In einem Haferfeld des Bauern Baumeister, welches ungefähr 100 m von dem Hofe Farwick entfernt liegt, ist eine Brandbombe 1,42 m tief in den Erdboden, davon 30 bis 40 cm tief in den Mergel, eingedrungen. Das letzte Stückchen saß so fest im Mergel, daß es von 4 starken Männern mit einem Seil herausgezogen werden mußte. Zwei Brandbomben waren ungefähr 7 cm in die Teer- und Schotterdecke der Provin­zialstraße eingedrungen und auf der Straße verbrannt. Irgend welcher Schaden ist durch diese Brandbombe nicht entstanden. Die Bewohner der naheliegenden Gehöfte sind mit dem Schrecken davon gekommen.

Wenige Minuten bevor diese Brandbomben fielen, hat dasselbe niedrigfliegende Flugzeug zwei Bomben auf die Weide des Bauern Klemens Schulze Janning in Darfeld abgeworfen. Eine Bombe ist mitten in der Weide krepiert und hat einen Trichter von nur 1 m Tiefe geworfen. Es war eine Brisanzbombe, welche eine starke Sprengwirkung gehabt hat und in einer Breite von 10–15 m rundum den Sprengtrichter alles Gras abgerissen oder verbrannt hat. Von den auf der Weide befindlichen 4 Pferden und 11 Kälbern ist seltsamerweise kein Stück verletzt worden. Die zweite Bombe liegt auch auf dieser Weide in einer Entfernung von 50 m von der Oberdarfelder-Feuerstiege entfernt. Es ist ein Blindgänger welcher voraussichtlich von einem Sprengkommando aus Münster in nächster Zeit ge­sprengt wird.

Außer einigen Fensterscheiben und Dachziegeln an den Gebäuden des Hofes Bertmann genannt Wübbelt ist auch hier kein Schaden entstanden.

In derselben Nacht wurden im Amtsbezirk Legden 6 und in den Waldungen Höpingen–Laer auf Laergebiet 7 Sprengbomben abgeworfen.

Über den Gemeinden Darfeld und Osterwick hatten die beiden hier kreisenden Flugzeugen 5 Leuchtkugel gesetzt. Der Fallschirm einer großen Leuchtbombe wurde heute morgen von dem Bauer Bertmaring in der Nähe seines Hofes ge­funden.

Darfeld und Osterwick haben in der vergangenen Nacht um 245 Uhr Flieger­alarm gegeben u. kurz vor 4 Uhr wurde entwarnt.


 

Fliegerangriff in Darfeld.

In der Nacht von Donnerstag, den 28. auf Freitag den 29. August 1941 kamen gegen 2,20 Uhr mehrere feindliche Flieger über Osterwick geflogen. Es war in dieser Nacht ein Angriff auf das Industriegebiet (Recklinghausen bis Dort­mund).

Gegen 2,30 hörte ich vom Feuerwehrturm in Osterwick den sausenden und flötenden Ton eines Bombenabwurfs in Richtung Darfeld von einem feindlichen Flieger, welcher bereits seit kurzer Zeit über den Gemeinden Osterwick und Darfeld gekreist hatte. Kurze Zeit nach dem Abwurf flammten in einer Breite von ungefähr 200 m eine ganze Anzahl Brandbomben mit ihrem schneeweißen Licht grell auf. Es war die rechts von der Windmühle in Höpingen. Wenige Mi­nuten später sah man, wie sich ein Feuer mit rotem Schein auf der linken Hälfte des Brandbombenabwurfs entwickelte. Wir nahmen zunächst an, daß der Brand hinter Höpingen in den Bauernschaften Aulendorf oder Esking war. Kurze Zeit spä­ter als der Feuerschein stärker wurde, habe ich telefonisch festgestellt, daß der Bauernhof Franz Damer in Höpingen Nr. 12 von mehreren Brandbomben getroffen war und in hellen Flammen stand.

Sofort wurde das Ausrücken der Motorspritze Osterwick mit acht Mann an­geordnet. Als ich mit Polizeihauptwachtmeister Suuck an der Brandstelle ein­traf, standen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude in hellen Flammen. Die Feuer­wehr Darfeld hatte bereits ihre Motorspritze angesetzt und mit dem Löschen begonnen. Dem gewaltigen Feuer gegenüber waren sie zur Zeit jedoch fast machtlos. In den Wirtschaftsgebäuden befanden sich insgesamt 30 Fuder Ge­treide, Heu und Stroh, welche durch die Brandbomben sofort in Brand gesetzt waren und an allen Ecken und Enden lichterloh brannten.

Mehrmals mußte die Feuerwehr ihre Tätigkeit unterbrechen und in Flieger­deckung gehen. Bomben wurden jedoch nicht mehr geworfen. Bis auf ein 1½ jähriges Fohlen (Schätzungswert 1200 RM) welches nicht mehr herausgeholt werden konnte und verbrannt ist, wurde sämtliches Vieh sowie auch fast die gesamte Wohnungseinrichtung durch Nachbarn und Feuerwehr gerettet.

Eine Brandbombe war durch den Dachstuhl, durch ein Schlafzimmer, durch den Saal und durch die Fußbodendecke bis in den Keller gefallen und hat dort gebrannt. Der Bauer teilte mir mit, er sei durch Fliegergeräusche aufgestanden, habe sich aber bald wieder hingelegt, da er nichts mehr gehört habe. Kurze Zeit später hörte er Bomben fallen, sprang auf und lief in den Keller, um hier eine gezündete Brandbombe zu löschen. In demselben Augenblick brannte aber auch schon der Dachboden über die Tenne und den Stallungen, so daß er diesem star­ken Feuer gegenüber hilflos war. Der Hof muß wenigstens von 4–5 Brandbom­ben direkt getroffen worden sein.

Weitere Brandbombeneinschläge lagen zwischen den Höfen Damer und Gottheil, auf der Straße zum Berghügel, sowie bei den Höfen Sicking, Reers und Overwaul Alfons. Hart an der Gemeindegrenze Darfeld–Billerbeck der Bauern­schaften Höpingen–Aulendorf waren zur gleicher Zeit 7 Sprengbomben mit zum Teil sehr großen Sprengtrichtern (10 m Durchmesser und 3 m Tiefe) abgewor­fen. Außer geringfügigem Schaden an den Fenstern und Dachpfannen auf dem Hofe Reers in Höpingen, sowie leichten Verletzungen an zwei Kühen auf einer Weide Overwaul Alfons haben diese Bomben glücklicher Weise keinen Scha­den verursacht. Insgesamt wurden in der Bauernschaft Höpingen 100–150 Brandbomben abgeworfen. (120)

Die Wiederherstellungsarbeiten für den völlig zerstörten Hof Damer sind so­fort in die Wege geleitet worden.

 

Feststellung des Inventarschaden.

Bombenschäden durch Fliegerangriff auf den Hof Damer in Höpingen.

Heu                                                                                         1.188,40 RM
Stroh                                                                                       1.131,60 
Getreide                                                                                  4.552,00 
Gartenfrüchte                                                                               18,00 
Geflügel                                                                                     155,00 
Säcke                                                                                         115,00 
Landw. Maschinen und Zubehör                                               7.012,00 
Wagen u. Zubehör                                                                   2.643,00 
Wirtschaftsgerät                                                                      3.675,45 
Stalleinrichtungen                                                                     1.238,00 

                                                                                    Sa.    21.729,35 RM.


 

Sprengung von Blindgängern in Osterwick und Darfeld.

   I.   Am Montag, den 8. 9. 1941 traf hier ein Sprengkommando des SHD 5/22 (mot.) in Münster unter Führung des Gruppenführers Heuer (Anstreicher­meister in Stadtlohn) und unter der Leitung des Oberfeuerwerkers Holz von der Luftzeuggruppe VI in Münster ein, um die 35 m vom Hofe des Bauern Heinrich Fleige in Osterwick, Höven 78 liegende nicht detonierte Flieger­bombe zu sprengen.

Die Bombe wurde in der Nacht vom 8./9. 7. 1941 abgeworfen. Bei der Freilegung der Bombe wurde festgestellt, daß es sich um eine Spreng­bombe G.P. 250 L B (230 Pfund) - Langzeitzünder - handelte.

Das Schwanzstück, an dem der Schlagbolzen für den Langzeitzünder un­tergebracht ist, wurde von dem Feuerwerker geborgen und befindet sich im Eigentum des Amtes Osterwick.

Am 9. 9. 1941 um ½ 1 Uhr mittags wurde die Bombe, welche in dem Sandboden nur 2,20 m tief lag, von dem Feuerwerker gesprengt, ohne ir­gendeinen Schaden anzurichten.

II.   Am Dienstag, den 9. 9. 1941 traf nachmittags ein weiteres Sprengkom­mando unter Führung des Gruppenführers Heumann vom SHD Münster und unter Leitung des Oberfeuerwerkers Prante der Luftzeuggruppe VI Münster ein, um die Blindgänger bei Ochtrup und Palz, die in der Nacht vom 9./10.7.1941 abgeworfen wurden, zu sprengen. Die bei Palz liegende, nicht detonierte Bombe, lag in einer Tiefe von nur 1 m. Es war eine Sprengbombe mit Aufschlagzünder 500 L.G. (450 Pfund). Die Bombe war durch eine Pappel gehindert, quer eingefallen und beim Aufschlag in meh­rere Teile zerrissen. Der Zünder wurde beim Aufschlag stark verbogen, so daß die Bombe nicht explodierte, obwohl sie entsichert war.

Nach Entfernung der Sprengkapsel und des in der Bombe befindlichen Sprengstoffes wurden die einzelnen Teile der Bombe restlos sichergestellt und sollen von dem Schmiedemeister Bernard Kernebeck in Osterwick zu­sammengeschweißt werden.

III.   Im Laufe des 10. 9. 1941 wurde die bei Ochtrup gefallene Bombe freige­legt. Es war eine 500 Pfund-Bombe mit Aufschlagzünder, welche 1½ m von der Einschlagstelle lag und sich in der Erde wieder mit der Spitze nach oben gestellt hatte. Die Bombe wurde von dem Oberfeuerwerker Prante durch Herausnehmen des Zünders entschärft und soll der Lufthauptmuniti­onsanstalt in Bork zu Versuchszwecken überwiesen werden.

IV.   Am Freitag, den 12. 9. 1941 wurde von dem Sprengkommando – Leitung Oberfeuerwerker Prante und Gruppenführer Heumer – die in der Nacht vom 18./19. 8. 1941 abgeworfene, nicht detonierte Bombe in der Weide des Bauern Klemens Schulze Janning in Darfeld, Oberdarfeld 8 gesprengt. Die Bombe lag in einer Tiefe von 2,50 m und hatte ein Gewicht von 250 engl. Pfund. Die Bombe lag ungefähr 1½ m von der Einschlagstelle ent­fernt flach im Boden in Richtung auf den Hof Schulze Janning.

Das Schwanzstück mit dem Schlagbolzen für den Langzeitzünder wurde geborgen und befindet sich im Eigentum des Amtes Osterwick.

V.   Am Freitag, den 12. 9. 1941 wurde der in der Nacht vom 25./26. 7. 1940 in einem Kartoffelacker des Bauern Heinrich Sälker in Osterwick, Höven 10 abgeworfene Blindgänger von dem Sprengkommando – Leitung Oberfeu­erwerker Holz und Gruppenführer Heuer – gesprengt. Die Bombe lag in ei­ner Tiefe von 6,10 m. Nach 4 m Lehmboden kam 1–2 m Fließboden, so daß die Freilegung des Blindgängers sehr große Schwierigkeiten machte und 2 volle Tage gedauert hat. Bei der Sprengung flogen Sprengstücke auf den Hof Sälker und auf den Hof Kuhfuß. Es handelte sich um eine Lang­zeitzünder-Bombe vom 250 engl. Pfund.

VI.   Der in der Nacht vom 25./26. 7. 1940 auf einer Weide der Ww. Kirchhof in Osterwick, Höven 25 abgeworfene Blindgänger mußte ebenfalls gesprengt werden, da die Fa. Kuhfuß auf dieser Weide den Boden für die Herstellung von Ziegelsteinen abbauen wollte. Diese Bombe wurde am Montag, den 15. 9. 1941 gesprengt. Es war eine Langzeitzünderbombe (250 Pfund), welche schräg eingefallen und in einer Tiefe von 2,50 m mit der Spitze nach oben lag. Das Bodenstück mit dem Schlagbolzen wurde von dem Oberfeuerwerker Holz der Amtsverwaltung übergeben.

Gruppenführer Heumer, Luftgaupostamt Mstr. 2, Feldpost 12076

Oberfeuerwerker Prante, Siddinghausen 106 über Büren/Westfalen

Springer ? Schutz ?.... ??  12. 9. 41
              Ochtrup


 

Fliegerangriff in Holtwick in der Nacht

vom 28./29. Januar 1942.

Trotzdem der Himmel bedeckt war und Schnee und Regen fiel, kamen gegen ½ 9 Uhr die ersten feindlichen Flieger über den Amtsbezirk in Richtung Mün­ster und Coesfeld geflogen. Nachmittags hatten die beiden Städte Münster und Coesfeld für kurze Zeit Fliegeralarm. Insgesamt überflogen bis 10 Uhr 5 oder 6 feindliche Flugzeuge unseren Amtsbezirk. Bereits um ½ 9 Uhr fiel in der Rich­tung nach Billerbeck eine Bombe. Die Wolken hingen sehr tief. Dagegen gab das Mondlicht etwas Helligkeit.

Kurz nach 10 Uhr hörte man aus der Richtung Holtwick zwei schwere Deto­nationen. Die Türen und Fenster wurden in Osterwick stark erschüttert. Gegen 12 Uhr erhielt ich telefonisch die Mitteilung, daß in der Nähe der Heuerlings­wohnung Linnemann des Bauern Sch. Niehoff in Holtwick, Bauernschaft Hege­rort 2 Sprengbomben gefallen sein sollten. Gegen 2 Uhr nachts wurde mir tele­fonisch mitgeteilt, daß insgesamt 6 Sprengbomben dort abgeworfen seien und verhältnismäßig wenig Sachschaden verursacht hätten.

Heute morgen stellte ich an Ort und Stelle folgendes fest: Die erste Bombe – Sprengtrichter 7 m im Durchmesser und 2,50 m tief – lag ungefähr 50 m vom Wohnhaus Linnemann entfernt in einem Roggenfeld. Mehrere hundert Meter waren die Erdbrocken und Splitter geflogen. Die Spuren konnte man in dem hohen Schnee deutlich feststellen. Am Wohnhaus Linnemann waren nahezu sämtliche Fenster zertrümmert, mehrere Risse im Mauerwerk und verschiedene Beschädigungen auf dem Dache, insbesondere ein 1 qm großes Loch, welches durch schwere Erdbrocken verursacht worden war. Die zweite Bombe lag unge­fähr 100 m weiter am Waldrand und hatte einen Sprengtrichter von 8 m Breite und 3 m Tiefe.

Weitere 4 Sprengbomben-Trichter lagen in der Nähe. Splitter konnten infolge des hohen Schnee’s nicht gefunden werden.

Das Leitwerk einer 5-Ztr.-Bombe mit dunkelgrünem Anstrich – bisher immer gelber Anstrich – wurde in der Nähe des Sprengtrichters gefunden und von mir sichergestellt.

Frau Linnemann, deren Mann z.Zt. Soldat ist, war mit vier kleinen, noch nicht schulpflichtigen Kindern sowie einem älteren Mädchen allein zu Hause. Die Scherben der Fenster sind in die Betten, in denen die Kinder schliefen, gefallen. Menschen oder Vieh wurden nicht im geringsten verletzt.

Da der Himmel stark bedeckt war und keine Leuchtkugeln gesetzt wurden, muß angenommen werden, daß irgendwo in der Nähe der Einschlagstelle nicht genügend verdunkelt war.

Die Instandsetzungsarbeiten wurden sofort veranlaßt und werden voraus­sichtlich bis morgen Abend beendet sein.

In der Nacht von Montag, den 26. auf Dienstag, den 27.1.1942 wurde in Osterwick eine Temperatur von minus 27 Grad in der Gärtnerei Thoms gemes­sen. In der kommenden Nacht vom 27./28.1.42 sank die Temperatur bis auf 0 Grad am 28.1.1942. Gegen Abend setzte Schnee und Regen ein, so daß ein Jeder überrascht war, als trotz dieses schlechten Wetters feindliche Flieger nach hier kamen.

Osterwick, den 29. Januar 1942.

Dr.Herbsthoff


 

[Beiliegend zwei Zeitungsausschnitte:]

Erfolgreich..

 

Bombenangriff auf Münster erfolgreich abgewehrt

Münster. Das Reichspropagandasamt gibt bekannt: In der Nacht zum 28. Januar 1942 versuchten britische Bomber wiederum die Stadt Münster anzugrei­fen. Der starken und ausgezeichneten Abwehr der Flak-Artillerie gelang es, durch planvollen Beschuß die Angriffe der in mehreren Wellen wie­derholt gegen die Stadt anfliegenden feindlichen Maschinen zurückzuwei­sen, so daß es keiner einzigen möglich war, über dem Stadtgebiet zum Einsatz zu gelangen. Die feindlichen Fliegerverbände wurden auseinandergetrieben und gezwungen, über freiem Gelände ihre Bomben abzuwerfen. So fielen die Sprengbomben verstreut im weiten Münsterland fast ausnahmslos auf freies Feld und richteten lediglich geringen Flur- und in wenigen Fällen Gebäudescha­den an.


 

 

 

Fliegerangriff in Darfeld.

Am Montag, den 9. März 1942 abends um 10,15 Uhr wurde der Amtsbezirk Osterwick durch eine starke Erschütterung geweckt [Am Rand hinzugefügt: Fliegerabsturz am Gabelpunkt bei Gescher (1 Mädchen von 18 J. tot)]. Vom Feuerwehrturm aus konnte ich ganz deutlich beobachten, daß im Industriegebiet in Richtung Recklinghausen sowie auch in Richtung Holtwick ganz neuartige Leuchtkugeln standen. Traubenförmig hingen 6–7 Leuchtkugeln, anscheinend miteinander verbunden – unter- und nebeneinander und beleuchteten den Him­mel sehr hell. Mehrere Flieger überflogen den Amtsbezirk.

Gegen 11 Uhr näherte sich ein Flugzeug aus der Richtung Münster. Ich sah, wie plötzlich eine schmalspurige Funkenbahn, ähnlich einer Rakete, in Richtung Darfeld senkrecht nach unten fiel. Als ich die Alarmsirene gezogen hatte, sah ich dann auch schon in Richtung Schöppingen und Asbeck eine weitere Kette Brandbomben fallen. Der Himmel stand in blendendweißem Licht. Wenige Se­kunden darauf entstand in Richtung Darfeld dunkelroter Feuerschein, ein Zei­chen, daß die Brandbomben in Darfeld gezündet hatten. Auf sofortige telefoni­sche Anfrage teilte man mir mit, daß es in Darfeld an mehreren Stellen brenne. Sofort wurde die Osterwicker Feuerwehr alarmiert und in Marsch gesetzt.

Schon auf der Höhe nach Darfeld sah man bereits den hellen Feuerschein von mehreren Bränden. An Ort und Stelle ergab sich, daß vom Bahnhof in Richtung Benning–Ww. Engelsing–Nattler–auf der Rieth bis zur Jägerheide eine große Anzahl Brandbomben – mindestens 700–800 Stück – abgeworfen waren.

Die ersten Brandbomben haben die große Scheune – 33 x 11 m – des Bauern Benning in Darfeld in Brand gesetzt. Die freiw. Feuerwehr Darfeld war bereits mit den Löscharbeiten zugange. In der Luft hörte man wiederholt Flieger, so daß mehrmals Fliegerdeckung genommen werden mußte.

Weitere Brandbomben hatten das Haus des Gastwirts Feldkamp-Froning, so­wie das Haus des Straßenwärters Nattler und das Haus der Ww. Engelsing ge­troffen. Diese Brandbomben sind von den Hausbewohnern selbst sofort gelöscht worden und haben keinen weiteren größeren Schaden verursacht.

Dagegen sah man schon von weitem mehrere Häuser auf der Rieth in hellen Flammen stehen. Insgesamt sind hier die 3 Wohnhäuser mit Wirtschaftsgebäu­den:

Damering, Nörden und Wevers

vollständig eingeäschert.

Mit den Wirtschaftsgebäuden standen zu gleicher Zeit 6–7 Gebäude in hellen Flammen.

1. Brand Damering:

Bei Damering fiel die erste Brandbombe in das Sofa des Wohnzimmers und eine zweite Brandbombe in die Küche. Als die beiden alten Leute die Brand­bomben herauswerfen wollten, sahen sie, daß das ganze Haus schon in hellen Flammen stand. Inventar und Wäsche konnten hier Dank der Tatkraft der Feu­erwehr fast vollständig gerettet werden. Dagegen sind 2 Kälber und 4 Schweine in den Flammen verbrannt und liegen unter den rauchenden Trümmern. 3 Brandbomben hatten das Glasdach der Gärtnerei durchschlagen, sind aber ohne nennenswerten Schaden anzurichten, abgebrannt. Eine Kuh mußte notge­schlach­tet werden.

2. Brand Nörden:

Auf den Alarm der Sirene in Darfeld hin war der Landwirt Nörden aufgestan­den und hatte sich notdürftig angezogen. In demselben Augenblick durchschlug eine Brandbombe das Dach und die Zimmerdecke und blieb neben ihm in der Holzplatte des Waschtisches stecken. Nörden versuchte, die Brandbombe he­rauszuziehen, verbrennt sich die Finger und kann die Brandbombe, da sie sehr fest saß, nicht herausziehen. Zu gleicher Zeit schlug eine zweite Brandbombe in das zweischläfrige Bett, in dem noch seine Ehefrau lag und er selbst erst vor wenigen Minuten aufgestanden war, ein. Die dritte Brandbombe traf den Keller­schrank links neben der Schlafzimmertür. Insgesamt werden 12–15 Brandbom­ben den Hof Nörden getroffen haben. Da die Brandbomben überwiegend in Schlaf- und Wohnräume fielen, konnte von dem Inventar nur wenig und von der Kleidung nichts gerettet werden. Frau Nörden und ihre beiden Töchter sind bar­fuß und nur notdürftig angekleidet zum Krankenhaus Darfeld gelaufen und mußten durch die Fenster das Haus verlassen.

Der Familie Nörden wurden heute 94 Bezugsscheine für Spinnstoffwaren und 9 Bezugsscheine für Schuhe sofort ausgestellt, da die Mitglieder der Familie buchstäblich nur noch 1 Hemd am Leibe hatten.

3. Brand bei Wevers:

Die ersten Brandbomben fielen in den Wohnteil des Hauses. Insgesamt hat dieses Haus etwa 10–15 Brandbomben erhalten. Eine Brandbombe durchschlug die Herdplatte und ich habe heute morgen den Rest der Brandbombe aus dem Herd herausgenommen. Bei Wevers mußten 2 Schweine notgeschlachtet wer­den.

Alle drei Häuser wurden mit den Wirtschaftsgebäuden total vernichtet. Im weiteren Umkreis liegen die Brandbomben zahlreich verstreut.

Heute morgen um 10 Uhr stürzte plötzlich eine 27 m lange und 5–6 m hohe Mauer der großen Scheune des Bauern Benning in voller Breite um, ohne daß vorher die geringsten Anzeichen dafür vorhanden gewesen waren. An dieser Stelle waren noch kurz vorher viele Feuerwehrleute vorbei gegangen.

In dieser Nacht wurden zur größten Überraschung und Freude in der Ge­meinde Darfeld nur zwei Sprengbomben in Waldungen Burlo geworfen. Dage­gen fielen an der Grenze Darfeld–Horstmar in der Bauernschaft Schagern meh­rere Sprengbomben. Eine auf das Pflaster des Hofes Schulze Hillert gefallene Sprengbombe drückte die eine Mauer der Stallung ein und tötete 8 Kühe.

In dieser Nacht fielen bei dem Hofe Wiechert Osterwick Brock 50 Brand­bomben.


 

[Beiliegend ein Zeitungsausschnitt mit Abbildung. Am Rand: Gescher Gabel­punkt am 9. III. 42  1020]

Ein nächtlicher Luftkampf

Ein feindliches Flugzeug wurde abgeschossen“, so be­richtete der Wehrmachtbericht am Dienstagmittag. Dieser Abschuß erfolgte durch einen Nachtjäger. Mit großer Wucht ist die Maschine auf den Boden auf­geschlagen und hat einen tiefen Krater hinterlassen. Im weiten Umkreis liegen die letzten Reste des Flugzeuges. Es sind nur Bruchteile einer Vickers Welling­ton .

Von dem Flugzeugführer erfahren wir über den Abschuß folgendes: „Nach­dem wir den Tommy aufgespürt hatten, ließen wir nicht locker und bemerkten bald, daß auch unser Gegner uns entdeckt hatte. Es setzte eine wilde Kurbelei ein. Dabei ereilte ihn das Schicksal. Ein Feuerstoß aus unserer Maschine brachte dem Tommy einen direkten Blattschuß bei, denn die Maschine stürz­te fast senkrecht zu Boden. In dem Augenblick, als sie getrof­fen wurde, schoß eine grelle Flamme aus dem Flugzeug, die uns für kurze Au­gen­blicke vollständig blendete. Nur mit großem Geschick konnte ich meine Ma­schine aus dem Gefahrenbereich herausbringen

“Aufnahme: Hülsbusch“


 

Fliegerangriff in Holtwick in der Nacht vom Donnerstag, den 26. auf Freitag, den 27. 3. 1942.

Um 8 Uhr abends kam der Funkspruch:„Infolge günstiger Wetterlage ist in der kommenden Nacht mit größeren Einflügen feindlicher Flieger zu rechnen. Luft­schutz in erhöhter Alarmbereitschaft.“

Gegen ½ 11 Uhr hörte man die ersten feindlichen Flieger. Bald darauf setzte auch schon starker Flakbeschuß ein an der Front im Industriegebiet (Wesel–Emmerich–Recklinghausen–Dortmund).

Um 23,05 Uhr kam ein Flieger aus der Richtung Coesfeld–Höven und über­flog den Bleck bei Holtwick. Der Bauer Große Lembeck stand in der Nähe sei­nes Hauses und gibt an, er habe das Ausklinken und kurz darauf das Sausen herabfallender Bomben gehört. Der Flieger hatte keine Leuchtzeichen gesetzt und auch keine Kreise gezogen.

Insgesamt fielen in fast gerader Richtung zwischen dem Hof Lütke Lembeck und dem heute nicht mehr bewohnten Kotten Naber, ungefähr 250 m vom Lütke Lembeck entfernt 7 Sprengbomben mittleren Kalibers (500 Pfd.). Die Bomben­trichter haben im Durchschnitt einen Durchmesser von 8,00 m und sind 2 m tief.

Größere Splitter lagen zahlreich umher. Die erste Bombe fiel in einer Apfel­weide und vernichtete 10–12 Obstbäume vollständig. Weitere 10 Obstbäume wurden beschädigt. Mehrere kräftige Obstbäume waren über dem Erdboden völ­lig durchgeschlagen. Die Krone eines Obstbaumes, der an der Einschlagstelle gestanden hatte, wurde 30–40 m weit weggeschleudert. Von mehreren Obst­bäu­men wurden armdicke Äste glatt heruntergeschlagen. Die weiteren zwei Bom­ben fielen ebenfalls auf die Weide der Witwe Lütke Lembeck. In gerader Rich­tung auf den Hof Richter und weiter Müther-Althues zu lagen die anderen vier Bombentrichter auf einem Grundstück des Bauern Große Lembeck und haben hier nur Flurschaden angerichtet.

Außer geringfügigen Dach- und Fensterscheibenschäden bei Ltk. Lembeck und Dachschäden bei Gr. Lembeck war nur noch ein Teil des Deckenputzes in einem Zimmer des Hofes Ltk. Lembeck heruntergefallen.

Ob dieser Reihenabwurf von 7 Sprengbomben auf irgendwelche Lichter­schei­nungen zurückzuführen ist, konnte nicht festgestellt werden.

[Am Rand hinzugefügt: Über schlechte Verdunklung auf dem Hofe Althues wurde später geklagt!]

Die..? Rodearbeiten? kosten allein mehr als 1000 Rm [Für gestrichenes  Der Gesamtschaden war sehr gering.]

Kurze Zeit später sah man in Richtung nach Holtwick ein helles Licht am Himmel und hörte einen dumpfen Knall. Es soll um diese Zeit ein deutscher Flieger bei Südlohn abgeschossen sein.

Während dieser Zeit standen in Richtung Industriegebiet eine große Anzahl Leuchtkugeln. Zu gleicher Zeit wurden 52 Leuchtkugeln von hier gezählt. Es waren dieses die neuartigen, wie Trauben zusammenhängenden Leuchtkugeln, und machten aus der Ferne den Eindruck, als wenn mehrere Weihnachtsbäume mit ihren Lichtern am Himmel ständen.

Gegen 12 Uhr fielen dann noch in Richtung Ahaus–Gronau mehrere Bomben. Kurz nach 12 Uhr war alles wieder ruhig.


 

Beseitigung von Blindgängern.

Durch ein Sprengkommando unter Führung des Oberfeuerwerkers Enders von der Luftzeuggruppe VI Münster wurden folgende Blindgänger im Amtsbezirk Osterwick beseitigt:

1.) in der Weide des Bauern Sälker in Osterwick-Höven
                                                                    am 17. 3. 1942 um 17,50 Uhr
2.)                                                        am 18. 3. 1942 um 19,00 Uhr.

3.) in Roterings-Brook, Forstgut Burlo in Darfeld  am 27. 3. 1942 ausgebaut,
4.)                                                              am 30. 3. 1942 gesprengt.


 

Fliegerangriff in Osterwick in der Nacht

vom 25./26. Juli 1942.

Kurz vor 2 Uhr nachts wurden die Bewohner Osterwicks durch starkes Flak­feuer aus der Richtung Industriegebiet aus dem Schlaf geweckt. Gegen 2 Uhr überflogen 2 Flieger Osterwick aus der Richtung Schöppingen–Coesfeld.

Als kurz darauf in der Richtung Münster mehrere Bomben fielen, wurde um 2,15 Uhr durch Sirene alarmiert. Ungefähr 10 Minuten blieb es dann ruhig. Dann kam ein Flugzeug aus der Richtung Holtwick und warf, ohne Leuchtzei­chen zu setzen oder Kreise zu ziehen, Bomben in Richtung Brockbauernschaft. Diese Bomben sind auf einer Weide und im Wald des Bauern Wiechert gefallen. Insgesamt sind 4 Bomben (5-Ztr.) abgeworfen und haben nur Flurschaden ver­ursacht. Die Sprengtrichter sind ungefähr 2 ½ m tief und haben einen Durch­messer von 5–6 m. Sie liegen zwischen den Gehöften Wiechert–Nergenau–Pöhlker. Nur am Wohnhaus Nergenau wurden ein kleines Fenster und einige Dachziegel durch den Luftdruck zerstört.

Gegen ¼ vor 3 Uhr wurde mir von dem Turm gemeldet, daß aus der Richtung Stening auf der von Nonhoff gepachteten Wiese vier verdächtige Personen beo­bachtet worden seien, wie sie die Weide überquert, sich hingeworfen hätten und dann weitergelaufen seien. Es müßten englische Fallschirmspringer sein. Sofort angesetzte Suchaktionen verliefen ergebnislos. Um 3.05 Uhr wurde entwarnt, da die Luft wieder rein war.

Gegen 4.15 Uhr wurde ich von dem Bauern Blakert in Midlich angerufen. Er teilte mir mit, daß vier, mit einem Tornister bepackte Männer in einem Abstand von je 10–15 m vom Osterwicker-Esch kommend die Bauernschaft Midlich durchquert hätten. Die dann alarmierte Landwacht hat ebenfalls längere Zeit ergebnislos gesucht. Nach den eingegangenen Meldungen handelt es sich offen­sichtlich um entwichene Kriegsgefangene.

Nachmittags um 6 Uhr ist dann nochmals eine allgemeine Suchaktion von den Polizeibeamten, Mitgliedern der Landwacht und den Mitgliedern der freiw. Feu­erwehr in Osterwick und Holtwick im Gebiet Midlich–Höven–Bleck–Riege durchgeführt. Auch dieses Suchen blieb ohne Ergebnis.


 

Absturz eines englischen Fliegers in Osterwick.

In der Nacht von Donnerstag, den 10. 9. auf Freitag, dem 11. 9. 1942 wurde gegen 12 Uhr vom Postamt Coesfeld gemeldet: „Fliegeralarm in Coesfeld“. Kurz darauf sah man, vom Turm in Osterwick, wie auf der ganzen Front von Emmerich über Recklinghausen bis Dortmund zahlreiche Scheinwerfer den Himmel absuchten und ein starkes Flakfeuer einsetzte. Zahlreiche Leuchtkugeln, darunter mehrere in Bündelform, standen tief am Horizont, so daß der Hauptan­griff weiter entfernt sein mußte. Da keine feind Flieger über den Amtsbezirk geflogen waren, und der Angriff offensichtlich dem Industriegebiet galt, habe ich noch keinen Alarm gegeben.

Als ich um 12,05 Uhr in großer Höhe einen kleinen Lichtschein beobachtete, nahm ich an, daß es ein angeschossener Flieger sei, und zog die Sirene. Der Lichtschein wurde stärker und kam aus Richtung Coesfeld schräg auf Oster­wick–Rosendahl herunter. Schon bald erkannte man, daß es ein abstürzendes brennendes Flugzeug sein mußte. Kurz vorher wollen Verschiedene Maschinen­gewehrfeuer in der Luft gehört haben. Ich habe dieses nicht festgestellt, wohl dagegen ca. 10 Minuten vorher das Schießen der leichten Flak in Tungerloh – Scheinflughafen – beobachtet und gehört.

Das brennende Flugzeug kam aus sehr großer Höhe und brauchte verhältnis­mäßig lange Zeit bis es auf den Boden aufschlug. Es explodierte mit starkem Feuerschein, viele Teile des Flugzeugs wurden mehrere hundert Meter hochge­schleudert. Starke Rauchentwicklung und eine feuersprühende Fontäne beglei­teten diese Erscheinung. Auf der Erde brannte zunächst ein starkes gelbes Feuer. Der Absturz war offensichtlich innerhalb des Amtsbezirks Osterwick in Rich­tung Meickmann-Feldkamp, Weersche, erfolgt. Die Feuerwehr wurde sofort durch Weckerlinie alarmiert, jedoch konnte noch nicht einwandfrei die Absturz­stelle festgestellt werden.

Inzwischen war ein weiterer Brandherd neben dem brennenden Flugzeug mit dunkelrotem Feuerschein entstanden. Die Motorspritze mit Bedienung ist dar­aufhin sofort in Richtung Weersche ausgerückt. Erst in Höhe des von der Dar­felderstraße zur Weersche abführenden Weges wurde festgestellt, daß der Hof des Bauern Hermann Meickmann-Feldkamp in hellen Flammen stand. Der für diesen Teil der Gemeinde zuständige Bergungstrupp unter dem Kommando des Försters Sauer war bereits in voller Tätigkeit und hatte den größten Teil des Inventars bereits aus dem brennenden Haus herausgeschafft. Die Freiw. Feuer­wehr Osterwick unter dem Kommando des stellvertretenden Wehrführers Her­mann Benning, sowie die inzwischen ebenfalls alarmierte und einige Zeit später eintreffende Feuerwehr Darfeld unter dem Kommando des Wehrführers Ben­ning konnten durch ihr tatkräftiges Eingreifen den noch erhaltenen Teil des Wohngebäudes retten. Auch der an der Schadensstelle anwesende Tierarzt und Ortsgruppenleiter Dr. Weitzmann leistete gute Hilfe.

Sofort bei dem an mehreren Stellen noch stark brennenden Flugzeugs – MG.-Munition detonierte noch dauernd – haben dann Polizeihauptwachtmeister Suuck, Förster Sauer, Unteroffizier Paul Fedders und der Unterzeichnete Ermit­telungen nach der Herkunft des Flugzeugs angestellt.

In der Brusttasche eines zerrissenen Waffenrocks fanden wir eine Tabelle in englischer Sprache über die Berechnung für Bombenabwürfe.

Darauf wurden sofort weitere Ermittlungen wegen Lebensgefahr eingestellt und die Absturzstelle des Flugzeuges völlig abgesperrt. Das Flugzeug brannte noch stundenlang mit starkem grünlich und gelbweißlichem Feuerschein und großer Rauchentwicklung. Ringsum auf der Weide und auf dem Hof Meick­mann-Feldkamp blinkten dauernd an vielen Stellen aufflammende Phosphorteile auf.

Der Hof Meikmann-Feldkamp ist voraussichtlich durch Bombenteile oder glühende Flugzeugteile oder verspritzende Brennstoffmengen angezündet wor­den. Der Hof wurde zu ⅔ bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert. Die Wiederaufbauarbeiten sind sofort in die Wege geleitet worden. Nach

Feststellung eines Offiziers der Flughafenkommandantur Handorf bei Münster ist das Flugzeug eine zweimotorige Vickers Wellington.

 Das Flugzeug war beim Aufschlagen explodiert Außerdem ist wenigstens noch eine 250 L.B. englische Bombe krepiert. Teile des Flugzeugs sind bis zu 200–300 m weggeschleudert. In weitem Umkreise wurden Teile der abgestürz­ten Flugzeugbesatzung gefunden. Alle Teile waren bis zur Unkenntlichkeit ver­stümmelt. U. a. sind zwei Maschinengewehre in einer Entfernung von 250 m in einer Weide hinter dem Hof Niehues gefunden worden.

Nachdem gestern Abend die brennenden Reste des Flugzeuges erloschen wa­ren, wurden unter dem Rumpf des Flugzeuges in einem 4 m tiefen und 8 m breiten Trichter noch 2 völlig verkohlte Leichen der Besatzung gefunden. Insge­samt werden 4–5 Mann zur Besatzung gehört haben.

Von drei englischen Fliegern konnte aus vorgefundenen Resten die Identität festgestellt werden. Es sind die Flieger:

1.)  Sgt. Pollard, C.E. Toronto (Kanada)  Ord. 1 492 090, 509 Westmount Ave, (Angaben entnommen aus einem an der Absturzstelle gefundenen Notiz­buch, das sich jetzt bei der Fliegerhorstkommandantur Handorf bei Münster befindet)

2.)  Cliff’ Sullivan (mit Tintenstift geschriebener Namenszug auf einem Leder­streifen, der an dem Waffenrock außen angenäht war.)

3.)  McCasky, R.C.A.F., W O A G, R 110750

Der Leichnam ist einwandfrei identifiziert.

Der Leichnam des Casky und die Überreste der übrigen englischen Flieger wurden heute, am Samstag,den 12. 9. 1942 auf dem Friedhof in Osterwick unter Teilnahme des Pfarrers der Gemeinde Osterwick und eines Zuges der z.Zt. in Coesfeld einquartierten Panzergrenadiere mit militärischen Ehren beigesetzt.

Hf [Dr.Herbsthoff]

 

Osterwick, den 15. 3. 1943

Heute – am 15. 3. 1943 – wurde von Schulkindern auf der Weide des Bauern Meickmann-Feldkamp in Osterwick, Dorf 88 eine Erkennungsmarke mit fol­gender Anschrift gefunden:

Vorderseite:

CAN  R  109023  AJRMANN  DL  PABLO  OD  RCAF

Rückseite:

DO  NOT  REMOVE

[Handschriftlich hinzugefügt:  4. Flieger]


 

 

Englische Brandflaschen 0,75 kg.

Am Donnerstag, den 29. 10. 1942, teilte Frau Josef Reckers aus Osterwick, Midlich 41 (Varlar-Heide) mit, daß in der Nähe ihres Hofes eine Flasche mit einer gelben Flüssigkeit liegt. Eine Prüfung an Ort und Stelle ergab, daß in einer Entfernung von 30 bis 100 m insgesamt sieben englische Brandflaschen gefallen waren. 3 Flaschen waren zerschellt; die übrigen vier Flaschen unbeschädigt.

Es handelt sich um die englische Brandflasche von 0,75 kg. Gewicht. Sie be­steht aus einer 16 cm. hohen Flasche, welche mit einer Blechkappe (oben rot) abgeschlossen ist. Der Flaschenhals ist umrandet mit einer weißlichen Hülse, in der eine Eisenkugel liegt, welche an einem 20 cm. langen Bindfaden und einer 40 cm. langen weißen Stofffahne befestigt ist.

 Die Brandflaschen sind gefüllt: unten mit 220 Gramm Zündflüssigkeit (Phos­phor und Schwefel – 9:1); in der Mitte mit einem schmalen Streifen von 13 Gramm Benzol und oben mit 100 Gramm Brandmasse (Benzol-Kautschuk-Phosphor).

Wirkungsweise: Die 300 ccb. Flüssigkeit fassende Glasflasche mit Kronkork­verschluß dient zur Aufnahme der Brandflüssigkeit. Über dem Kronkorkver­schluß befindet sich in einer aufgeschobenen Blechhülse eine Eisenkugel.

Durch einen Druck auf die Mitte des Kronkorkes öffnet sich der Verschluß. Beim Abwurf der Flasche dient ein Leinwandband zur Stabilisierung der Flug­bahn. Gleichzeitig hält es durch einen dünnen Bindfaden die Kugel im Oberteil der Blechhülse fest. Beim Aufschlag wird, falls die Flasche auf weichen Unter­grund fällt und nicht zerschellt, durch den Aufprall der Kugel auf den Kronkork dieser geöffnet und die Flüssigkeit durch den Luftzutritt entzündet.

Der Abwurf geschieht aus Blechbehältern, in denen je 7 Flaschen unterge­bracht sind, mit Freiballonen. Beim Aufschlag der Flaschen wurden 6–8 m hohe Stichflammen beobachtet.

Hf [Dr.Herbsthoff]

 


 

Abwurf von englischen Brandflaschen in Osterwick.

Am 9. 12. 1942 wurde telefonisch gemeldet, daß in der Nähe des Hofes Ber­nard Bohr in Osterwick, Höven 47a englische Brandflaschen abgeworfen seien. An Ort und Stelle habe ich festgestellt, daß ungefähr 150 m. vom Hofe entfernt 8 Brandflaschen dicht nebeneinander – wie Eier im Nest – lagen. Dieser Abwurf kann nur durch einen die Erde berührenden Ballon erfolgt sein, da die Brandfla­schen dicht nebeneinander lagen und nicht in den Boden eingedrückt waren.

Es handelt sich um die selben Brandflaschen, wie sie am 29. 10. 1942 in der Nähe des Hofes Reckers–Varlar gefunden wurden.


 

 

 

 

Störballon mit Drahtseil in Osterwick u. Holtwick

Am 7. Januar 1943 setzte morgens gegen 6 Uhr die elektrische Stromliefe­rung aus. Um 7 Uhr wurde gemeldet, daß bei dem Hofe Johann Kösters in Osterwick, Höven 67 ein Störballon in der Stromleitung hänge. Mit Hilfe von Fachleuten der VEW wurde dieser Ballon dann herausgezogen. Unter dem Bal­lon hing ein mit Petroleum gefüllter Ausgleichsbehälter, an dem ein 100 m. langer Eisendraht befestigt war. Die Stromzufuhr war dann in der Zeit von 9–10 Uhr gesperrt.

2 weitere Störballone sind am gleichen Morgen in der Richtung Varlar–Holt­wick, niedrig fliegend, beobachtet worden.

Am 13. 2. 1943 wurde ein beschädigter Störballon mit Ausgleichsbehälter auf einem Grundstück in der Nähe des Hofes Deiger in Holtwick-Hegerort gefun­den.


 

Fliegerangriff in Darfeld – 30. 4. / 1. 5. 1943.

In der Nacht von Freitag, den 30. 4. auf Samstag, den 1. 5. 1943 flogen gegen 2,30 Uhr die ersten feindlichen Flieger aus der Richtung Holtwick–Coesfeld ein. Als kurz darauf in Richtung Tungerloh eine Anzahl Stabbrandbomben fielen und hell aufleuchteten, wurde in Osterwick alarmiert. 4–5 feindliche Flieger zo­gen ununterbrochen im Umkreis von Osterwick ihre Kreise. Kurz darauf sah man dann im weiten Umkreis, so u.a. in Richtung Holtwick–Stadtlohn, Stevede, Rorup, Brockbauernschaft–Schöppingen und Darfeld–Billerbeck Abwürfe von Brandbomben.

Innerhalb des Amtsbezirks Osterwick sind in dieser Nacht 120 Stabbrand­bomben 100 m westlich der Straße Darfeld–Billerbeck in der „Hemer Mark“ – Bauernschaft Netter – in der Höhe des Gehöftes Ludger Weiermann gefallen. Die Brandbomben fielen in loses Erdreich. 2 Blindgänger wurden gefunden, welche bereits den kleinen sehr empfindlichen Schlagbolzen für die Zündung enthielten. Beide Blindgänger entzündeten sich auch bei einem verhältnismäßig schwachen Aufschlag und brannten ohne Sprengkörper ab.

Der Landwirt Ludger Weiermann hat von seinem Haus aus den Abwurf dieser Brandbomben beobachtet. Beim Abwurf entstand das Geräusch eines fahrenden Eisenbahnzuges. Die Brandbomben brannten mit sehr grellem weißen Licht und einer 4-5 m. hohen Stichflamme mit starker Rauchentwickelung ab, so daß von dem Beobachter erst angenommen wurde, es handele sich um Phosphorbrand­bomben. Schaden wurden durch diese Brandbomben nicht angerichtet.

In dieser Nacht zum 1. Mai 1943 wurde ein Großangriff auf Essen durchge­führt. Außerdem sind in dieser Nacht nach Mitteilung der Regierung, Münster u.a. folgende Bombenabwürfe gemeldet:

mehrere Städte im Industriegebiet – u.a. Bottrop – ,

12 Bomben in den geschlossenen Ort Kirchhellen – 8 Wohnhäuser völlig zer­stört.

1 Minenbombe in das Stabsgebäude der Flak bei Lippramsdorf – 16 Tote und 4 Schwerverletzte –

2 Bauerhöfe in Barlo Amt Liederwerth durch Brand- und Sprengbomben ver­nichtet –

1 Bauernhof in Stadtlohn durch Sprengbomben zerstört – die Bewohner blieben im Deckungsgraben in der Nähe des Hofes unverletzt –

Außerdem sind in dieser Nacht 2 englische Flugzeuge in Estern bei Gescher und Heiden Krs. Borken abgestürzt. Von der Besatzung des bei Estern abge­stür­zten Flugzeuges waren  4 tot, 3 sprangen mit Fallschirmen ab. Davon wur­den 2 in und am Rande des Dorfes Gescher gefangen genommen. Der Fall­schirm des 3. Piloten wurde in Holtwick-Hegerort in der Nähe des Hofes Ten­dahl gefunden. Der Pilot ist noch flüchtig.

Osterwick, den 3. Mai 1943.

Der Amtsbürgermeister:
Dr.Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Osterwick in der Nacht

vom 27./28. 5. 1943

Um ½ 1 Uhr flogen aus nördlicher Richtung die ersten feindlichen Flieger ein. 0,45 Uhr wurde in Osterwick alarmiert, nachdem in süd-westlicher Rich­tung 2 rote Leuchtkugeln gesetzt wurden. Kurz darauf fiel eine Kette Brand­bomben in Richtung Kuhfuß–May/Bülten.Ein heller Brand war längere Zeit zu erkennen. Außerdem wurden Brandbomben abgeworfen in Richtung Darup–Rorup, Schöppingen, Asbeck, Gescher und Tungerloh.

Gegen 1 Uhr fiel in Richtung Varlar–Kuhfuß eine Bombe mit dumpfem Knall und zu gleicher Zeit eine Kette Phosphor- und Stabbrandbomben. Etwas später fielen diesseits Coesfeld in der Bauernschaft Gaupel, kurz hinter der Oster­wicker Gemeindegrenze, auf breiter Front hell aufleuchtende und explodie­rende Stabbrandbomben.

Der Hauptangriff dieser Nacht lag tief im Industriegebiet, insbesondere wurde die Stadt Essen stark mitgenommen.

Vom Turm aus konnte ich beobachten, wie 6 feindliche Flieger, in Brand ge­schossen, abstürzten.

Im Amtsbezirk Osterwick wurden in dieser Nacht folgende Bomben gewor­fen:

1 Sprengbombe – vermutlich 10 Ztr. – 300 m. östlich des Hofes Kösters in der Bauernschaft Höven auf dem „alten Ossenkamp“. Es muß eine Bombe mit Ver­zögerung gewesen sein. Der Trichter hatte einen Durchmesser von 8–9 m. In der Mitte des Trichters war ein runder Kegel von 2 ½–3 m. Höhe.

Die Gesamtwirkung der Bombe muß, da sie in großer Tiefe krepiert ist, durch die Erdmassen zurückgehalten sein, so daß auch nur wenige kleine, aber sehr dickwandige Sprengstücke gefunden wurden.

20 Phosphorbrandbomben (14 kg.) und 10 Stabbrandbomben auf dem „Varlarer Esch“ im „Rosengarten“ und in der Nähe der Oberförsterei.

Von den Phosphor-Brandbomben sind heute morgen 3 ausgegraben. Sie lagen in einer Tiefe von 1 ½ m. und enthielten zum größten Teil noch die Brandmasse (Rohbenzol, Kautschuk und Phosphor). Die Brandmasse brannte mit heller Flamme und starker schwarzer, später weißer Rauchentwicklung langsam ab.

Sämtliche Bomben sind auf freiem Gelände gefallen und haben nur geringen Flurschaden angerichtet.

In dieser Nacht wurde in der angrenzenden Gemeinde Coesfeld-Kirchspiel, in der Bauernschaft Stockum das Kötterhaus Hüwe durch Brandbomben einge­äschert und Frau Hüwe durch eine 20 m. vom Wohnhaus gefallene Spreng­bombe getötet.

Außerdem wurde die Scheune des Bauernhofes Edeler in Stockum durch Brand­bomben völlig eingeäschert.

 

Osterwick, den 28. Mai 1943.

Dr. Herbsthoff

 


 

Nachweisung über die im Amtsbezirk Osterwick

abgeworfenen Spreng- und Brandbomben usw.

  1.)  25./26. Juni 1940:

Osterwick:
1 Sprengbombe –  kl. Kal. (Sprengtrichter 3 m Ø und 1,50 m. tief) auf
                           einer Weide des Fürsten zu Salm-Horstmar in der
                           Nähe von „Otto’s Hof“ (Dapper) in Osterwick, Bau-
                           ernschafft Midlich.

  2.)  19./20. Juli 1940:

Darfeld:
10 Sprengbomben in den Waldungen Forstgut Burlo, davon drei Blind-
                           gänger und ein Zerscheller

  3.)  25./26. Juli 1940:

Osterwick:
3 Sprengbomben –  mittl. Kalibers –  bei Feldmann, Höven 1, auf                                       freiem Feld
1                          mittl. Kalibers –  bei Feldmann, Höven 1, auf
                                                       Straßenrand
2                          davon 1 schw. Kal. bei Klümper, Varlar 13, auf
                                                       freiem Feld
1                          kl. Kal. bei Gröning-Vosseberg, Varlar 13a, auf
                                                       freiem Feld
5                          mittl. Kal. bei Fürstl. Sägemühle und Grundstück
                                                       Woestmann-Ruck, Varlar, am
                                                       Rande des Varlaer Mühlenbaches
2                          mittl. Kal. bei Brunnemann, Varlar, im Ackerfeld
7                          davon 2 Blindgänger – bei Tapper, Varlar (32 und
                                                       80 m. vom Haus entfernt)
4                          mittl. Kal. bei Hans-Kruse, Varlar, davon 2 Blindg.
4                          mittl. Kal. bei Schloß Varlar
3                          schw. Kal. bei Ww. Kirchhoff, Höven, auf der Wei-
                                                       de, davon 1 Blindgänger
2                          mittl. Kal. bei Bruns, Höven, auf freiem Feld
3                          schw. Kal. bei Hegemann, Höven, auf der Weide,
                                                       davon 1 Blindgänger
4                          mittl. Kal., davon 1 Blindgänger bei Sälker, Höven,
                                                       auf freiem Feld
2                          mittl. Kal. in den Waldungen des Fürsten zu Salm-
                                                       Horstmar bei der Ziegelei Kuhfuß
1                          mittl. Kal. auf der Weide Sälker am Gescher’schen
                                                       Damm
1                          mittl. Kal. auf der Weide Brinkmann, Höven
2                          mittl. Kal. im Kornfeld Leifeld, Midlich
1                          mittl. Kal. auf der Weide Wessling, Höven
1                          mittl. Kal. auf der Weide Jos. Lülf, Dorfbauern­                                               schaft
1                          mittl. Kal. auf der Weide Franz Schräder, Dorf-
                                                       bauernschaft
1                          schw. Kal. im Kleefeld Aug. Vörding, Dorfbauern-
                                                       schaft
1                          mittl. Kal. auf der Kreisstraße bei Volmer-                                          Lütkenhaus
1                          schw. bei der Pastorat
3                          mittl. Kal. bei Wilh. Brand, Brockbauernschaft –
                                                       Weide und Kornfeld
1                          kl. Kal. auf der Weide Bern. Müther, Brockbauern-
                                                       schaft
30 Brandbomben    bei Feldmann, Höven
20                        in den Waldungen des Fürsten zu Salm-Horstmar
                                                       bei Kuhfuß

Darfeld
3  Sprengbomben    mittl. Kal. im Kornfeld, Ww. Börsting, Henne-
                                                       wich 8
1                          mittl. Kal. im Kartoffelfeld Ww. Engelsing, Henne-
                                                       wich 13

  4.)  30./31. August 1940:

Osterwick:
4 Sprengbomben mittl. Kal. beim Pachthof Ww. Ficker, Dorfbauer-
                                                             schaft (Woestmann-Ruck)

  5.)  8./9. Juli 1941:

Osterwick:
5 Sprengbomben bei Wessling und Hemker in Höven
1                      bei Heinr. Fleige, Höven 78 als Blindgänger

  6.)  9./10. Juli 1941:

Darfeld:
7 Sprengbomben – davon 2 Blindgänger und 1 Zerscheller bei Palz,
                                                       Hennewich 1

  7.)  18./19. August 1941:

2 Sprengbomben auf einer Weide des Bauern Schulze Janning in Ober-
                                                       darfeld, davon 1 Blindgänger
60 Brandbomben auf und an der Straße Darfeld–Billerbeck bei Farwick
                                                       u. Weihermann

  8.)  28./29. August 1941:

Darfeld:
120 Brandbomben in der Bauernschaft Höpingen – Bauernhof Damer
                                                       vernichtet

  9.)  28./29. August 1942:

Holtwick:
6 Sprengbomben mittl. Kal. auf Grundstücken des Bauern Sch. Niehoff
                           in der Nähe der Heuerlingswohnung Linnemann
                           im Hegerort

10.)  9./10.3.1942:

Darfeld:
800 Brandbomben in der Richtung Bahnübergang nach Höpingen –
                           Bauer Benning – Feldkamp-Froning – Nattler –
                           Friedhof – auf der Rieth – (Höfe Damering, Nörden
                           und Wevers, sowie Wirtschaftsgebäude Benning
                           vernichtet)
2 Sprengbomben in den Waldungen Forstgut Burlo

Osterwick:
50 Brandbomben bei Wiechert-Brockbauernschaft

11.)  25./26. Juli 1942:

Osterwick:
4 Sprengbomben von je 5 Ztr. auf Weide und Waldgrundstück des
                           Bauern Josef Wiechert in Osterwick, Brockbauern-
                           schaft

12.)  26./27. Juli 1942:

Holtwick:
7 Sprengbomben mittl. Kal. auf Weiden des Bauern Gr. Lembeck,
                           Bleck

13.)  10./11. September 1942:

Osterwick:
Absturz eines englischen Fliegers in der Nähe des Hofes Meickmann-
                           Feldkamp, Rosendahl

14.)  29. Oktober 1942:

7 engl. Brandflaschen in der Nähe des Hofes Reckers, Varlar 41

15.)  9. Dezember 1942:

8 engl. Brandflaschen in der Nähe des Hofes Bohr, Höven 47a

16.)  7. Januar 1943:

1 engl. Störballon in der Nähe des Hofes Joh. Kösters, Höven 67

17.)  13. 2. 1943:

1 beschädigter engl. Störballon bei Deiger, Holtwick, Kspl. Hegerort

18.)  1. 5. 43:

120–150 Stabbrandbomben in Darfeld Netter westl. der Straße D.–Billerb­eck

19.)  28. Mai 1943:

1 Sprengbombe 10 Ztr. u 20 Phosphorbomben u. 10 Stabbrandbomben Varlar-Höven bei Kösters


 

Fliegerangriff in Darfeld, Holtwick und Osterwick
in der Nacht vom 25./26 Juni 1943.

Um 12,50 Uhr meldete Coesfeld Fliegeralarm. Die ersten feindlichen Flieger kamen gegen 1 Uhr aus westlicher Richtung über Osterwick. In Osterwick wurde um 1 Uhr Alarm gegeben. Kurz nach dem Alarm sah man in westlicher Richtung tief hängende Wolken schwach rot von oben angeleuchtet. Ich nahm an, daß über den Wolken ein feindliches Flugzeug in Brand geschossen war.

Nachdem vorübergehend der Feuerschein erloschen war, stürzte um 1,35 Uhr ein brennendes Flugzeug, das hoch in der Luft in mehrere Teile auseinanderge­rissen war, unter sehr starkem Feuerschein in Richtung Holtwick ab. Kurz vor dem Aufschlag hörte man 2 schwere Detonationen. Beim Aufschlag selbst ent­stand ein hell roter, weithin leuchtender Feuerschein. Es war eine Stirling der 90. Staffel, Wratting Common. Ziel Wuppertal [24./25.Juni 43] oder Gelsenkirchen. Der Pilot hieß: John Frederick Charles McKenzie ( Australische Luftwaffe = RAAF). Kennung des Flugzeuges: WP-Y.

Kurz darauf fiel eine Kette Stab- und Phosphor-Brandbomben in Richtung Weißenburg–Billerbeck/Kspl. Fast zur gleichen Zeit folgten Abwürfe weiterer Brandbomben in Richtung Schöppingen–Darfeld–Burlo und Coesfeld.

Vom Turm aus konnte man ferner deutlich den Abwurf einer großen Anzahl Brandbomben in Richtung Fürstliches Sundern rauschen hören. Es sind hier 200 Stabbrandbomben und 30 Phosphor-Brandbomben in der Nähe des Hofes Pier-Hüwe in Osterwick, Dorfbauernschaft 10 abgeworfen. Von den abbrennenden Bomben war das Dorf Osterwick so stark angeleuchtet, daß man auf dem Turm ein Schriftstück hätte lesen können.

Eine der Phosphor- Brandbomben fiel in einen Baum am Hofe des Bauern Pier-Hüwe und verspritzte den Phosphor an der Außenmauer des Gebäudes. Der Besitzer selbst wurde mit Phosphor bespritzt, das seinen Mantel in Brand setzte. Tatkräftiges Eingreifen des Besitzers hat den Brand sofort abgelöscht.

Die beim Forsthaus Burlo in Darfeld 300 Stabbrandbomben und 30 Phosphor-Brandbomben sind in den Waldungen und Weiden gefallen. Schaden wurde hier nicht angerichtet.

Während dieser Zeit rings um Osterwick herum an verschiedenen Stellen Brandbomben abgeworfen waren und bei der dunklen Nacht alles aufleuchten ließen, war aus der Richtung des abgestürzten Flugzeuges in der Gemeinde Holtwick ein heller Feuerschein zu erkennen.

Als dann der Feuerwehrmann Niehues aus Holtwick als Motorradmelder die Meldung überbrachte, daß der Bauernhof Sch. Niehoff durch Phosphor- Brand­bomben in Brand geworfen sei und die Feuerwehr Holtwick infolge einer not­wendigen Reparatur am Löschgruppenfahrzeug nicht ausrücken könne, habe ich die Osterwicker Feuerwehr durch Weckerlinie alarmiert.

In Höhe des Hofes Schlemann in Holtwick–Hegerort wurde uns mitgeteilt, daß nicht der Hof Sch.Niehoff brenne, sondern ein 300 m. östlich von diesem Hofe abgestürztes englisches Flugzeug den Feuerschein verursache.

An Ort und Stelle habe ich dann später festgestellt, daß hier der 4 motorige englische Bomber S J B 858 Halifax II mit Merein-Motor abgestürzt war. Die Maschine stürzte westlich der Strasse Coesfeld - Ahaus in Höhe der Hermanns­höhe ab. Hiervon ist ein Bild [zerstörte Halifax] vorhanden:

In weitem Umkreis lagen große Teile des bereits in der Luft explodierten Flugzeuges. 2 m große Stücke wurden sogar bei der Schule Osterwick- Varlar und an der Straße Osterwick–Coesfeld gefunden. Ein Motor lag 100 m. jenseits des Hofes Sch. Niehoff. Das Leitwerk lag in einer Entfernung von 30 m. vom Hauptrumpf und hatte eine Länge von 8–10 m. In diesem Leitwerk befanden sich 2 Leichen englischer Flieger, welche noch völlig erhalten waren. Heck­schütze war: Sgt. Davidson

Im Hauptrumpf lagen die Leichen von 5 völlig verkohlten englischen Flie­gern. Außerdem befanden sich noch unter dem Rumpf nicht abgeworfene Phos­phor-Brandbomben. Der Rumpf trug an der Seite eine große Kokarde in den Farben rot-weiß-blau-gelb.

Der 8. Insasse des Flugzeuges: Sergeant Robert Banks Wright, Douglas Nack Isle of Arran Scottland wurde kurz nach dem Absturz in der Nähe der Absturz­stelle gefangen genommen. Er war mit Fallschirm abgesprungen, wobei ihm Strümpfe und Stiefel ausgerissen wurden. Außer geringen Verletzungen im Ge­sicht an Händen und Armen war er unverletzt geblieben. Dieser Gefangene wur­de am Samstag, den 26. 6. 1943 um 18 Uhr einer Abordnung der Luftwaffe un­ter dem Kommando des Oberstleutnants Taige und Prüfmeisters Meier über­geben.

Außerdem ist in dieser Nacht ein feindliches Flugzeug kurz hinter der Ge­meindegrenze Holtwick–Legden auf Legdener Gebiet abgestürzt. 3 Insassen die­ses Flugzeuges sind tot auf Holtwicker Gebiet gefunden. Diese 3 Toten wur­den in Legden beigesetzt, da sie zu der Besatzung des in Legden abgestürzten engli­schen Flugzeuges gehörten.

Die 7 in Holtwick geborgenen Leichen wurden am Montag, den 28. 6. 43. auf dem Friedhof in Holtwick [oder Friedhof Legden, muß geprüft werden] mit militärischen Ehren von 40 Mann des Panzer-Grenadier-Ausbildungs-Btl. 4 aus Coesfeld bestattet (Grab Nr.11).

Insgesamt wurden in dieser Nacht im Amtsbezirk Osterwick folgende Ab­würfe festgestellt.

a ) Osterwick.

200 Stabbrandbomben und 30 Phosphor-Brandbomben in der Dorfbauernschaft.

b) Darfeld:

300 Stabbrandbomben und 30 Phosphor-Brandbomben beim Forsthaus Burlo.

c) Holtwick:

4 Sprengbomben, 30 Phosphor-Brandbomben und 200 Stabbrandbomben in der Bauernschaft Hegerort und im Schlee.

Schäden in dieser Nacht:

Bauer Sch. Niehoff in Holtwick, Kspl. 136:

Flurschaden auf den mit Roggen, Klee und Kartoffeln bestellten Grundstücken, mehrere Obstbäume vernichtet bzw. beschädigt.

Dachschaden am Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Schuppen und Speicher, Zer­trümmerung von 29 Fensterscheiben und Beschädigung der Fensterrahmen.

8 Kühe mußten notgeschlachtet werden.

Landwirt Josef Kortbus in Holtwick, Kspl. 53.

Zertrümmerung von 2 Fensterscheiben.

Händler Klemens Müther in Holtwick, Kspl. 81.

Zertrümmerung von 2 Schaufensterscheiben und 2 kleinen Scheiben.

Bauer Bernh. Uppenkamp in Holtwick, Kspl. 69.

Dachschaden am Wohn- und Wirtschaftsgebäude und Schuppen. Zertrümme­rung von 6 qm Fensterscheiben u. Beschädigung mehrerer Fensterrahmen.

Landwirt Heinrich Averbeck in Holtwick, Kspl. 60 a.

Zertrümmerung von 3 Fensterscheiben am Wohnhaus und 1 Schutzkuppel der elektr. Lampe.

Bauer Ww. Deiger in Holtwick, Kspl. 67.

Flurschaden auf dem mit Hafer bestellten Grundstück „Esch“ und Flurschaden an dem Waldgrundstück „Heiländchen“.

Bauer Ww. Eink gt. Stodtmann in Holtwick, Kspl. 68.

Flurschaden auf dem mit Roggen bestellten Grundstück „Röhrchen“.

Bauer Fritz Heidbrink in Holtwick, Kspl. 41.

Flurschaden auf dem mit Rüben bestellten Grundstück „Steenkamp“.

 

Die Namen der beiden identifizierten und mit den übrigen 5 völlig verkohlten Leichen beigesetzten englischen Flieger sind:

1. Sergeant Mc. Neß, Erk.Marke 1 391 023

2. Sergeant Acton, Erk.Marke 115 653.


 

Amt Osterwick i. Westf.                                     Osterwick, den 6. Juli 1943.

     Der Bürgermeister

     Fernsprecher: Nr. 7 Postamt Darfeld

 

An

das Luftgaukommando VI

in   Münster

d. d. Herrn Landrat

in   Coesfeld.

 

Betr. LS-Führerprogramm.

Verfügung vom 17.April 1943   -Geh.-

Nach der angezogenen Verfügung liegt das am schwersten angegriffene Ge­biet des Luftgaues innerhalb der Grenzen Billerbeck–Coesfeld–Gescher, so daß der Amtsbezirk Osterwick mit den Gemeinden Darfeld, Holtwick und Osterwick außerhalb dieses Gebietes liegt.

Bisher [Am Rand:  1. 7. 43] sind im Amtsbezirk Osterwick in 16 Nächten insge­samt 116 Sprengbomben, 1910 Stabbrandbomben und 110 Phosphorbomben geworfen.

7 Bauernhöfe und 1 große Scheune hatten Totalschaden.

Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen, bitte ich die Grenze des besonders stark gefährdeten Gebietes statt von Billerbeck über Coesfeld von Billerbeck über Darfeld–Osterwick–Holtwick–Gescher zu ziehen.

Dadurch würde dann im hiesigen Bezirk die Nordwestgrenze des am schwersten angegriffenen Gebietes sich mit der Grenze des Kreises Coesfeld decken.

Hf [Dr.Herbsthoff]

 


 

Fliegerabsturz in Osterwick in der Nacht von Sonntag,

den 2. 5. auf Montag, den 26. 7. 1943.

Um 020 Uhr kamen in westlicher Richtung im Norden und Süden von Oster­wick die ersten feindliche Flieger. Um 030 Uhr gab ich Fliegeralarm, nachdem in großer Höhe in Richtung Holtwick die Leuchtspur von 2 Fliegern im Luftkampf zu beobachten war. Kurz darauf gegen 035 Uhr sah man ein Flugzeug brennend in Richtung von Holtwick auf Osterwick abstürzen, welches in der Luft in 2 große Teile unter starkem sausenden Geräusch auseinander flog. Beim Auf­schlag entstand ein heller Feuerschein, jedoch keine Detonation. Wenige Minu­ten später wurde mir durch Telefon mitgeteilt, daß das Flugzeug in der Nähe des Hofes des Ortsbauernführers Schulze Kalthoff in Osterwick, Horst 14 abgestürzt sei und die Feuerwehr sofort ausrücken müsse. Die Feuerwehr wurde durch Weckerlinie alarmiert und traf kurze Zeit später an Ort und Stelle ein. Ein Ein­greifen war nicht erforderlich, da das Flugzeug in einer Entfernung von 75 m. südwestlich des Hofes Schulze Kalthoff in einem Weizenfeld lag. Die Teile des Flugzeuges lagen mehrere hundert Meter im Umkreis zerstreut. 10 m. von der völlig zerstörten Tragfläche lag der Körper des toten Piloten: Sgt. TOWSE, Er­kennungs-Nr. 1316716. Der Kopf war völlig zerschmettert. Schädeldecke und Gehirn lagen neben der Leiche.

50 m. weiter lag der Hauptrumpf des Flugzeuges auf der Seite. Die Bomben­schächte waren leer. Dagegen waren große Mengen an MG-Munition noch vor­handen. Auf dem Rumpf war in großen Buchstaben gemalt: B.K. 805 und au­ßerdem U L 9 mit der rot-weiß-blau-gelben Kokarde. Die abgestürzte Maschine ist ein 4 motoriger Bomber Stierling III neueren Fabrikats.

Nach Angaben des in Legden gefangenen Engländers von 21 Jahren (Bord­schütze) hatte die Maschine 7 Insassen. In Holtwick will man beobachtet haben, daß 4 Flieger mit dem Fallschirm abgesprungen seien.

Außer größeren Flurschaden an dem Weizenfeld des Bauern Schulze Kalthoff sind keine weiteren Schäden entstanden.

Die Leiche des toten Piloten ist heute eingesargt und wird auf dem Friedhof in Osterwick beigesetzt werden.

Hf [Dr.Herbsthoff]

 


 

Osterwick, den 26. 7. 1943

Die Leiche des englischen Sgt. TOWSE wurde am Mittwoch, den 28. 7. 1943 durch eine Abteilung (16 Mann) der 1. Kp.des Pz.Ausb.Btl. 4 aus Coesfeld unter Führung des Uffz. Brüggemann auf dem Friedhof in Osterwick (Nordseite) Grab Nr. 70/12 mit militärischen Ehren beigesetzt. Ein Kranz mit der Inschrift: „Die deutsche Luftwaffe“ wurde niedergelegt.

An der Beerdigung nahm außerdem noch der Ortsgeistliche Vikar Venne­mann teil.

Hf [Dr.Herbsthoff]

 


 

Fliegerangriff in Osterwick in der Nacht

vom 29./30. Sept. 1943.

Um ½ 10 Uhr abends meldete Coesfeld „Fliegeralarm“. Nachdem um ¼ vor 10 Uhr die ersten feindlichen Flieger über Osterwick kamen und in Richtung Coesfeld 4 grüne, lange Zeit brennende Leuchtkugeln, offenbar Wegweiser ge­setzt hatten ist auch in Osterwick alarmiert worden. Kurz darauf sah man in nordwestlicher Richtung die Leuchtspurmunition eines Luftkampfes. In Rich­tung Metelen stürzte dann ein Flugzeug brennend ab. Inzwischen überflogen zahlreiche Feindflugzeuge den Amtsbezirk Osterwick in der Richtung auf Dortmund. Wie am anderen Tag gemeldet wurde, sind die feindlichen Flug­zeuge im scharfen Winkel abgebogen und haben dann die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Wanne-Eickel in dieser Nacht bombardiert.

Gegen 22,15 Uhr wurde ein feindliches Flugzeug in großer Höhe in Richtung Ahaus in Brand geschossen. Es kam in Richtung auf Osterwick herabgestürzt, bog dann aber in Richtung Legden–Ahaus ab.

Beim Aufschlag, welcher in der Bauernschaft Wehr der Gemeinde Legden er­folgte, gab es eine große Stichflamme und noch längere Zeit später wiederholte Explosionen. 5 Flieger sind völlig verbrannt, 2 konnten sich durch Fallschirmab­sprung retten, davon wurde einer in Ahaus gefangen.

Gedenktafel der kanadischen Staffel 434 in Kanada.

Das Bild der Manschaft stimmt mit den Namen nicht überein.

Besatzung der WL - T, Halifax der 434. kanadischen Staffel, des zweiten Bom­bers, der um

21:55 westlich Legden abstützte.

F/O Popplewell, RCAF - k.i.a

Sgt. N. Harris, RAF -k.i.a
P/O C. Kirk, RCAF–POW
Sgt. R. Earl, RAF–POW
F/Sgt. R. Zahl, RAF
k.i.a
Sgt. T. Davies, RAF
k.ia
F/Sgt. W. Bailey, RCAF

 

Die gesamte Biographie dieser Besatzung liegt vor.

Abgeschossen durch Hauptmann Prinz Lippe zur Weissenfels, der in diese

Nacht in 10 Minuten zwei Bomber dieser Staffel

abschoss und dafür zum Hauptmann befördert wurde ( zum

Zeitpunkt des Abschusses war er noch Oberleutnant).

Kurze Zeit später gegen 22,30 Uhr hörte man in Osterwick ein starkes Rau­schen und hoch in der Luft einen kurzen Knall mit Funkensprühen. Das war der Abwurf von Brandbomben. Auf einer Strecke von mehreren hundert Metern brannte eine große Anzahl Brandbomben in Richtung Asbecker-Chaussee. Viele davon explodierten mit starkem Feuerregen. Vom Turm sah man in das helle Feuer dieser zahlreichen Brandbomben.

Zugleich mit diesen Brandbomben fiel eine Sprengbombe in Richtung Tork’s-Sundern. Im hellen Schein der Brandbomben sah man eine schwarze, sehr hohe Rauchwolke der eingeschlagenen Sprengbombe.

Noch in der Nacht habe ich den Abwurf von 180–200 Brandbomben und 1 Sprengbombe der Regierung gemeldet.

Am Tage darauf ist dann festgestellt, daß insgesamt rund 180 Stabbrandbom­ben und 60 Phosphorbrandbomben auf der Strecke von der Wirtschaft Tombeil über den Hof Wolfert, Mussinghoff, Pasker-Böwing, Hackenfort, bis in die Waldungen von Jörden und Leugermann-Schulze Specking gefallen waren. Die Sprengbombe lag auf einer Weide, ungefähr 150 m. vom Hofe Leugermann-Sch. Specking entfernt und hatte einen Sprengtrichter von 12 m Durchmesser und 6 m Tiefe verursacht.

Dicht bei dem Hause Tombeil waren mehrere Brandbomben gefallen. Durch das Dach des Wohnhauses Wolfert ist eine Stabbrandbombe gefallen und blieb im dicht gepreßten Heuhaufen stecken, nachdem sie noch die Bodenbretter durch den Druck gebrochen hatte. Mit Hilfe der Nachbarn ist das entstandene Feuer im Heu sofort durch Sand und Wasser erstickt worden.

Eine größere Anzahl Brandbomben lag in der Nähe des Hauses Wolfert und auf den Ackergrundstücken zwischen Wolfert und Mussinghoff. Hier haben wir gestern einen Phosphorblindgänger ausgegraben und entschärft. 3 Phosphor­blindgänger und eine ganze Anzahl Stabbrandbomben, die ebenfalls nicht kre­piert waren, lagen jenseits des Hauses Mussinghoff.

Auf dem Hofraum Pasker-Böwing und im Hausgarten lagen mehrere Stab­brandbomben, welche ausgebrannt waren. Ebenfalls lagen zahlreiche Stab­brandbomben auf den Grundstücken des Bauern Hackenfort. Die meisten Phos­phorbrandbomben waren in den Waldungen Leugermann und Jörden gefallen. Hier lagen wenigstens 40 Phosphorbrandbomben, welche alle gezündet und den Phosphor weit herum gestreut hatten. Außer einer leichten Beschädigung des Dachbodens Wolfert ist nur geringer Flurschaden durch die Brandbomben und ein großer Sprengtrichter durch die Sprengbombe verursacht. Menschen und Vieh wurden nicht verletzt.

In dieser Nacht brannte in Stockum der Bauerhof Heitkamp an der kleinen Kapelle vollständig ab. Außerdem wurde eine Scheune (Thentie) in Stevede vernichtet. Ferner ist eine große Scheune des Freiherrn von Oer in Legden mit 150 Fuder Korn in dieser Nacht abgebrannt.

1 Holländer wurde getötet u. 1 Holländer schwer verletzt durch eine Spreng­bombe in der Höhe des Hofes Höing in Coesfeld-Stevede.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff auf Münster und Coesfeld am Sonntag, den 10. Oktober 1943.

Am Sonntag, den 10. 10. 1943 in der Zeit von ½ 3–½ 4 Uhr überflogen Ver­bände feindlicher Bomber den Amtsbezirk Osterwick in Richtung Industriege­biet. Kurz darauf hörte man sehr starkes Schießen aus der Richtung Industriege­biet und heftige Bombenabwürfe.

Auch in Richtung Münster wurde lebhaft geschossen. Von hier kamen die Verbände später zurückgeflogen. Mehrere Luftkämpfe konnten von Osterwick aus beobachtet werden. In der Richtung Laer–Beerlage sah man 3 Fallschirme in der Luft. Außerdem stürzte ein Bomber in Richtung Beerlage brennend ab.

An diesem Nachmittag haben feindliche Bomberverbände die Städte Coesfeld und Münster stark angegriffen.

Bei dem Angriff auf Coesfeld sind insgesamt 183 Tote zu beklagen gewesen. In dieser Zahl sind die Angehörigen der Wehrmacht und des Reichsarbeitsdien­stes nicht enthalten. Da an diesem Nachmittage aus der Umgebung Coesfelds viele junge Leute die beiden Kinos in Coesfeld aufgesucht hatten, sind auch fast in allen der Stadt Coesfeld benachbarten Orten Tote unter den Gefallenen zu beklagen.

Aus dem Amtsbezirk Osterwick wurden folgende Personen an diesem Tage getötet:

Osterwick:    

Walter Dröger, geb.17. 5. 1928, in Osterwick, Dorf 45,

Regina Naber, geb.30. 9. 1919, in Osterwick Dorfbauernschaft 3, b. Schulze Averdick,

Feldwebel Liebsch vom Kriegsgef.Arb.Kdm. 1118 (bei Leuters),

Hendrick Heynemann (Holländer), geb.25. 4. 1924, in Osterwick, Dorfb. 4b bei Pöpper,

Henk Ploeger ( Holländer), geb. 18. 12. 1924 in Osterwick, Brock 23 bei Alois Laukamp,

Martinus Timmermann (Holländer), geb. 9. 5. 1921, in Osterwick, Brock 10 bei Paul Wasmer.

Holtwick:

Toni Uesbeck, geb. 26. 12. 1924, in Holtwick, Kspl. 47,

Ewald Südfeld, geb. 29. 11. 1921 in Holtwick, Kspl. 145 ( z.Zt. in Urlaub von der Ostfront )

Darfeld:

Otto Boege, geb. 8. 4. 1927 in Darfeld, Hennewich 13 bei Ww. Engelsing.

Walter Dröger wurde in Osterwick, Regina Naber in Gescher, Toni Uesbeck und Ewald Südfeld in Holtwick, und die übrigen auf dem Ehrenfriedhof in Coesfeld beigesetzt.

Bei dem Fliegerangriff auf Münster zu derselben Zeit wurden aus dem Amts­bezirk Osterwick die beiden Klemensschwestern:

Schwester Engeline, Anna geb. Gloe, geb.11. 1. 1892, aus Osterwick, Höven 36,

Schwester Ingeborga, Klara geb. Damer, geb. 23. 5. 1902, aus Osterwick, Brock 17,

getötet.


 

Flugzeugabsturz in Holtwick am 30. 1. 1944.

Am Sonntag, den 30. 1. 1944 wurde gegen 11 Uhr öffentliche Luftwarnung (ÖLW) gegeben. Kurze Zeit später kam dann voller Fliegeralarm. Während des Alarms überflogen bereits eine Anzahl feindlicher Flugzeuge Osterwick. Sie flogen aus der Richtung Ahaus kommend in Richtung Rheine–Münster weiter. Erstmals wurden an diesem Tage durch den Sender Münster Luftlagemeldungen für den Warnbezirk Gau Westfalen-Nord durchgegeben. In diesen Meldungen wurden die Städte Ahaus und Coesfeld genannt. Zahlreiche Jäger kreisten län­gere Zeit über dem westlichen Münsterland. Die schweren Bomber flogen wei­ter osteinwärts.

Gegen 13,30 Uhr konnte man in Richtung Bauernschaft Horst–Holtwick mehrmals Bordwaffenfeuer in der Luft hören. Wie Augenzeugen mir berichte­ten, stieß nach mehrmaligen Feuerstößen um 13,35 Uhr eine kleine Maschine durch die tiefhängende Wolkendecke und schoß senkrecht nach unten. Der Auf­schlag war verhältnismäßig leicht. Wie Feststellungen ergaben, handelt es sich um eine amerikanische 2 motorige Jagdmaschine, welche auf einer Weide des Bauern Pöpping im Holtwicker-Brock abgestürzt ist. Das feindliche Flugzeug wurde restlos zerstört und bildete bei dem Aufschlag einen Trichter von 10 m Länge, 6 m. Breite und 2 m. Tiefe. Da bis zum Abend aus dem Trichter noch Flammen schlugen und hin und wieder Munition explodierte, konnte bisher noch nicht festgestellt werden, ob unter den Trümmern noch Flugzeuginsassen vorhanden sind.

In einer Entfernung von rd. 2000 m Luftlinie wurde auf einer Weide des Bau­ern Fritz Heidbrinck ein Insasse des Flugzeuges tot gefunden. Auf Grund der gefundenen Erkennungsmarken und des am Handgelenk befindlichen Erken­nungsschildes wurde der Insasse des Flugzeuges wie folgt identifiziert:

RICHARD L. OTT
O - 416336 T41               O
Miss HELEN L OTT
966 LEXINGTON AVE
N.Y., N.Y.                      P

Silberplatte am Handgelenk:

RICHARD L. OTT
O - 416336.

Die Leiche wurde sofort zum Krankenhaus Holtwick überführt und wird in den nächsten Tagen auf dem Friedhof in Holtwick beigesetzt werden. Ein Pelz­stiefel, der den Namen des Toten trug, wurde in der Nähe des Hofes Richter-Thier am Ostrand des Dorfes Holtwick gefunden.

Bei dem Flieger wurden folgende Wertsachen gefunden:

1.)  2 Erkennungsmarken mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416336 T41          O
Miss HELEN L OTT
966 Lexington Ave
N.Y., N.Y.                P

2.)  1 kleines Silberschild mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416336

3.)  1 Armbanduhr,

4.)  1 Fingerring,

5.)  Reste eines Füllhalters,

6.)  Drehbleistift,

7.)  1 Compaß,

8.)  7 Photographien,

9.)  Papiergeld,

a) 5 Scheine je 1 „One Pound“,

b) 1 Schein „twintig Gulden“,

c) 1 Schein „50 Francs oder 10 Belgas“,

d) 3 Scheine je „100 Francs oder 20 Belgas“,

e)   10 Scheine je „100 Francs“.

Diese Gegenstände wurden dem Stabsfeldwebel Collerius Fliegerhorst Lod­denheide am 31. I. 44 zur Weitergabe an die Angehörigen übergeben.

Außer mehrmaligem Fliegeralarm hat sich an diesem Tage im Amtsbezirk Osterwick sonst nichts ereignet.

Osterwick, den 31. 1. 1944

Hf [Dr.Herbsthoff]

 


[Von Dr. Herbsthoff handschriftlich hinzugefügt:]

An diesem Tage wurden Bochum, Braunschweig u. Hannover angegriffen


 

 

 

Der Amtsbürgermeister                          Osterwick/Westf., den 31. 1. 1944.
Fernsprecher: Nr. 7 Postamt Darfeld      Kreis Coesfeld

An
die Fliegerhorstkommandantur
Abt. Bergung von Feindflugzeugen
in Handorf b. Münster  i. Westf.

Wie ich bereits sofort telefonisch nach dort gemeldet habe, ist gestern, am 30. 1. 1944 um 13,35 Uhr ein amerikanischer Jäger ungefähr 1000 m westlich des Bahnhofs Holtwick Kreis Coesfeld /Westfalen im Amtsbezirk Osterwick abge­stürzt. Die Maschine ist restlos vernichtet. Die Leiche eines Insassen wurde ungefähr 2000 m. von der Aufschlagstelle entfernt gefunden. Der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Die Leiche ist in die Leichenhalle des Krankenhauses Holtwick überführt und wird in den nächsten Tagen auf dem Friedhof in Holt­wick beigesetzt. Die Grabnummer wird noch mitgeteilt werden.

Folgende bei dem Toten gefundenen Gegenstände sind diesem Schreiben bei

gefügt:

1.)  Erkennungsmarken mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416336 T41      O
Miss HELEN OTT
966 LEXINGTON AVE
N.Y., N.Y.

2.)  1 kleines silbernes Schild mit der Aufschrift:

RICHARD L. OTT
O - 416366

3.)  1 Armbanduhr,

4.)  1 Fingerring,

5.)  Reste eines Füllhalters,

6.)  Drehbleistift,

7.)  Kompaß,

8.)  7 Photographien,

9.)  Papiergeld:

j)  5 Scheine je 1 „One Pound“,

k) 1 Schein „Twintig Gulden“,

l)  1 Schein „50 Francs oder 10 Belgas“,

m)  3 Scheine je „100 Francs oder 20 Belgas“,

n)   10 Scheine je „100 Francs“.

gez.  Dr. Herbsthoff

 

Die in dem umseitigen Schreiben aufgeführten Gegenstände sind von dem Unterzeichneten am 31. 1. 1944 dem Stabsfeldwebel Collerius, Fliegerhorst Loddenheide, mit Fallschirm und Schwimmweste des Toten ausgehändigt wor­den.

Der Amtsbürgermeister
Hf [Dr.Herbsthoff]

 


 

 

 

Der Amtsbürgermeister                          Osterwick/Westf., den 1. 2. 1944.
Fernsprecher: Nr. 7 Postamt Darfeld      Kreis Coesfeld

An

            Kommando Flughafenbereich  3/VI in Handorf bei Münster i. Westf.

 

Unter Bezugnahme auf mein Schreiben vom 31. 1. 1944 über die bei dem in Holtwick Krs. Coesfeld abgestürzten amerik. Jäger Richard Ott gefundenen Gegenstände erhalten Sie heute noch folgende Münzen:

1 Silbermünze der Panama Republik,
1 halbe engl.Krone,
1 engl. Silbermünze „One Florin”,
1 engl. Silbermünze „One Schilling”,
1 engl. Kupfermünze „One Penny".

Diese Münzen sind nachträglich bei der Untersuchung im Krankenhaus in einer Tasche des Toten gefunden worden.

Die in dem Schreiben vom 31. 1. 1944 bezeichneten Gegenstände sind dem Stabsfeldwebel Collerius, Fliegerhorst Loddenheide, mit dem Schreiben überge­ben worden.

Der Tote wurde am 31. 1. 1944 auf dem Friedhof in Holtwick – Grabnummer 12 – beerdigt.

gez. Dr. Herbsthoff.


 

T25543

John T.Shea  F/O.  FLYING OFFICER.

R.C.A.F.

KANADA –TORONTO

SHEA

C’EST TOUT  Je poure donner.

 

Am 26. III. 1944 (Sonntag) in Holtwick von dem Molkereiverwalter festge­nommen

Flugzeug v. 24 auf 25.März 1944 in Asbeck abgestürzt. Es war ein Halifax-Bomber. P/O W. Russell RCAF and crew, flying Halifax III HX-284 coded BM-B, failed to return from this operation.

"Pilot-Officer Russel, Königlich Kanadische Luftwaffe kehrte mit seiner Maschine und Besatzung (Halifax III, Kennung HX-284 (Werknummer), Rufzeichen BM - B nicht vom Einsatz zurück"

Anmerkung: Die ungewöhnlich hohe Anzahl von F/O`s ( Offiziere ) an Bord der Maschine läßt darauf schließen, daß wenigstens einer von ihnen ein "Second Dickey" war. Damit ist ein relativ unerfahrener Pilot ge­meint, der von einem erfahrenen, "alten Hasen" im Umgang mit den schweren viermotorigen Bombern und den Eigenarten des Einsatzes "fit" gemacht wird. Jeder Bomberpilot machte solche Eingewöhnungsflüge bevor ihm die Verantwortung für eine eigene Maschine und letztlich auch für die Besatzung übertragen wurde.

 

Einsatzziel für diesen Tag war Berlin - näheres unter:         

 

Hf [Dr.Herbsthoff]

 

5 vor 11 von Rheine

30 km

1130                                                                      Good    I don’t drink


 

Fliegerangriff in Darfeld am 22. April 1944.

Um 17,30 Uhr wurde von Coesfeld Fliegeralarm durchgegeben. Kurze Zeit später kamen aus nördlicher und nordwestlicher Richtung feindliche Jäger angeflogen. In Abständen folgten ihnen dann eine größere Anzahl Bomberverbände. Insgesamt wurde der Amtsbezirk Osterwick von 700–800 Bombern und Jägern überflogen. Die einzelnen Formationen bestan­den aus 18–21 ein- und 55 viermotorigen Bombern in geschlossener Folge. Bei jeder Formation befanden sich 3–5 helle Flugzeuge, soge­nannte Flakkreuzer oder fliegende Festungen.  

Die Geschwader waren sehr gut zu erkennen, da sie in verhältnismäßig gerin­ger Höhe flogen: Wie der Drahtfunk meldete, flogen zu gleicher Zeit weitere Verbände längs der Ems mit Südkurs:

Nachdem die Bomberverbände mit Süd- und Süd-Ostkurs den Amtsbezirk überflogen hatten, kam gegen ½ 8 Uhr ein viermotoriger Bomber mit offen­sichtlich beschädigtem Motor in niedriger Höhe, begleitet von 4 Jägern, zurück. Zu gleicher Zeit kamen mehrere Jäger aus der Richtung Darfeld in niedriger Höhe mit Westkurs angeflogen. Kurz darauf wurde mir mitgeteilt, daß auf der Strecke Darfeld–Horstmar zwischen Darfeld und Höpingen ein Personenzug festliege und starke Rauchentwicklung zeige. An Ort und Stelle habe ich folgen­des festgestellt:

Der um 19,05 Uhr von Rheine nach Oberhausen fahrende Personenzug ist in der Nähe Höpingen um 19,40 Uhr von 4 amerikanischen Jägern mit Bordwaffen angegriffen. Die Lokomotive wurde von 30 Schuß von vorne und von der linken Seite getroffen. Das Wasser strömte im Bogen aus dem Tank. 3 Kugeln hatten den Stand der Lokomotive getroffen.

Der Oberlokomotivführer Gerhard Freckenstein aus Coesfeld-Jakobiring, 68 Jahre alt, wurde durch Splitter am Kopf, an der Hand und im Rücken leicht ver­letzt und konnte mit einem Kraftwagen nach Coesfeld gebracht werden.

Der Heizer hatte nur eine leichte Schramme im Gesicht. Eine Kugel hatte ei­nen Puffer der Lokomotive getroffen und sich zu 4/5 in das feste Eisen hineinge­bohrt. 2 weitere Kugeln hatten eine Lampe der Lokomotive getroffen. Die übri­gen Schüsse verteilten sich auf den Rumpf der Lokomotive, welche durch den Beschuß unbrauchbar geworden war und abgeschleppt werden mußte. 12 wei­tere Schüsse hatten den Packwagen getroffen und 2 Schüssen den ersten Perso­nenwagen. Die Insassen des Packwagens und Personenwagens hatten sich auf den Boden geworfen und nur dadurch ihr Leben gerettet.

Insgesamt wurde der Zug von 45–50 Schuß getroffen. Weitere 50 Einschläge der Bordkanone lagen in geringer Entfernung vom Bahndamm in einem Rog­genfeld.

Zu ungefähr derselben Zeit wurde ein Personenzug auf dem Bahnhof in Lette von feindlichen Jägern beschossen. Hierbei gab es 8 Tote und 10 Verletzte, u.a. der Lokomotivführer und Heizer.

Ferner wurde eine Lokomotive bei Ramsdorf unbrauchbar geschossen (Lo­komotivführer tot).

Außerdem sind an diesem Spätnachmittag 4 schwere Bomben bei dem Hofe Schulze Ehring in Gaupel und mehrere Bomben neuer Art in der Nähe der Gastwirtschaft Peter Heidkamp, zwischen Coesfeld und Lette abgeworfen.

Im Amtsbezirk Dülmen wurden 5 Bauernhöfe durch Sprengbomben zum Teil sehr schwer beschädigt. Zwischen Dülmen und Buldern wurde ebenfalls eine Lokomotive auf freier Strecke stark beschädigt.

Nach dem Heeresbericht wurde an diesem Tage die Stadt Hamm stark bom­bardiert. Am Tage darauf mußte noch die Bereitschaft des Kreises Coesfeld, zu der auch eine Gruppe der Freiw. Feuerwehr Holtwick gehört, nach Hamm aus­rücken. 36 Flugzeuge wurden abgeschossen.

Osterwick, den 24.April 1944.

Der Amtsbürgermeister:
Dr. Herbsthoff


 

Festnahme eines amerikanischen Fliegers.

Heute Morgen am 26. 4. 1944 vorm. zwischen 11 und 12 Uhr, wurde in Holt­wick, Bauernschaft Hegerort der amerikanische Flieger:

G O R D O N   J.   B A B E R       JR

O - 742405  T  43

B E S S I E   T   B A B E R

O/O   S L A T E R’S   S T O R E

C O R D O N,  N E D

durch den Gend.Hauptwachtmeister Schumacher in Holtwick festgenommen.

Vermutlich ist er bei den Angriffen der amerikanischen Luftwaffe am Sams­tag, den 22. 4. 1944 abgesprungen.

Er war der Navigator eines Bombers der 389. Bombergruppe, die zu diesem Zeitpunkt die B 24 Liberator flog.

 

Besatzung:

Comm. Pil. LtCol Paul T Burton POW
Pil. Capt. Willard P Stotter POW
Co.Pil 1Lt. Gordon J Baber POW
Nav. 1Lt. John E Powell POW
Bombard. 1Lt. Myron Gins POW
Radio T/Sgt. Albert A Arendt POW
Top.Tur T/Sgt. Lewis Bagwell POW
Bal.Tur. S/Sgt. Michael S Saniuk POW
R/W S/Sgt. Lee T Parker POW
L/W S/Sgt. Dudley Burr POW
T.Gun S/Sgt. Harvey T Belcher POW

Seriennummer der Maschine: 42-63963

 

Osterwick, den 26. 4. 1944.

Der Amtsbürgermeister:
Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Osterwick und Holtwick
am Sonntag, den 7. Mai 1944.

Am Sonntag, den 7. 5. 1944 wurde um 9,15 Uhr vormittags Fliegeralarm ge­geben. Der Gottesdienst wurde unterbrochen und die Kirchenbesucher verließen die Kirche. Durch Drahtfunk wurden starke Einflüge aus holländischem Gebiet mit Ost- und Süd-Ost-Kurs gemeldet. Die Flugzeuge flogen in verhältnismäßig niedriger Höhe durch die geschlossene Wolkendecke, so daß man das Motoren­geräusch sehr stark hören konnte. Gegen 10,30 Uhr hörte man in süd -westlicher Richtung schwache Detonationen. Kurz darauf wurde mir gemeldet, daß je eine Sprengbombe in der Gemeinde Osterwick und Holtwick gefallen seien. An Ort und Stelle habe ich sofort folgendes festgestellt:

a)   eine 10 Ztr.-Sprengbombe 100 m. nordwestlich des Wohnhauses der Ww. Werschmöller in Osterwick, Höven 52,

Sprengtrichter: 12 m Ø und 2 ½ m. Tiefe,
Flurschaden: 1 große Türscheibe.

b)   eine 10 Ztr.-Sprengbombe 200 m. westlich des Hauses Bernard Rosing in Holtwick, Kspl. 116,

Sprengtrichter: 12 m. Ø und 3 m. Tiefe.

Verletzt wurden 1 Rind des Landwirts Rosing (Verletzung an einem Bein) und 1 Kuh des Wilhelm Terwey in Holtwick, Kspl. 110 (Verletzungen an der Schulter).

Kurz vor dem Abwurf haben die Bewohner Maschinengewehrfeuer gehört, so daß vermutlich ein Not-Abwurf vorliegt. Infolge der niedrig geschlossenen Wolkendecke sind Flugzeuge nicht gesehen, sondern nur gehört worden.

Zur gleichen Zeit wurden 8 Sprengbomben in der Nähe der Gastwirtschaft Schnieder-Bauland in Coesfeld auf Weiden abgeworfen.

Wie mir die Regierung Münster mitteilte, sind an diesem Vormittag die Städte Münster und Osnabrück [13.Sept.1944] angegriffen worden.

Osterwick, den 8.Mai 1944.

Der Amtsbürgermeister:
Dr. Herbsthoff


 

Gend. Einz. Posten Osterwick
Kreis Coesfeld                                                       Osterwick, 10. Juni 1944.
Reg. Bez. Münster

An den

Herrn Amtsbürgermeister

in Osterwick.

Bericht!

Betr.:  Abwurf von Brandflaschen.

Am 10. Juli 1944 gegen 0,30 Uhr wurde ich von der Polizeiwache Coesfeld telefonisch davon in Kenntnis gesetzt, daß am 9. Juni 1944 gegen 23,30 Uhr auf Schloß Varlar in Osterwick, Höven an der alten Rentei eine Brandflasche abge­worfen sein soll, der Brand des Inhalts der Brandflaschen aber schon wieder gelöscht sei.

Am Morgen des 10. Juni 1944 begab ich mich sofort zur angeblichen Ab­wurfstelle um Ermittlungen anzustellen und stellte hierbei fest, daß es sich nur um eine Brandflasche gehandelt haben kann. Daß hier ein Sabotage-Akt vor­liegt, kann ich mir nicht denken, denn dann hätte der Betreffende die Brandfla­sche wohl durch ein Fenster in die Oberförsterei hinein geworfen und nicht säu­berlich am Rande des Vorplatzes der Oberförsterei und der Rasenfläche.

Nach meiner Ansicht liegt hier ein Dummejungenstreich vor. Ermittlungen nach dem Täter blieben erfolglos. Auch wurden beim Absuchen der näheren und weiteren Umgebung der Oberförsterei keine weiteren Brandflaschen gefunden, so daß ein Abwurf durch Ballone nicht vorliegen kann.

               Liesert
Bez. Oberw. d. Gend. d. Res.


 

Stellv. Generalkommando  VI. A.K.              O.U.  Varlar, den 10. Juni 1944.
   (Wehrkreiskommando  VI)

 

Gegenwärtig:

Major u. Dienststellenleiter Piderit

Feldwebel Eckerlin
als Schriftführer.

 

Es erscheint der Oberschirrmeister Fritz Klinge, Stellv. Gen. Kdo. VI. A.K. (Wehrkreiskraftfahroffizier) der Person nach bekannt und gibt an:

Am 9.Juni 1944 abends saß ich mit Inspektor Poloczek und Kriegswerkmei­ster Möller in meinem Zimmer zusammen, als durch die Oberförsterei gegen 24 Uhr angerufen wurde, daß vor der Oberförsterei ein Brand sei. Es wurde gesagt etwa: Ich vermute, daß es sich um eine Brandbombe handelt. ist eigentlich Alarm. Es wurde geantwortet, wir kommen sofort herüber. Das Gespräch wurde dann abgebrochen und bei der Vermittlung des Panzerbrigadestabes in Coesfeld angerufen und gefragt, ob Alarm oder Voralarm sei. Von dort aus wurde gemel­det, daß beides nicht der Fall sei. Wir haben einen Sandbehälter mitgenommen und sind dann mit drei Mann sofort zur Brandstelle gefahren. Wir sind vorsich­tig an den ca. 1 ½ qm großen Brandherd herangegangen und haben diesen mit Sand abgelöscht nachdem wir uns überzeugt hatten, daß irgendwelche Spreng­körper nicht zu sehen waren. Während des Ablöschens war in größerer Entfer­nung eine größere Anzahl Schüsse zu hören (ca 50). Diese Schießerei brach plötzlich ab. Man hatte den Eindruck, daß dort eine militärische Nachtübung stattfände. Eine spätere Anfrage bei dem Batl. 4 und dem Nachrichtenzug der Brigade ergab, daß über eine militärische Übung dort nichts bekannt war.

Nachdem die Flammen erstickt waren, sah man erst, daß ein größerer Teil der Umgebung leuchtete, so daß es sich offenbar um Phosphor handelte. Daraufhin wurde sofort der Wagen (WH 1464242) aus diesem Bereich entfernt und dabei wurde dann auch festgestellt, daß auch unsere Kleidung von Phosphor be­schmutzt war. Wir haben dann mit den Hausbewohnern gesprochen, daß nie­mand die Phosphorzone betreten dürfe und auf die Gefahr hingewiesen, welche dadurch entsteht, das Phosphorspuren auf Teppiche usw. verschleppt werden. Die Phosphorspuren an unserer Kleidung haben wir so gut wie möglich entfernt. Eingeschaltet sei noch, an der Brandstelle lagen Glaßplitter von einer Flasche, ein Flaschenkopf mit Selterwasser-Patentverschluß, kleine weiße Stücke die wir für Karbid gehalten haben und im Dunkeln nicht leuchteten aber nach Karbid rochen.

Außerdem war am 10. 6. morgens noch ein starker Phosphorgeruch bemerk­bar.

Von der Oberförsterei aus habe ich die Polizei in Coesfeld angerufen, da in dem Dorf Osterwick ja nur ein Beamter vorhanden ist und es entwickelte sich ein längeres Telefongespräch. Nachdem ich dem am Apparat anwesenden Be­amten den Vorfall geschildert hatte und sich im Laufe der Unterhaltung eine recht große Schwerfälligkeit in der Auffassung ergeben hatte, erklärte der Be­amte, daß er versuchen wolle, einen Beamten der Streife nach Varlar zu schicken. Bisher ist ein derartiger Mann hier nicht erschienen. Etwa 1 Stunde nach Verlassen der Brandstelle begann meine Hose an einer kleinen Stelle zu glimmen mit großer Hitzeentwicklung. Die Stelle wurde sofort wieder abge­löscht und die Hose liegt vorläufig im Wasser. Ebenso sind die beschmutzten Stiefel so mit nassem Sand eingepackt, daß ein Brand nicht entstehen kann.

vorgelesen                    genehmigt                    unterschrieben.

Fritz Klinge,  O.Schirrmstr.

geschehen wie oben

Piderit
Major u. Dienststellenleiter

 

o.U. Varlar, den 10. 6. 44.

Weiter erscheint der Kriegswerkmeister Gustav Möller von der Dienststelle Feldpostnummer: 01402 S z.Zt.dienstlichen Aufenthalte bei Stellv.General­kommando VI. A.K. (Wehrkreiskraftfahroffizier) der Person nach bekannt, und erklärt:

Die Außage des Oberschirrmeisters Klinge vom 10 Juni 1944 ist mir vorgelesen. Diese Aussage ist richtig und ich mache sie zum Gegenstand der meinigen mit folgender Einwendung, daß ich am 10. Juni 1944 an der Brandstelle nicht anwe­send war und somit den jetzt noch wahrnehmbaren Phosphorgeruch persönlich nicht feststellen konnte.

vorgelesen                    genehmigt                    unterschrieben.

Gustav Möller

geschehen wie oben

Piderit
Major u. Dienststellenleiter


 

Fliegerangriff auf Darfeld und Osterwick
am Dienstag, den 20. Juni 1944.

Am Dienstag, den 20. 6. 1944 gegen 8,30 Uhr wurde „öffentliche Luftwar­nung“ gegeben. Das Radio meldete den Einflug mehrerer Jagdverbände aus holländischem Raum. Eine für 9 Uhr angesetzte Beerdigung in Darfeld (Flieger-Uffz. Nürenberg) mußte polizeilich bis nach Entwarnung verlegt werden.

Gegen 9,08 Uhr kamen 2 amerikanische Jäger im Tiefflug aus der Richtung Coesfeld und machten über der Dorfbauernschaft eine Kurve. Bei dem hellen Sonnenschein konnte man sehr deutlich breite Streifen auf Tragflächen und Rumpf erkennen. Es waren 2 Jagd-Einsitzer mit kurzem Rumpf und kleinen stumpfen Tragflächen. Beide Jäger zogen einen Kreis um das Dorf Osterwick und schossen dann kurz darauf in Höhe von Sengenhorst und Reckers. Es wur­den keine Tiere verletzt.

Kurz darauf ging dann die telefonische Meldung hier ein, daß gegen 9,05 Uhr ein Güterzug auf der Strecke Darfeld–Lutum, auf Darfelder Gebiet, von Jägern im Tiefflug beschossen sei. Lokführer und Heizer wurden leicht verletzt. Auf dem letzten Wagen des Güterzuges wurde ein Wagen Torf in Brand geschossen. Der Brand konnte sofort von dem Begleitpersonal gelöscht werden, so daß der Güterzug seine Fahrt fortsetzen konnte.

Am gleichen Tage wurde nachmittags gegen 3,45 Uhr voller Fliegeralarm ge­geben, da feindliche Jagdbomber aus dem Raum Holland in die Kreise Coesfeld und Ahaus einflogen. Mehrmals meldete der Rundfunk: Gefahr für die Kreise Ahaus, Coesfeld und Steinfurt. Im Amtsbezirk Osterwick ist bei diesem Einflug nichts passiert.

Osterwick, den 20. 6. 1944.

Der Amtsbürgermeister:
Dr. Herbsthoff


 

Detonation einer schweren Bombe in Osterwick
am Freitag, den 22. 9. 1944.

Am Mittwoch, den 20. 9. 1944 teilten mir Kinder mit, daß in der Bauernschaft Höven bei Schloß Varlar V 1-Geschütze aufgestellt würden. Feststellungen erga­ben, daß insgesamt etwa 200 Mann am Mittwoch sich in der Bauernschaft Höven von Varlar bis Frieling selbständig einquartiert hatten. Einige Tage vor­her waren mehrere Offiziere bei mir gewesen, um auf Schloß Darfeld für einen General mit seinem Stabe und 150 Mann Quartier zu machen. Jede Frage nach dem Woher und Wohin blieb völlig unbeantwortet.

Am Mittwochmorgen fuhren 6 neuartige Fahrzeuge durch das Dorf Osterwick in Richtung Schloß Varlar. Es waren stark gebaute Lafetten, auf denen längli­che, in der Form einem Zeppelin  ähnlich sehende Körper lagen, die am Ende ein Leitwerk in Breite einer Doppeltür hatten.

Am Nachmittag kam ein Gefreiter zu mir und fragte, ob seine Familie unter den Evakuierten aus dem Kreise Erkelenz sei, die in Osterwick untergebracht sind. Er machte mich darauf aufmerksam, daß sie voraussichtlich bereits in der kommenden Nacht schießen würden. Wenn ich ein donnerähnliches Geräusch hören und eine Feuerkugel sehen würde, dann seien das ihre Abschüsse.

Tatsächlich wurden dann in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gegen 3 Uhr und 5 Uhr feurige Kugeln, von Osten nach Westen fliegend, in Osterwick und Holtwick beobachtet. Während des Donnerstag gingen wieder 1 Raketen­bombe gegen 12 Uhr, 5 Uhr und 19 Uhr über den Amtsbezirk hinweg.

Die Raketenbombe um 19 Uhr hinterließ einen breiten hellen Kondensstreifen und fiel dann plötzlich in Richtung Coesfeld herunter. Sie ist in Coesfeld-Ste­vede bei der Mühle Ahlers als Blindgänger mit starkem Geräusch eingeschlagen und hat ein Loch von 15 m Durchmesser und 8 m Tiefe verursacht. Außer star­ken Beschädigungen an in der Nähe liegenden Gebäuden sind keine Schäden entstanden, da die Bombe detoniert ist. Diese Raketenbombe war von der bei der Oberförsterei im Rosengarten aufgestellten Batterie abgefeuert.

Am heutigen Freitag – 22. 9. 1944 – gegen ½ 5 Uhr hörte man den Abschuß einer Raketenbombe mit donnerähnlichem Geräusch und kurz darauf einen star­ken Knall. Ungefähr 5 Minuten später hörte man dann eine sehr starke Erschüt­terung. Diese Raketenbombe war aus der Feuerstellung ungefähr 150–200 m. von der Oberförsterei in Richtung fürstlichen Friedhof abgeschossen. Sie ist mitten zwischen hohen Bäumen senkrecht in die Höhe geschossen. Etwas über Baumhöhe ist die Bombe dann infolge eines Konstruktionsfehlers senkrecht nach unten an die Abschußstelle zurückgefallen. 5 Minuten später ist dann, als die Geschützbedienung brennende Teile ablöschte, der 1 m lange Zünder dieser Bombe explodiert. Die übrigen Teile der Bombe waren noch nicht scharf und detonierten daher nicht.

Durch den Zünder allein wurden mehrere starke Bäume umgerissen und die Oberförsterei im Dachstuhl und an Türen und Fenstern stark beschädigt. Außer­dem sind 10–12 Gebäude im weiteren Umkreis, so unter anderem die Schloß­gärtnerei (Heßmann), die Höfe Mathmann-Hauling, Döker, Uesbeck, Hans und Klümper beschädigt worden. Auch an der Rückseite des Schlosses Varlar sind ca. 250–300 Fensterscheiben zerstört worden.

An der Abschußstelle selbst wurde 1 Mann getötet, 2 Mann schwer und 3 Mann leicht verletzt. Von den beiden Schwerverletzten ist inzwischen 1 Mann gestorben.

Wie mir der Hauptmann mitteilte, hat die Batterie bisher keinen Versager bei ihren Abschüssen in Holland gehabt.

Die Bezeichnung dieser neuen Geheimwaffe ist bisher noch nicht bekannt geworden, da alle Angehörigen dieser Formation zu strengstem Stillschweigen verpflichtet sind und jede Auskunft ablehnen. Seit 6 Wochen besteht sogar für diese Formation Briefsperre.

Eine der neuen Raketenbomben stand – ganz vorzüglich getarnt – am Weg zum Rosengarten. Die Bombe ist 17 m. lang und hat die Form einer Zigarre mit einem Durchmesser von ca. 2 m. Am Schwanzende befindet sich das Leitwerk in Form eines großen 4 eckigen Kastens von ca. 2–2 ½ m. im Geviert. An der Spitze befindet sich ein 1–1 ½ m. langer Zünder, der in einem kleinen Glasröhr­chen ausläuft. Von Augenzeugen hörte ich, daß die Raketenbomben fast senk­recht bis zu 8.000 m. Höhe durch eigenen Antrieb emporgeschossen wird und dann erst ihre vermutlich durch elektrische Fernlenkung gesteuerte Flugbahn einschlägt. Ihre Reichweite soll bis zu 370–380 klm. betragen. Von den hier und in der Nähe aufgestellten Batterien sollen Gebiete in Frankreich und Holland beschossen werden. England liegt von hier außerhalb der Reichweite. z.Zt. wer­den täglich 2–3 Abschüsse von Raketenbomben hier wahrgenommen.

Osterwick, den 22.September 1944.  Dr. Herbsthoff


[Von Dr. Herbsthoff handschriftlich hinzugefügt:]

Am 26. 9. 1944 gegen ½ 10 Uhr flog ein schweres Geschoß als Feuerkugel Richtung Asbeck–Höpingen–Laer u. am 27. 9. 1944 gegen 8 Uhr vorm. dasselbe in Richtung Asbeck–Legden mit schwerer Detonation. (Kurzschüsse )


 

Detonation einer schweren Bombe in Osterwick
am 30. 9. 1944.

Am Samstag, den 30. 9. 1944 gegen 3,45 Uhr morgens hörte man in Oster­wick das donnerähnliche Geräusch der neuen V I-Waffe. Nach einigen Sekun­den setzte dieses Geräusch aus und kurz darauf erfolgte eine sehr starke Detona­tion, die im weiten Umkreis, so u.a. in Schöppingen, Coesfeld, Darfeld gehört worden ist. Nach eingegangenen Meldungen war aus der Feuerstellung am Ge­scher’schen Damm in der Nähe des Hofes Ww. Klaas in Osterwick, Höven 61 eine der neuen schweren Bomben abgefeuert. Infolge eines angeblich techni­schen Fehlers hat die Raketen-Antriebskraft der Bombe ausgesetzt und ist dann in der Nähe der Feuerstellung abgestürzt. Die Einschlagstelle liegt südlich des Hofes Ww. Bäumer in Osterwick-Höven wenige hundert Meter hinter der Oster­wick–Coesfelder Gemeindegrenze in Coesfeld-Kspl. (Sirksfeld). Die Bombe hat in einem abgeholzten Waldgrundstück einen Trichter von 10 m. Tiefe und 20 m. Durchmesser verursacht. An den Höfen Flenker, Scharlau und Bäumer sind zahl­reiche Fensterscheiben und Dachpfannen zerstört. Die Ab­schusstelle befin­det sich ungefähr 50 m. südlich des Gescher’schen Dammes in einem Wald­stück.

Die Bombe ist für den Abschuß senkrecht auf einem niedrigen Tisch aufge­stellt. Unter dem Tisch befindet sich ein spitzer 4 eckiger Kegel von ungefähr 40–50 cm. Höhe. Durch diesen Kegel sollen die beim Abschuß ausgestoßenen Feuerstrahlen gleichmäßig verteilt werden. Diese Abschußeinrichtung ist sehr einfach und kann schnellstens auf- und abgebaut werden. Beim Abschuß steigt die Bombe senkrecht in die Höhe und erhält erst nach Erreichung einer Höhe von 7–8000 m. ihre Schußrichtung. Bis zum Ziel wird die Bombe ferngelenkt und soll nur eine Streuwirkung von 600–1000 m. haben.

Auf der Straße von der Schule Höven II (Lehrer Schnier) bis zur Schule Hö­ven I (Lehrer Göllmann) standen weitere 5 Bomben abschußfertig für den Ab­transport zur Feuerstellung bereit. Bei dem Hofe Kl. Wolter war ein Hebekran aufgestellt, mit dem die schweren Bomben umgeleitet werden. Die Bomben sollen ein Gewicht von rund 250 Ztr. haben. In der Bauernschaft Höven ist die Einheit Klughammer, F.P.Nr. 02315 einquartiert.

Osterwick, den 2. Okt.1944.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld am 30. 9. 1944

Wir sitzen zusammen und unterhalten uns. Es ist bereits 2320 Uhr spät geworden und ich überlege, ob es nicht Zeit ist zu gehen. Plötzlich setzt ein wildes Geknacker ein, sofort wird mir klar, das kann nur ein Tiefangriff auf den Bahn­hof sein. In Gedanken sehe ich die langen Munitionszüge vor mir, die zur Zeit auf dem Bahnhof stehen. Meine größte Sorge gilt meiner Familie. Jeden Augen­blick eine gewaltige Explosion erwartend, laufen wir in den Keller, es folgen aber nur noch einige Bordkanonen-Salven. Wir gehen nach draußen und bemer­ken mehrere Leuchtbomben, die genau in Richtung meines Hauses stehen, au­ßerdem einen Brand, nach der Richtung zu rechnen, auf dem Bahngelände.

Ich laufe schnell durch den Garten der Kaplanei, am Bach entlang, wo ich eine kleine Gruppe Menschen antreffe. Ich frage Hermann Niederberghaus, was ge­schehen ist. Er kann mir jedoch keine genaue Auskunft erteilen. Nach meiner Vermutung ist es der Böltensche Schuppen, der brennt. Auf der Bahnhofstraße steht Frau Prümer. Ich bitte sie, sofort die Feuerwehr zu alarmieren. Als ich zu Hause ankomme, herrscht dort ein großes Durcheinander. Meine Frau atmet bei meinem Erscheinen erleichtert auf. Ich schicke sie und die Kinder sofort aus dem Gefahrenbereich. Das Telefon klingelt unterdes schon unaufhörlich. End­lich erscheint der erste Feuerwehrmann, Hannes Steenberg, den ich bitte, die genaue Lage des Brandherdes festzustellen. Erst dann komme ich dazu, meine Uniform anzuziehen. Inzwischen ruft Frau Heiming an, ob ein Melder erforder­lich sei. Ich ob dieser überflüssigen Frage sehr erzürnt. Vergeblich versuche ich das Amt Osterwick zu erreichen, es kommt keine Verbindung zustande, da die Turmwache nicht durch verbinden kann, daraufhin laufe ich mit Berkenbrock zum Brandherd. Ein Waggon, auf dem sich eine große Zugmaschine der Wehr­macht befindet, brennt lichterloh. Soldaten haben den Wagen bereits bis zum Bahnhofsschuppen gezogen. Auf meine Veranlassung hin, schieben wir den Waggon sofort weiter in Richtung des Stationsgebäudes. Dann schicke ich einen Melder zum Zugführer Böcker, damit dieser sofort die Schläuche vom Kuh­mannschen Teich zum Stationsgebäude legt. Anschließend klettere ich durch die Hecken und suche die Feuerwehr. Wir legen schnell vom Verteilungsstück 2 C-Schläuche aus. Endlich kommt das Wasser, befreit atme ich auf. Aber was das Pech will, das Wasser strömt mit voller Wucht durch eine schlecht schließende Kupplung. Bei meinem Versuch, die Schläuche zusammenzukoppeln, hole ich mir nur eine nasse Uniform und nasse Füße. Der Motor wird abgestellt und so­fort klappt es. Das Wasser läuft. Allmählich wird der Feuerschein kleiner und kleiner. Der Bahnhof ist mit Zügen überfüllt. Gerade unterhalte ich mich mit dem Transportführer, einem Oberleutnant der Luftwaffe, als ich plötzlich einen Zusammenstoß höre. Ich sehe, wie der vorher brennende Waggon von einem zurückfahrenden zurückgeschoben wird. Alles läuft nebenher, in dem Glauben, daß die beiden Strahlrohrführer, Josef Kentrup und Hannes Steenberg tödlich verunglückt seien. Gott sei Dank tauchen aber beide wieder auf und haben außer dem Schrecken nur kleinere Schrammen davon getragen. Die Menschenmenge verschwindet schleunigst, als unsere aufgestellten Posten herannahende Flieger melden. Es passiert aber weiter nichts. Wir nehmen die Schläuche wieder auf, wobei einige es nicht unterlassen können, über den nicht erschienen Lösch- und Bergungstrupp, sowie über den Einsatztrupp der Eisenbahn ihre Glossen zu reißen. Wir sind müde und naß, aber doch hoch befriedigt, daß alles gutgegan­gen hat.

F. Benning

Darfeld, den 30. September 1944.


 

Abschuß einer schweren Bombe (17m. lang) aus der

Feuerstellung „Bayer’s Büschken“ bei dem Kotten

Höber in Osterwick Horst, am 15. 10. 1944,

nachmittags 4 Uhr.

 

Die Aufnahme wurde auf dem zum Hofe Bayer-Eynck führenden Fußweg gemacht. Das auf dem Bild sichtbare Haus ist das Kötterhaus Höber, Eigen­tü­mer: Bauer Klemens Bayer-Tast in Osterwick, Horst 10a.

Hf [Dr.Herbsthoff]


 

 

Holtwick, den 6. 10. 1944

An den

Herrn Amtsbürgermeister

in   O s t e r w i c k 

B e r i c h t.

Betr.:  Abwurf von Bomben in der Bauernschaft Hegerort.

Am 2. 10. 1944 gegen 13,30 Uhr überflogen starke feindliche Kampfverbände den Ort Holtwick.

Um 13,40 Uhr wurden in der Bauernschaft Hegerort mehrere starke Bombenein­schläge gehört. Ich fuhr sofort mit dem Kraftrad nach dem Hegerort und konnte auch bald die Einschlagstellen feststellen. Diese befanden sich in der Nähe des Hofes der Ww. Deiger. Es wurden 12 Einschläge von Bomben festgestellt, nach dem Durchmesser der Trichter (9–10 mtr) und der Stärke der Bombensplitter handelt es sich um 10 Ztr. Bomben.

4 Bomben waren ungefähr 50–80 mtr. vom Hof entfernt gefallen. Hierdurch wurde eine Scheune fast vollkommen abgedeckt und mehrere Scheiben an den Wohngebäuden zersplittert. 4 Bomben waren in einem Kamp ungefähr 150 mtr. vom Hof entfernt gefallen, und die andern 4 Bomben in der Weide der Ww. Deiger links der Straße nach Sch. Temming.

Bei der einen Bombe, die ungefähr 50 mtr. Vom Haus entfernt liegt, handelt es sich wahrscheinlich um einen Blindgänger. Dieser wurde durch Plakate gekenn­zeichnet und besonders abgesperrt.

An den benachbarten Gebäuden des Bauern Barenbrügge entstanden noch Schä­den an Fensterscheiben.

Außer den genannten Schäden und Flurschaden ist nichts weiter vorgekommen.

   Schumacher,

Hauptw.d.Gend.

 


 

Holtwick, den 8. 10. 1944

An den

Herrn Amtsbürgermeister

in   O s t e r w i c k

Betr.: Beschießung eines Güterzuges im Bahnhof Holtwick durch feindliche Tiefflieger.

Am 7. 10. 1944 um 10,45 Uhr wurde ein Güterzug im Bahnhof Holtwick von feindlichen Tieffliegern beschossen. Der Zug kam von Legden. Kaum hatte er den Bahnhof Holtwick verlassen, als er schon von drei Tieffliegern angegriffen wurde. Die Maschine kam in der Nähe der Blockstelle Fedders, ungefähr 160 mtr. hinter dem Bahnhof zum Stehen. Das Lok-Personal konnte sich durch Ab­springen retten, ebenfalls die im Packwagen befindlichen Personen. Die Ma­schine wurde von Coesfeld aus abgeschleppt. Am Bahnhof Holtwick ist weiterer Schaden nicht entstanden.

   Schumacher,
Hauptw. d. Gend.


 

Fliegerangriff am 29. Oktober 1944 in Darfeld.

Gegen 8,15 Uhr überflogen 4 Jäger Osterwick in Richtung Darfeld. Es war weder Öffentliche Luftwarnung noch Fliegeralarm gegeben. Kurz darauf hörte man aus der Richtung Darfeld eine Detonation und sah das Krepieren leichter Flakgeschosse über Darfeld. Jagdbomber haben 10 Sprengbomben an der Bahn­strecke Darfeld–Lutum auf einer Weide des Grafen Droste zu Vischering in Höhe des Stellwerks bei der Bahnunterführung abgeworfen. 9 Sprengbomben sind detoniert und haben in dem Mergelboden Löcher von 1 ½ m Tiefe und 3–4 m Durchmesser geworfen. Eine Sprengbombe ist als Blindgänger 1 m tief in den Boden gedrungen. Ich habe die in Darfeld liegende Einheit Salomon Feldpost Nr. 02315 (Sonderwaffe) gebeten, durch ihren eigenen Feuerwerker den Blindgän­ger zu sprengen. Oberfeuerwerker Weber, ein Unteroffizier und ein Obergefreiter haben dann mit Hilfe von 3 Polen der Oekonomie-Verwaltung Schloß Darfeld in meiner Gegenwart den Blindgänger zum Teil freigelegt. Es war eine Bombe von vermutlich 250 LB mit dunkelgrünem Anstrich und gelber Beschriftung. Teile des Leitwerks waren von der Bombe abgerissen und lagen ebenfalls ungefähr 1 m tief neben der Bombe. Gegen 15,00 Uhr legte der Ober­feuerwerker 3 Büchsen Sprengstoff und Zündschnur an die freigelegten Teile der Bombe. Die Sprengung erfolgte glatt. Sprengstücke und Mergelsteine flogen in Kirchturmhöhe. Der Sprengtrichter war 2 m tief und hatte einen Durchmesser von 5–6 m.

Bei diesem Abwurf von 10 Sprengbomben wurde das auf der Weide befindliche Rindvieh nicht verletzt.

                                               Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Osterwick, am 29. Oktober 1944.

Am Sonntag, den 29. Oktober 1944 nachmittags ½ 5 Uhr hörte man in Oster­wick eine schwache Detonation. Ein einzelner Jagdbomber war aus der Rich­tung Darfeld, Bauernschaft Netter über das Rosendahl geflogen und hat eine Sprengbombe ungefähr 50 m nordöstlich der Pastorat Osterwick auf einer Weide abgeworfen. Der Sprengtrichter hat eine Tiefe von 2 ½ m und einen Durchmes­ser von 8–10 m. Außer geringfügigen Dachschaden am Pastoratgebäude und Nebengebäude ist kein Schaden entstanden. Der Jäger flog nach Abwurf der Bombe über das Dorf Osterwick nach Midlich ab und wurde von der in Midlich stehenden leichten Flak ohne Erfolg beschossen. Beim Überflug über das Dorf Osterwick habe ich das Flugzeug photographiert.

Dr. Herbsthoff


 

Holtwick, den 14. 11. 1944

An

die Ortspolizeibehörde
in  Osterwick.

Betr. Bombenabwurf in Holtwick am 12. 11. 1944.

Am 12. 11. 1944 gegen 12,30 Uhr wurde der Bahnhof Holtwick von meh­reren feindlichen Jagdbombern [Mustang] angegriffen. Die Maschinen hatten den Bahnhof bereits in östlicher Richtung überflogen. Plötzlich hörte ich mehrere starke Bombeneinschläge. Ich fuhr sofort zum Bahn­hof. Hier erfuhr ich, daß die Einschläge links der Strecke in Richtung Coesfeld lagen. Auf der Strecke stand ein Militär-Transport-Zug. Diesem hatte der Angriff gegolten. Die Lokomotive war durch Bordwaffen be­schossen, aber vom Zugpersonal wie auch von den Soldaten war niemand verletzt. Die ersten Bombentrichter fand ich am Hause des Bahnwärters Wilhelm Terwei, Kspl. 127. Hier waren 2 Bomben ca. 20 Schritte vom Hause entfernt, gefallen. Hierdurch wurde das Dach sehr stark beschädigt und mehrere Fensterscheiben zertrümmert. Weitere 7 Bomben waren in das Gelände gefallen und zwar 4 Bomben in die Weide von Stockmann-Rohling, 1 Bombe in die Weide von Fleige, 1 Bombe in das Land von Schenk und 1 Bombe in das Land von Weßendorf. Durch diese 7 Bomben war nur Flurschaden angerichtet worden.

2 Bomben waren links der Straße Holtwick–Coesfeld in der Nähe des Hofes Dieckbuer gefallen. Hier war neben dem Flurschaden auch noch bei Dieckbuer und Kemper Glaßchaden und Dachschaden entstanden.

Insgesamt waren 11 Bomben gefallen (250 kg). Der entstandene Dachschaden konnte durch Hilfe der Luftschutzgemeinschaften bald behoben werden.

Hauptw. d. Gend.


 

Fliegerangriff am Samstag, den 18.November 1944
in Darfeld und Osterwick.

Kurz vor 3 Uhr nachmittags wurde Fliegeralarm gegeben. Da in Osterwick die elektrische Sirene gestört war, wurden die Alarmzeichen mit der Schiffssi­rene (Kohlensäure) gegeben. Der Drahtfunk meldete zunächst den Einflug von Kampfverbänden aus südlicher Richtung (Dülmen–Münster). Kurz darauf hieß es: „Angriff auf die Gauhauptstadt, höchste Vorsicht“ und weiter: „Bombenab­würfe auf die Gauhauptstadt“.

Bald darauf setzten die Rückflüge einer großen Anzahl schwerer 4 motoriger Bomber ein. Die Bomber flogen an der unteren Grenze der Wolkendecke und waren zu mehreren Hundert, weit auseinandergezogen, deutlich zu erkennen. Gegen 15.15 Uhr warf ein amerikanisches Flugzeug auf dem Rückflug insge­samt 4 Bomben in Osterwick-Brockbauernschaft. Davon:

1.)  1 Sprengbombe nördlich des Gehöftes Wiechert – im Wald detoniert –

2.)  1 Sprengbombe (10. Ztr.) als Blindgänger im Wald des Bauern Wasmer. Der Blindgänger lag am Hang einer Böschung völlig frei und wurde am Sonntag, den 19. 11. 1944 nachmittags 14,30 Uhr von dem Oberfeuerwerker Weber – Feldpostnummer 02315 – gesprengt. Von dem Blindgänger und der Spren­gung habe ich Aufnahmen gemacht.

3.)  1 Sprengbombe in der Weide in der Nähe der Höfe Meickmann und Lau­kamp – detoniert –

4.)  1 Sprengbombe (Blindgänger) 20 m. vom Wohnhaus des Bauern Heinrich Jörden in Osterwick, Brockbauernschaft Nr. 3 in der Schweineweide.

Gegen 15.30 Uhr warfen ebenfalls zurückfliegende Bomber in der Gemeinde Darfeld 5 Sprengbomben. Davon:

1.)  1 Sprengbombe – detoniert – im Tiergarten des Schlosses Darfeld in der Nähe des Hofes Weiermann-Netter.

2.)  1 Sprengbombe (Blindgänger) ebenfalls im Tiergarten. Diese Bombe war eine Langzeitzünderbombe und ist in der folgenden Nacht (19/20. 11. 1944 gegen 1,30 Uhr detoniert.

3.)  3 Sprengbomben (Blindgänger) in Höpingen bei Elies, Röttgermann und Roters.

Außer Flurschäden ist kein Schaden entstanden.

Osterwick, den 21.11.1944

Der Amtsbürgermeister
Dr. Herbsthoff


 

Detonation einer schweren Bombe (Sonderwaffe) in

Osterwick am Montag, den 20. November 1944.

Gegen 8.30 Uhr wurde von der bei Niehoff-Midlich in den Fürstlichen Wal­dungen (Bergkämpe) befindlichen Feuerstellung der V-Waffe eine schwere Bombe abgeschossen. Sofort nach dem Abschuß ging die Bombe in Richtung Bauernschaft Höven wieder herunter und schlug mit starker Detonation auf einer Weide des Landwirts Wilhelm Brüggemann in Osterwick, Höven 15, ungefähr 20 m. nördlich des Nebengebäudes des Landwirts Alois Bruns in Osterwick, Höven 9 ein. Augenzeugen berichten, daß die Bombe mit einem sehr hellen Feuerschein und starkem Luftdruck explodierte. Lehmbrocken in Größe von einem halben cbm. waren an der Einschlagstelle aus der Erde gerissen. Weit und breit lagen einzelne Teile der Bombenhülle aus Aluminium verstreut. An den beiden Höfen Bruns und Brüggemann sind nur geringfügige Sachschäden (Dach, Türen und Fenster) entstanden. Die Bewohner waren zum größten Teil im Hause oder in nächster Nähe des Hauses und kamen mit dem Schrecken da­von.

Osterwick, den 21. 11. 1944.

Der Amtsbürgermeister:
Dr. Herbsthoff

 

Um 18.45 Uhr am gleichen Tage (20. 11. 1944) kam eine aus der Feuerstel­lung Midlich abgeschossene V-Bombe in Richtung Holtwick wieder herunter. Das Leitwerk brach ab und fiel auf eine Weide des Bauern Hinricher in Höven. Die Bombe flog weiter und detonierte mit starker Erschütterung auf einer Weide des Bauern Schlemann in Holtwick-Kirchspiel. Die Weide liegt zwischen den Gehöften Schlemann und Osterkamp. Geringe Sachschäden an mehreren Ge­höften und Flurschaden.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Osterwick am 21. 11. 1944.

Am Dienstag, den 21. 11. 1944 abends gegen 9 Uhr überflog in niedriger Höhe ein Flugzeug das Dorf Osterwick. Es war weder Öffentliche Luftwarnung noch Fliegeralarm und feuchtes regnerisches Wetter. Allgemein wurde ange­nommen, daß es ein deutsches Flugzeug war. Gegen 9.15 Uhr warf das Flug­zeug in nordwestlicher Richtung des Dorfes Osterwick 3 eigenartige Leucht­bomben, die auf der Erde längere Zeit brannten und die ganze Brockbauern­schaft bis an das Dorf heran hell erleuchtete. Augenzeugen berichten, daß das Flugzeug dreimal die Abwurfstelle der Leuchtbombe überflog und dann eine Sprengbombe warf. Bei der Detonation der Sprengbombe rappelten im Dorfe alle Türen und Fenster. Die Bombe wurde auf einem Grundstück des Bauern Felix Haselkamp in Osterwick, Brock 6 an der Stelle abgeworfen wo früher das von dem Kötter Hambrügge bewohnte Haus gestanden hat. Durch die Detona­tion wurden am Hofe Haselkamp rd. 50 Fensterscheiben und eine Anzahl Dach­ziegel zerstört. Auch am Hofe Hackenfort wurden einige Fensterscheiben zer­trümmert.

Außer diesen geringen Sachschäden und dem Flurschaden ist kein weiterer Schaden entstanden.

Dr. Herbsthoff


 

Absturz eines Flugzeuges in Darfeld.

Am Sonntag, den 26. 11. 1944 flogen gegen Mittag starke Bomberverbände über Osterwick mit Süd-Ost-Kurs. Bei klarem Himmel und kalter Luft waren die einzelnen Verbände deutlich zu erkennen. Die Bomberverbände wurden von zahlreichen Jagdmaschinen begleitet. An diesem Tag wurden Hamm und Han­nover bombardiert. Während des Rückfluges konnte man gegen 13.20 Uhr in Richtung Darfeld ein starkes Heulen in der Luft hören. Ein Aufschlag wurde nicht gehört. Nach Augenzeugen sollen 2 amerikanische Jäger in großer Höhe zusammengestoßen sein. Eine Feindmaschine ist in einer Weide des Grafen Droste zu Vischering westlich der Straße Darfeld–Horstmar in der Bauernschaft Rockel abgestürzt. Die Absturzstelle war ein schmaler langer Streifen. Der ame­rikanische Jäger war bei dem weichen Boden tief in die Erde eingedrungen. Nachstürzende Erde hatte die Maschine fast ganz zugedeckt. An einzelnen Stel­len in dem Erdspalt brannte Munition. Blechteile der Tragflächen lagen ringsum verstreut. Die Schraube  (4 Propeller in Kreuzform) lag ungefähr 200 m. entfernt auf einem benachbarten 

Der 2. amerikanische Jäger ist kurz hinter der Gemeindegrenze Darfeld in der Bauernschaft Altenburg, Gemeinde Laer, abgestürzt. Der Pilot dieser Maschine sprang rechtzeitig mit Fallschirm ab und wurde im Amtsbezirk Laer gefangen genommen.

Außer geringen Flurschäden sind keine Personen oder Sachschäden entstan­den.

Dr. Herbsthoff

 

[Von Dr. Herbsthoff handschriftlich hinzugefügt:]

Pilot soll in Richtung Horstmar–Laer abgesprungen sein. Bergungskommando lehnte es ab, den Motor auszugraben, da infolge Wärme unmöglich.

 

Hf [Dr.Herbsthoff]


 

Fliegerangriff in Darfeld am 28. 11. 1944

Es ist richtiges Fliegerwetter, und es brummt in allen Ecken. Um 8.10 Uhr bis 9.05 gab es Vollalarm, 9.25–9.30 Luftwarnung, 9.30 bis 9.45 Vollalarm, 9.45–10.40 Luftwarnung, 10.50–11.30 Luftwarnung, 11.55 bis 13.30 Luftwarnung. Schon den ganzen Vormittag hörten wir aus der näheren und weiteren Umge­bung Bombeneinschläge, Krachen der Bordwaffen und das Schießen der Flak. Mehrere Male wurde das Haus heftig erschüttert. Ich verfolgte des öfteren die Flugrichtung der über uns wegfliegenden Feindflieger. Wir sind beim Mittages­sen. Plötzlich hörten wir das Schießen der Bordwaffen und der leichten Flak. Ich laufe nach draußen und sehe in Richtung Höpingen 6 feindliche Maschinen, die den von Horstmar kommenden Güterzug wüst bearbeiten. Die Flak dieses Zuges antwortet heftig. Meine Versuche, mit Höpingen zu telefonieren sind erfolglos. Gegen 12.30 Uhr ist plötzlich ein mörderisches Gebrumm in der Luft. Wir ver­schwinden schnell in unserem Keller. Da hämmern auch schon die Vierlinge der Eisenbahnflak. Um mir nichts entgehen zu lassen, nehme ich hinter einem Mau­ervorsprung Deckung und beobachte gespannt. Es sind 11 Feindmaschinen, die wie wild kurbeln. Mein Vetter Bernard Benning, der zu mir wollte, hatte sich lang hingeworfen und Herr Palz mit 2 Kindern hatte hinter unserm Torbogen Deckung gesucht. Ich rufe diese schnell und dränge sie in den Keller herunter. Herr Palz schiebt sich neben mich. Das Schießen ist toll. Ich schmeiße zufällig einen Blick nach links in Richtung Wohnhaus Bölte und sehe in ca 20 m. Höhe 2 Feindmaschinen direkt auf mich zukommen. Ich will verschwinden, bautsch, da fliegt mir schon Dreck ins Gesicht. Auf kürzeste Entfernung war ein Geschoß aus der Bordkanone eingeschlagen. Die amerikanischen Jäger kreisen dauernd. Es sind hauptsächlich 2 tollkühne Burschen, die die Flak, die aus allen Rohren feuert, angreifen. Dann biegen sie ab in Richtung Billerbeck. Wir gehen ums Haus und finden eine Anzahl Einschläge auf dem Boden. Auch das Dach, Dach­rinne und Fenster sind beschädigt. Um 12.50 Uhr kommen nochmals 7 Maschi­nen in mittlerer Höhe, die unbeschossen passieren. Da erreichte mich die Nach­richt, daß bei dem Holzhändler Joh. Klostermann mehrere Tote sein sollen. Die tel. Verbindung ist nicht herzustellen. Ein Soldat sagt mir, daß am beschossenen Zug bei Höpingen ebenfalls Tote und Verwundete sein sollen. Ich ziehe schnell mein Auto heraus, alarmiere das Sanitätspersonal der Wehrmacht nehme 2 Sa­nitätssoldaten mit und fahre nach Jeusfeld. Dort liegt schon ein Schwerverwun­deter, den wir gerade verbinden wollen, als Herr Dr. Dercken kommt. Der Ver­wundete hat einen Lungensteckschuß, eine große Fleischwunde am rechten Fuß und am Kopf eine kleine Verletzung. Der Verwundete wird verbunden, und ich gehe mit Herrn Dr. Dercken und dem eben eingetroffenen Unterarzt der Wehr­macht zum Zug. Die Lokomotive ist mehrfach getroffen, an der Böschung liegt mit dem Gesicht nach unten der tote Zugführer. Er hat eine gräßliche Wunde von einem Explosivgeschoß oberhalb des Gesäßes. Außerdem ist der linke Arm vollständig zerschossen. Gerade ordne ich an, daß der Tote zur Leichenhalle des Krankenhauses zu transportieren ist, als wieder ein mächtiges Gebrumme ein­setzte. Alles spritzt auseinander. Ich finde etwas Deckung am Rande eines Ba­ches. Es sind ca 50 Maschinen, die in niedriger Höhe über uns wegbrausen. Gott sei Dank kümmern sich die Flieger nicht um uns. Ich stelle dann die Personalien fest, der Tote, ein älterer sehr sympatisch aussehender Mensch, ist

Gerhard Bowe aus Epe

der Schwerverwundete:

Gerhard Leubers aus Gronau

und der am Kopf leicht Verwundete heißt:

Otto Hübscher aus Gronau.

Ich fahre dann zum Hause Klostermann, der Tote ist bereits fortgeschafft zur Leichenhalle des Krankenhauses. Es ist der evakuierte Landwirt Josef Bongartz aus Krickelberg bei Rathein Kr. Erkelenz. Die Gerüchte stimmten erfreulicher­weise nicht, es blieb nur bei diesem Verlust. Mit dem Gendarmeriebeamten Schlief fahre ich zum Krankenhaus und informiere von dort aus tel. unsern Bür­germeister. Der tote Zugführer ist noch nicht eingetroffen. Ich fahre deshalb nochmals zurück und treffe am Bahnübergang den Herrn Jeusfeld mit einem Wagen, worauf der Tote liegt. Auch er wird nun zur Leichenhalle gebracht. Es sind die ersten Toten, die durch Feindeinwirkung in Darfeld gefallen sind, mö­gen es die letzten sein.

Der Oberfähnrich der Eisenbahnflak erklärte mir, daß sie bei den Angriffen in ca ½ Stunde 2500 Schuß abgefeuert hätten.

F. Benning.

Darfeld, den 28. November 1944.


 

Holtwick, den 30. 11. 1944.

An

die Ortspolizeibehörde

in    Osterwick.

Betr. Bombenabwurf in Holtwick am 28. 11. 1944.

Am 28. 11. 1944 gegen 9,30 Uhr wurde der Bahnhof Holtwick von 4 feindlichen Tieffliegern angegriffen. Ich befand mich z. Zt. des Angriffs an der Bahnstrecke in der Nähe des Gehöftes Wilh. Terwei. Hier war der Tiefbau­unternehmer Middeler, der stellv. örtliche LS-Leiter Decker, sowie 6 Männer der Gemeinde mit Ausmessungen für Deckungsgräben beschäftigt. Plötzlich sahen wir aus der Richtung Coesfeld 4 feindliche Maschinen kommen. Diese gingen sofort im Tiefflug herunter. Wir konnten von unserer Deckung aus genau beobachten, wie alle 4 Maschinen nacheinander 2 Bomben abwarfen. Die ersten beiden Einschläge lagen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Nachdem die Feindmaschinen abgeflogen waren, fuhr ich sofort zum Bahnhof. Hier wurde folgendes festgestellt: 2 Bomben waren in der Nähe des Beamtenhauses Kem­per-Hecker gefallen. Hierdurch wurden an dem Hause das Dach sehr stark be­schädigt. Außerdem waren mehrere Fensterscheiben entzwei und auch die Fen­sterkreuze und Türen waren stark beschädigt. An dem gegenüberliegenden Schuppen von Althues und den Wohnhäusern Müller, Steggemann und Thoms waren ebenfalls Dachziegel und Fensterscheiben entzwei gegangen. Die näch­sten beiden Bomben waren in der Weide des Bauern Schlemann links der Straße Holtwick–Legden, und 2 andere rechts der Straße in dem Ackerland von Wilh. Schwering und Kortüm gefallen. Hierdurch ist nur Flurschaden entstanden. 2 weitere Bomben fielen rechts der Strecke in der Bauernschaft Schlee in der Weide von Geuking. Durch diese Bomben ist bei dem Landwirt Jos. Scharlau und Jos. Heming Dach- und Glasschaden entstanden.

Insgesamt sind 8 Bomben im Gewicht von 250 kg. gefallen.

Hauptw. d. Gend.


 

Fliegerangriff in Osterwick am 3. Dezember 1944.

Um 12 Uhr mittags überflogen 3 Flieger die Bauernschaft Horst von Osten nach Westen. Eines dieser Flugzeuge warf aus großer Höhe eine Sprengbombe, um offensichtlich den Verbindungsweg Gordenbrocksdamm zu treffen. Die Bombe fiel auf einer Weide des Bauern Leugermann in Osterwick-Horst am Südrand des Gordenbrockdamms. Graben und Fußweg des Gordenbrockdamm sind zugeworfen. Außer den Flurschäden ist kein weiterer Schaden entstanden.

Um diese Zeit wurde noch von feindlichen Jägern das Dach des Wohnhauses Hubert Roling in Holtwick am Bahnhof von Bordwaffen durchschossen. Es entstanden nur geringe Sachschäden. Weitere Bomben wurden nicht geworfen.

Am gleichen Tage wurden von amerikanischen Jägern gegen 11,30 Uhr 2 Wehrmachtsangehörige der leichten Vierlingsflak in der Bauernschaft Midlich in ihrer Feuerstellung durch Bordwaffenbeschuß verwundet. Ein Soldat wurde durch Bauchschuß schwer verwundet, der 2. Soldat wurde am Kopf, Arm und Bein durch Splitter leicht verwundet.

Die Feuerstellung befindet sich in der Bauernschaft Midlich zwischen den Ge­höften Döking und Gödde und dient zum Schutz der V 2-Feuerstellung in den Bergkämpen.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld am 3. 12. 1944.

Aus Richtung Lutum kamen gegen 12,15 Uhr 6 feindliche Jagdbomber geflo­gen. Nach kurzem Kreisen über der Bahnstrecke Darfeld–Höpingen warfen sie um 12,30 Uhr 4 Sprengbomben.

1 Sprengbombe detonierte 2 m hinter der Stallung des Landwirts Franz Jeus­feld in Darfeld, Hennewich 4. Über der Stallung wurden sämtliche Dachziegel und über dem Wohnhaus ein großer Teil Dachziegel abgedeckt. Die Betondecke in der Stallung ist eingestürzt. Die Außenmauern zeigen große Risse. Die über dem Stalleingang liegenden T-Träger sind verschoben. Die Stallung muß fast ganz neu wieder aufgebaut werden. Durch die starke Erschütterung ist der Keller undicht geworden und überschwemmt. Die Stallung hat eine Größe von 9 x 10 m. Außer den erheblichen Sachschäden sind keine weiteren Schäden entstanden. Menschen und Tiere blieben unverletzt. Die Familie Jeusfeld (5 Personen) saßen am Mittagstisch, als die Bomben fielen.

Die 3 anderen Bomben liegen direkt neben dem Bahnkörper auf einer Weide des Landwirts Anton Potthoff in Darfeld, Hennewich 17 und haben hier erhebli­chen Flurschaden angerichtet. Die Sprengtrichter haben eine Tiefe von 2 ½ m. und einen Durchmesser von 8 m. Das Wohnhaus Potthoff ist unbeschädigt.

Dr. Herbsthoff


 

Holtwick, den 5. 12. 1944.

An

die Ortspolizeibehörde

in  Osterwick.

Bericht.

Betr. Bordwaffenbeschuß am Bahnhof Holtwick

am 2. 12. 1944 gegen 12 Uhr.

Am 2. 12. 1944 gegen 12 Uhr wurde der Bahnhof Holtwick durch feindliche Tiefflieger mit Bordwaffen beschossen. Z.Zt. des Angriffs stand im Bahnhof Holtwick ein Güterzug ohne Maschine. Die Flieger haben ihr Ziel 2 x angeflo­gen und beide Male mit Bordwaffen geschossen. Durch den Beschuß wurden nachfolgende Häuser beschädigt: Fleige, Pöpping, Thoms, Müller, Roling, Schuppen Althues, Schuppen Thoms und Gottheil, Anton. An den Häusern ent­stand Dachschaden, Glasschaden und Mauerdurchschüsse. Personen wurden nicht verletzt.

Hauptw. d. Gend.


 

Fliegerangriff in Osterwick am 5. 12. 1944.

Am 5. 12. 1944 um 23,05 Uhr wurde die Bevölkerung des Dorfes Osterwick durch eine heftige Detonation geweckt. Die Turmbeobachter (Lülf, Anton und Wolbeck, Anton) teilten mir sofort mit, daß in Richtung Wellenort 3 helle Leuchtkugeln am Fallschirm von einem Flieger abgeschossen worden seien und außerdem ein heller Lichtschein in Richtung Schloß Darfeld zu erkennen sei.

Über den Abwurf der Bombe konnten genaue Angaben noch nicht gemacht werden. Man nahm allgemein an, daß die Bombe auf dem Drahn bei Wellenort abgeworfen sei.

Am anderen Morgen wurde gemeldet, daß ein Sprengtrichter auf der Wiese des Müllers Franz Schräder in Osterwick, Dorfbauernschaft 29 an der Gabelung der Straße Osterwick–Holtwick und des Brockbauernwegs liege. Neben dem Sprengtrichter lag einige Meter entfernt ein Blindgänger einer 5 Ztr.-Bombe. Der Kopfteil mit der Aufhängevorrichtung lag ungefähr 25 cm. aus der Erde. Gegen 12 Uhr wurde der Blindgänger durch den Oberfeuerwerker Weber in Darfeld (Sonderwaffe-Einheit, Feldpostnummer 02315) gesprengt. Der Blind­gänger hatte einen Umfang von 112 cm.

Außer dem Flurschaden und Fensterscheiben am Hause Lülf (Kelliger und Venker) ist kein weiterer Schaden entstanden.

Dr. Herbsthoff


 

Flugzeugabsturz und Fliegerangriff in Darfeld

am 5. 12. 1944.

Nach einem in großer Höhe stattgefundenen Luftkampf stürzte am 5. 12. 1944 gegen 12,20 Uhr eine Me 109 (deutscher Jäger) über Darfeld ab und schlug auf dem Kippenberg, 150 m. östlich der Kleihegge, in den Ackerboden. (Eigentümer Maas-Brüning, Oberdarfeld 11).

Es entstand nur Flurschaden.

Am Nachmittag desselben Tages gegen 15,20 Uhr flogen 7 Feindjäger aus der Richtung Schloß Darfeld auf Osterwick. Auf der Straße Osterwick–Darfeld zwischen dem Stockhoff und dem zum Gehöft Esselmann führenden Weg wurde ein LKW der Einheit: Feldpostnummer 02315 von 2 in Höhe der Apfelbäume fliegenden Jägern beschossen. 4 Angehörige der Wehrmacht wurden getötet und 3 verletzt. Der LKW fuhr Steine zur Ausbesserung  der V 2 Feuerstellung bei Baumeister in Netter. Die Jäger flogen in niedriger Höhe über das Dorf Oster­wick nach Westen ab.

Dr. Herbsthoff


 

Flugzeugabsturz in Darfeld am 5. XII. 1944

Um 9.35 gab es Fliegeralarm. Im Anfang blieb es verhältnismäßig ruhig. Erst gegen 11.00 Uhr wurde es insofern lebhafter, als zurückfliegende feindliche Verbände uns überflogen. Gegen 11.25 Uhr setzte eine wilde Knallerei ein. Kurz darauf stieß senkrecht eine Maschine in Richtung Bahnhof–Kippenberg herunter und schlug auf den Kippenberg in den Brüningschen Acker ca 150 m. östlich der Kleihecke in den Boden. Der Pilot hing im Fallschirm und trieb in östlicher Richtung ab und landete beim Bauern Regelmann. Es war ein deutscher Unter­offizier, der von einem Flugplatz aus der Gegend Osnabrück aufgestiegen war und mit mehreren anderen deutschen Maschinen versucht hatte, dem Feind auf dem Rückflug Verluste beizubringen. Seine abgeschossene Maschine war ein Jäger vom Typ Me 109. [Cockpit]

Gegen 15.00 Uhr wurde es wieder unruhiger, und wir suchten mehrfach den Keller auf. Kurz nach 15 Uhr erschienen etwa 10 Jäger, die wieder wild umher­kurvten und von unserer Vierlingsflak unter Feuer genommen wurden. Einige stießen im Tiefflug aus den Wolken herunter und flogen über das Dorf hinweg in Richtung Sportplatz. Mehrere Sekunden später hämmerten auch schon die Bordwaffen. Die Feindmaschinen hatten nahe bei der Wirtschaft Bröker ein Auto von der Einheit Salomon erwischt. Es gab 2 Tote, 2 Schwer- und 3 Leicht­verwundete. Von den Schwerverwundeten starben noch 2 nach der Einlieferung ins Lazarett. 17.10 Uhr gab es Entwarnung.

Von 19.20 bis 21.00 Uhr Luftwarnung. 21.00 erneuter Fliegeralarm, der bis 22.10 Uhr dauerte. Bald darauf setzte das altbekannte Kreisen einzelner Fern­nachtjäger ein. Zufällig sehe ich um 23.10 Uhr durch die Tür und sehe 3 Leuchtbomben über uns und nach dem Dorf zu stehen. Im Augenblick sind die Kinder aus den Betten gerissen und in den Keller gebracht. Da hören wir auch schon die Detonation der Bombe, die in Richtung Osterwicker Grenze gefallen sein muß. Das Flugzeug fliegt so tief, daß man es deutlich erkennen kann. Frau Berkenbrock kommt schreiend herangelaufen, das ganze Dorf brennt und tat­sächlich sieht es aus, als wenn es in Flammen gehüllt ist. Ich rufe schon Cle­mens Berkenbrock zu; los, zieh die Feuerwehruniform an und gehe selbst schnell nach oben, um mich umzuziehen. Dann sehe ich, daß es doch nur die Leuchtkugeln gewesen sind, die jetzt am Erlöschen sind. Es passiert weiter nichts, und wir sind wieder sehr froh, daß wieder einmal alles gut gegangen hat.

F. Benning


Darfeld, den 5 Dezember 1944.

[Von Dr. Herbsthoff handschriftlich hinzugefügt:] 2 Sprengbomben liegen an der Straße nach Holtwick u. am Brockbauernweg auf Weide Schraeder


 

Gend. Posten Holtwick                                        Holtwick, den 9. Dez. 1944
Kreis Coesfeld
Reg. Bez. Münster

An die
Ortspolizeibehörde
in Osterwick

Betr.: Bombenabwurf am Bahnhof Holtwick

am 8. 12. 1944 gegen 15,00 Uhr.

Am 8. 12. 1944 gegen 15,00 Uhr wurde der Bahnhof Holtwick von 2 Tief­fliegern angegriffen, wobei außer Bordwaffenbeschuß auch 2 Bomben geworfen wurden. Die Bomben sind in der Nähe der Häuser von Hüntemann und Lenfert gefallen. Hierdurch wurde das Haus des Hüntemann stark beschädigt, auf dem Dach sind schätzungsweise 1000 Dachziegel entzwei, auch mehrere Scheiben und Fenster völlig heraus gerissen. Bei Schulenkorf, Lenfert und Kemper sind ebenfalls Dachziegel entzwei.

Nach dem Trichter und Sprengstücken zu urteilen, handelt es sich um 250 kg Bomben.

Schumacher
Hauptw. d. Gend.

[Darunter handschriftlich hinzugefügt:]

Fr. Schumacher meldete heute, daß am 8/12. 44 2 Bomben beim Gehöft Heuer H.... , Holtwick, Kspl. 117 abgeworfen seien.

Meldung d. Heuer sei noch nicht erfolgt.

Über entstandenen Schaden können noch keine Angaben gemacht werden.

11/12. 44

 


 

Fliegerangriff in Osterwick und Holtwick

am 22. 1. 1945.

Um 13 Uhr flogen mehrere große Bomberverbände aus südwestlicher Rich­tung (Industriegebiet-Bocholt) über Osterwick und nahmen Kurs auf Lingen-Meppen. Um 13,10 Uhr hörte man in Richtung Bauernschaft Horst Bomben fallen. 5 Minuten später hörte man wieder die Detonation von Bomben in Rich­tung Asbeck.

Feststellungen an Ort und Stelle ergaben:

1 Sprengbombe fiel in der Nähe des Hofes des Bauern Niehues-Dresjan in Osterwick, Horst 4. Durch starke Luftdruckwirkung wurden an den Gebäuden Niehues-Dresjan, Horst 4 und den Gebäuden Herick-Beumer, Horst 13 eine große Anzahl Fensterscheiben zerstört. Im Hause Niehues-Dresjan war eine Schlafzimmertür gerissen. Mehrere Türen sind durch den Luftdruck aufgesprun­gen.

1 Sprengbombe fiel direkt vor dem Eingang zu dem Hofe des Pächters Ho­ping (Eigentümer: Lehrer Schild in Spork bei Bocholt), Horst 16 und hat einen Sprengtrichter von ca. 8,– m Durchmesser und 2,50 m Tiefe verursacht. Der Pächter Hoping stand ungefähr 30,– m von der Einschlagstelle entfernt auf sei­nem Hofe und blieb unverletzt. Dagegen wurde das Dach des Wohnhauses und der anliegenden Wirtschaftsgebäude durch herunterfallende starke Brocken er­heblich beschädigt.

2 weitere Sprengbomben fielen kurze Zeit später in der Nähe des Hofes An­ton Eligmann in Osterwick, Horst 32. Diese beiden Bomben verursachten nur Flurschaden.

Außerdem wurde an diesem Tage um 15,15 Uhr ein PKW in Holtwick auf der Legdenerstraße vor dem Hause Overbeck in Brand geschossen und ein Pferd des Bauern Bernhard Bronstering in Holtwick, Kspl. 75 getötet. Durch Bordwaffen­beschuß wurden 10 Häuser beschädigt und 3 Personen verletzt (1 Kraftfahrer, Frau Völker und Marianne Medding).

In der Nacht vom 21./22. 1. 1945 wurden 2 Sprengbomben in Darfeld, Bau­ernschaft Geitendorf bei dem Hofe Brinkhaus abgeworfen, wodurch nur Flur­schaden verursacht wurde.

Außerdem fielen in dieser Nacht am Eingang der Stadt Billerbeck und am Eingang des Dorfes Legden Sprengbomben, wodurch erheblicher Sachschaden entstand.

Dr, Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld

am 23. 1. 1945.

Um 12,20 Uhr wurde das Bahngelände in Darfeld von 8 feindlichen Jagd­bombern angeflogen. Auf dem Geleise standen mit Zeltbahnen verdeckt, meh­rere mit Wehrmachtsgut beladene Züge. Zwischen den Zügen stand ein Flakzug mit Vierlingsflak. Die Flak griff die feindlichen Flieger sofort mit starkem Feuer an, welches von den Jagdbombern erwidert wurde. Durch das Bordwaffenfeuer sind an verschiedenen Häusern Dachziegel und Fensterscheiben zerstört worden

An Sprengbomben wurden geworfen:

  1.)  1 Sprengbombe traf einen Geschützwagen der Vierlingsflak, durchschlug direkt neben dem Geschütz den Waggon und krepierte auf dem Geleise un­ter dem Waggon. Durch die Wucht der Detonation wurde der Waggon aus­einandergerissen, 2 Wehrmachtsangehörige getötet, 1 Wehrmachtsangehö­riger schwer verwundet und 3 Wehrmachtsangehörige leicht verwundet.

  2.)  1 Sprengbombe detonierte neben einem mit Wehrmachtsgut beladenen Eisenbahnzug, ohne nennenswerten Schaden anzurichten.

  3.)  1 Sprengbombe durchschlug die Zeltplane eines Waggons, ein auf diesem Waggon liegendes leeres Brennstoffaß, den Boden des Waggons, prallte zwischen den Schienen in schräger Richtung zur Strecke ab und blieb un­gefähr 70,– m. weit auf ein neben dem Geleise liegendes Grundstück als Blindgänger liegen. Es handelt sich um eine 250 Pfd. schwere Spreng­bombe mit Boden-Aufschlagzünder.

  4.)  1 Sprengbombe ist neben dem Geleise als Blindgänger tief in den Boden eingedrungen.

  5.)  1 Sprengbombe ist auf ein Ackerstück östlich des Schuppens Bölte ohne nennenswerten Schaden detoniert.

  6.)  1 Sprengbombe wurde ungefähr 50,– m. weiter als Blindgänger abgewor­fen.

  7.)  1. Sprengbombe ist auf einer Weide des Bauern Benning nördlich der Straße Darfeld–Höpingen hinter einem Viehschuppen detoniert und hat ei­nen großen Sprengtrichter verursacht.

  8.)  1 Sprengbombe ist ungefähr 50,– m. weiter als Blindgänger eingeschlagen.

  9.)  1 Sprengbombe ist in der Nähe des Stellwerks an der Straße Darfeld–Billerb­eck auf einem Ackergrundstück detoniert (großer Sprengtrichter)

10.)  1 Sprengbombe ist ungefähr 50,– m. weiter als Blindgänger tief in die Erde eingedrungen.

11.)  1 Sprengbombe ist als Blindgänger in den Garten hinter dem Hause des Kaufmanns Heinrich Stockbring, Dorf 49 eingeschlagen.

12.)  1 Sprengbombe ist vor dem Haupteingang der Villa des Fabrikanten Franz Prümer in Darfeld, Dorf 109 detoniert. Der Rand des großen Sprengtrich­ters liegt ungefähr 2 m. von der Eingangstreppe entfernt. Durch die Deto­nation wurde nur eine Scheibe zertrümmert. Die Glasfüllung der großen Eingangstür blieb unbeschädigt. Die Wirkung der Bombe ging in die Höhe und in die Tiefe. Am Fabrikgebäude 20 qm Glaßcheiben zerstört.

13.)  1 Sprengbombe ist als Blindgänger 1,50 m. vor der Haustür des Wohn­hauses des Sägewerksbesitzers Wilhelm Schürmann in Darfeld, Dorf 110 mit schrägem Einschlagkanal tief in die Erde eingedrungen.

14.)  1 Sprengbombe ist als Blindgänger ungefähr 300,– m. vom Hofe Palz in Hennewich 1 abgeworfen.

Insgesamt wurden 6 detonierte Sprengbomben und 8 Blindgänger bei diesem Angriff abgeworfen. Die Blindgänger sollen heute oder morgen durch das sofort benachrichtigte Sprengkommando des Luftgaukommandos Münster beseitigt werden.

Dr.Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Osterwick

am 1. 2. 1945

Um 23,10 Uhr kam ein einzelner feindlicher Fernnachtjäger aus der Coesfel­der Richtung und setzte zwischen [dem] Dorfe Osterwick und Blakert’s Busch 2 Leuchtkugeln. Kurz darauf hörte man im Dorfe Osterwick eine sehr starke De­tonation. Der feindliche Jäger hatte eine Sprengbombe auf den zwischen den Gebäuden Gohr und Pier-Hüwe im Wellenort durchführenden Feldweg, unge­fähr 30 m. hinter den Gebäuden, geworfen. Die Bombe war auf der Umfas­sungsmauer des Gartens Pier-Hüwe detoniert und hatte einen verhältnismäßig kleinen Trichter (3,50 x 1,50 m). An den Gebäuden sind durch die sehr starke Luftdruckwirkung erhebliche Sachschäden entstanden.

Durch diese 1 Bombe entstanden folgende Schäden:

Pier-Hüwe:

Dach vom Wohnhaus u. Anbau stark beschädigt. Anbau ist baufällig. Im Trep­penhaus sind 2 Wände eingestürzt und im 2. Stock sind sämtliche Wände geris­sen. 2 Fensterbogen, 10 Türen, Gardinen von 4 Fenstern u. Zugrollos, 1 Lampe, 1 Fensterrahmen sowie Garteneinfriedigung und Hühner- und Kaninchenstall stark beschädigt. Fensterscheiben am ganzen Haus zertrümmert und Dachrinne am Wohnhaus und Anbau stark beschädigt.

Gohr:

Dach vom Wohnhaus und Anbau stark beschädigt. Zertrümmerung sämtlicher Fensterscheiben. Wände und Decken gerissen sowie Türen und Fensterrahmen stark beschädigt.

Leuters, Heinrich:

Dach vom Wohnhaus und Lagerschuppen stark beschädigt. Eine große Anzahl Fensterscheiben zertrümmert, sowie Türen und Fensterrahmen stark beschädigt. Decken und Wände gerissen.

Thoms, Bernard:

Sämtliche Scheiben an den Gewächshäusern der Gärtnerei zertrümmert.

Krankenhaus:

Eine Anzahl Fensterscheiben wurden zertrümmert.

Everding, Halsband und Arlt:

Eine Anzahl Fensterscheiben zertrümmert und Dach des Wohnhauses beschä­digt.

Dr. Weitzmann:

64 Fensterscheiben zertrümmert, 8 Türen und 8 Rollos stark beschädigt. Dach des Wohnhauses und Anbaues stark beschädigt. Ausbau vom Treppenhaus so­wie mehrere Wände und Decken gerissen. Beschädigung der Dachrinne.

Wolbeck, Anton:

Beschädigung des Daches des Wohnhauses, Anbaues und der Garage, sowie Zertrümmerung von Fensterscheiben und Risse in Decken und Wänden.

Enning, Ww.:

Beschädigung des Daches des Wohnhauses und Anbaues, sowie Zertrümmerung einer großen Anzahl Fensterscheiben und Beschädigung von Türen und Fenster­rahmen.

Hagen, Heinrich:

Beschädigung des Daches und Zertrümmerung der Fensterscheiben.

Leuters, Josef:

Zertrümmerung von 40 Fensterscheiben. Beschädigung am Dach des Wohn­hauses, der Scheune und des Gefangenenlagers sowie Beschädigung am Nacht­tisch des Schlafzimmers und an der Dachrinne.

Hambrügge, Alfons:

Beschädigung am Wohnhausdach und Zertrümmerung von 7 Fensterscheiben. Beschädigung an der Haustür und am Deckenputz eines Zimmers.

Kerkering:

Zertrümmerung von 12 Fensterscheiben und Zerstörung von 3 Fenster-Ver­dun­kelungsvorrichtungen. Starke Beschädigung der Haustür. Zerstörung von 5 Ein­kochgläsern.

Kordsmeier:

1 Stallfenster (mit Rahmen) und 1 große Fensterscheibe der Haustür zertrüm­mert, sowie Beschädigung am Windschutz.

Wilger:

Zertrümmerung eines Fensters und 12 Fensterscheiben.

Isfort, Ww.:

Zertrümmerung von 15 Fensterscheiben. Beschädigung an 3 Türen, 2 Fenster­rahmen sowie am Dach des Wohn- und Lagerhauses. Risse an Decken und Wänden.

In den Schlaf- und Wohnräumen der Häuser Gohr, Pier-Hüwe und Dr. Weitzmann waren die Glassplitter der Fenster verstreut. Türen und Fenster wur­den herausgerissen. Glücklicherweise ist nur 1 evakuiertes Kind im Bett durch Glassplitter an der rechten Stirnseite leicht verwundet. Durch weitgehendste Nachbarhilfe und Einsatz von Handwerkern, auch aus Darfeld und Holtwick sind die großen Sachschäden verhältnismäßig schnell beseitigt worden.

Dr.Herbsthoff


 

 

 

 

 

Fliegerangriff in Darfeld

am 3. 2. 1945.

Gegen 15,20 Uhr wurde das Bahnhofsgelände in Darfeld von mehreren Feindjägern angegriffen und mit Bordwaffen beschossen, ohne daß nennens­werte Schäden entstanden sind.

Dieselben Jäger warfen dann kurz darauf in der Bauernschaft Höpingen an der Bahnstrecke Darfeld–Höpingen 10 leichte Sprengbomben und 1 Blindgän­ger. Es entstanden nur geringe Sachschäden.

 

Detonation einer schweren Bombe

(Sonderwaffe) am 3. 2. 1945.

Um 12,25 Uhr detonierte eine schwere Bombe (Sonderwaffe) in der neuen Stellung in der Bauernschaft Netter, wodurch Sachschäden an den Gebäuden Kock-Baumeister, Wenning und Branse verursacht wurden.

 

Fliegerangriff in Darfeld

am 3. 2. 1945.

Um 16,15 Uhr wurden in der Bauernschaft Netter an der Bahnstrecke Dar­feld–Lutum 5 leichte Sprengbomben abgeworfen. Hierdurch ist nur leichter Flurschaden entstanden

Dr.Herbsthoff


Fliegerangriff in Osterwick

am 3. 2. 1945.

Gegen 14 Uhr überflogen 6 feindliche Jäger, aus der Richtung Holtwick kommend, das Dorf Osterwick, zogen eine große Schleife und kamen dann aus Richtung Wellenort in ganz niedriger Höhe über die Häuser der Brinkstraße in Richtung zur Dorfbauernschaft hin geflogen. Gegen 14,10 Uhr hörte man meh­rere kurze Feuerstöße von Bordwaffen. Angriffsziel war ein Lastwagen der Fa. Bölte aus Darfeld, welcher an der Mühle Schräder Mehl geladen und sich auf der Rückfahrt nach Darfeld befand. Ungefähr 100,– m. von der Mühle entfernt in Höhe des Hauses Volmer-Lütkenhaus an der Holtwickerstraße wurde der Lastwagen von 2 feindlichen Jägern beschossen. Eine große Anzahl Schüsse haben Führersitz, Karosserie und Dach des Führerhauses und mit Mehl gefüllte Säcke durchlöchert. Der Fahrer des Wagens, Eduard Kösters aus Darfeld, Ober­darfeld 31, konnte rechtzeitig abspringen. Dagegen wurde der mitfahrende 13jährige Schüler Franz-Josef Schräder aus Osterwick, Dorfbauernschaft 29 von mehreren Schüssen getroffen. U. a. durchschlug ein Sprengstück die Schädel­decke, so daß er sofort besinnungslos war. Weitere erhebliche Verletzungen hatte er an den Zehen beider Füße, Schienbein, beiden Händen und Schultern. Der Verwundete wurde von seinem Vater, welcher den ganzen Vorgang vom Hause aus beobachtet hatte, sofort in das benachbarte Haus Volmer-Lütkenhaus getragen und ist dort nach kurzer Zeit gestorben, ohne das Bewußtsein wieder­erlangt zu haben. Vikar Vennemann kam noch rechtzeitig und hat ihm die letzte heilige Ölung gespendet.

Franz Josef Schräder war von seinem Vater beauftragt, mit dem Wagen nach Darfeld zu fahren, um dort Rechnungen zu erledigen.

Dr.Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Osterwick

am 11. 2. 1945.

An diesem Sonntag-Morgen flogen gegen 10,30 Uhr mehrere Bomberver­bände aus südlicher Richtung über Osterwick hinweg.

Ein feindlicher Bomber warf um genau 10,30 Uhr eine schwere Sprengbombe in den Fürstlichen Waldungen (Bergkämpe), Bauernschaft Midlich. Die Bombe detonierte in der Nähe der bei dem Hofe Hesper gelegenen alten Feuerstellung der V-Waffe und verursachte erheblichen Waldschaden.

Um 10,55 Uhr hörte man den Abwurf von 2 Sprengbomben in Richtung Asbeck und kurz darauf den Abwurf einer Sprengbombe in Richtung Bauernschaft Horst. Sofortige telefonische Ermittlungen ergaben, daß 1 Sprengbombe unge­fähr 100 m vom Hofe des Ortsbauernführers Schulze Kalthoff in Osterwick, Horst 14 entfernt detonierte. Außer Flurschaden entstand erheblicher Dachzie­gel- und Glasschaden an den Gebäuden Sch. Kalthoff. Auch an verschiedenen Nachbarhöfen entstand Glasschaden. Personen wurden nicht verletzt.

Dagegen hatten die in Asbeck abgeworfenen Sprengbomben 3 Personen getötet (Familie Gastwirt Engelbert Hörsting) und mehrere wurden verletzt. Auch ist hier ganz erheblicher Sachschaden entstanden.

An diesem Tage ist die Stadt Dülmen von mehreren Bomberverbänden angegrif­fen worden. Es wurden 3 Bombenteppiche geworfen, durch die große Schäden entstanden sind. Die Gesamtzahl der Toten soll 69 betragen. Hiervon wurden alle 46 (davon 10 Ordensschwestern) im Res.Lazarett Dülmen getötet. Ebenso wurden an der Bahnstrecke Dülmen–Buldern erhebliche Zerstörungen ange­richtet und verschiedene Bauernhöfe schwer getroffen. Die Darfelder Feuerwehr wurde zur Beseitigung der Schäden in Dülmen am Montag, den 12. 2. auf An­ordnung des Landrats eingesetzt. U. a. hat die Darfelder Feuerwehr auf dem Hofe Schulze Wien in Dülmen-Kspl., Bauernschaft Mitwick, die Leichen der unter den Trümmern des völlig zerstörten Wohnhauses verschütteten Hausbe­wohner bergen müssen. Unter den Trümmern befand sich auch der Hofbesitzer Schulze Wien selbst.

Dr.Herbsthoff


 

Flugzeugabsturz in Holtwick und Osterwick am 14. 2. 1945.
Fliegerangriff in Darfeld am 14. 2. 1945.

In Richtung Holtwick und Bauernschaft Höven hörte man am 14. 2. 1945 morgens gegen 8,15 Uhr 2 starke Detonationen. An Ort und Stelle habe ich fol­gendes festgestellt:

4–5 amerikanische Jäger gerieten mit 2 deutschen Jägern in einen Luftkampf. Vom Boden aus wurde heftiges Bordwaffenfeuer beobachtet. Eine Jagdma­schine explodierte mit sehr starkem Knall hoch in der Luft. Die einzelnen Teile wurden über die ganze Bauernschaft Bleck, nördlich der Straße Holtwick–Osterwick verstreut. Die beiden Tragflächen lagen auf einer Weide in der Nähe des Hofes Althues. Nicht weit davon lag der unbekleidete Rumpf des Piloten. Stoffreste aus feinem Kammgarnstoff ließen erkennen, daß der Pilot ein Offizier war. Mehrere hundert Meter davon lagen 2 Füße, weit voneinander entfernt, die noch in den Stiefeln steckten; ebenfalls der fehlende Arm. Später wurde dann der Rock des Piloten mit den Abzeichen eines Oberleutnants und dem EK I auf einem Feld in der Nähe des Hasenbusches, südlich der Straße Osterwick-Holt­wick gefunden. In der Rocktasche steckte noch die Erkennungsmarke. Der linke Ärmel war herausgerissen. 2 Benzintanks und 2 Turbinenmotore waren in der Nähe des Ortsbauernführers Thier abgestürzt und brannten noch lichterloh. Auf einem anderen Ackerstück lag das Leitwerk dieser Maschine, auf welches an zwei verschiedenen Stellen die Nr.: 170068 mit schwarzer Schrift aufgezeichnet war.

Der Pilot dieser Maschine war nach Mitteilung des Fliegerhorstes Rheine ein Oberleutnant.

Zur gleichen Zeit ist eine zweite deutsche Maschine ungefähr 40 m. von dem Hofe Dinkheller in Osterwick, Bauernschaft Höven Nr. 30 abgestürzt und beim Aufschlag auf der Erde explodiert. Dieses Flugzeug ist aus westlicher Richtung in niedriger Höhe direkt auf den Hof Dinkheller zugeflogen, hat mehrere Bäume umgerissen bzw. gestreift und beim Aufschlag einen größeren Trichter verur­sacht. In der Nähe des Trichters lag ein großer freigelegter Findling. Neben die­sem Stein ragte eine Bombe von erheblichem Durchmesser mit der Spitze aus der Erde. Teile dieser Maschine wurden ebenfalls weit verstreut. Rumpf und Motor müssen sich noch in dem Trichter, der an mehreren Stellen brannte, be­finden. Von dem Piloten ist bisher nur ein Unterarm und mehrere unkenntliche Reste gefunden. Kleidungsstücke und Papiere wurden nicht gefunden, so daß dieser Tote bisher nicht identifiziert werden konnte.

Das Haus Dinkheller wurde durch die Wucht der Explosion beschädigt. Auf dem Dache fehlten mehrere Hundert Dachziegel und das Glas in mehreren Fen­stern.

Am Abend diese Tages kam eine Kommission vom Fliegerhorst Rheine, um die Unfallstelle zu besichtigen. Beide Flieger waren in Rheine aufgestiegen und flogen neuartige Turbinenflugzeuge ???, welche nur älteren erfahrenen Piloten anvertraut würden. Den Sachverständigen war es unverständlich, daß die beiden Flugzeuge von feindlichen Jägern abgeschossen sein sollten, da die Geschwin­digkeit dieser Flugzeuge 2–3 x größer ist als die der Feindmaschinen. Inzwi­schen haben sich Wehrmachtsangehörige einer Flakbatterie erkundigt, wo von ihnen eine Spitfire abgeschossen worden sei. Von einem solchen Abschuß ist bisher noch nichts bekannt geworden.

Der Luftkampf muß sich über dem Hofe Gr. Lembeck abgespielt haben, da Bordwaffengeschosse das Dach dieses Hauses durchschlagen haben.

Der Fliegerhorst Rheine ist von mir über den Absturz beider Flugzeuge sofort verständigt worden.

An diesem gleichen Tage wurden um 16,45 Uhr in der Gemeinde Darfeld beim Hof Wellner in der Bauernschaft Netter, 6 Sprengbomben von Jagdbom­bern abgeworfen. Hierdurch entstanden am Wohnhaus Wellner erhebliche Sach­schäden. Fast alle Dachziegel wurden abgedeckt. Personenschäden sind nicht entstanden.

Außerdem sind zur gleichen Zeit wenige Hundert Meter weiter in der Bauern­schaft Hamern auf Billerbecker Gebiet ebenfalls 4 Sprengbomben abgeworfen worden.

An diesem Tage herrschte sehr lebhafte Flieger-, insbesondere Jägertätigkeit. U. a. erhielt ein Bauernhof bei Gerleve Volltreffer, durch die das Vieh unter den Trümmern begraben wurde.

Ferner fielen in Dülmen-Kspl., Daldrup 4–500 Sprengbomben, wodurch zahl­reiche Bauernhöfe erheblich beschädigt wurden.

Außerdem wurde der Lastwagen der Fa. Lülf in Osterwick auf der Fahrt nach Velen in der Nähe des Gabelpunktes sowohl auf der Hinfahrt wie auf der Rück­fahrt beschossen. Es wurden hierbei 2 Reifen durchschossen. Dagegen blieben beide Insassen (Josef Lülf und Konrad Venker) unverletzt.

Dr.Herbsthoff


 

 Flugzeugabsturz am 16. 2. 1945 in Darfeld

Gegen 12,30 Uhr flogen zahlreiche Bomberverbände aus nordwestlicher Rich­tung über Osterwick auf Hamm-Dortmund zu. Um 12,55 Uhr kam ein Bomberverband aus der Richtung Coesfeld auf Osterwick zugeflogen und wurde von der schweren Flak in Coesfeld-Harle beschossen. Eine Feindmaschine son­derte sich von dem kleinen Verband ab, flog von Osterwick in einem großen Bogen nach Darfeld. Kurz darauf schlugen zweimal lange Stichflammen aus diesem Bomber. 3 Flieger sprangen mit Fallschirm ab und gingen schnell her­unter. In demselben Augenblick stellte sich die Maschine auf den Kopf und stürzte senkrecht in Darfelder Richtung ab. Feststellungen an Ort und Stelle ergaben, daß ein 4mot. Boeing-Bomber einige hundert Meter hinter dem Hofe des Schmiedemeisters Heilers in Darfeld, Höpingen, auf einer Weide der Bäue­rin Ww. Schulze Finkenbrinck, westlich der Bahnstrecke Darfeld–Horstmar mit starker Detonation aufgeschlagen war. Der größte Teil der Maschine war in einem großen Trichter, der an mehreren Stellen brannte, verschwunden. Viele Einzelteile lagen weithin verstreut. Auch wurden mehrere Teile menschlicher Körper weit umhergeschleudert. In der Nähe der Aufschlagstelle habe ich nur noch den Prüfungsbogen über Fliegertauglichkeit für den Studenten Harold S. Tiller gefunden. Dieser Bogen war unterzeichnet von dem Prüfer: Capt. Robert C. Stokes, AC, Pers.O CAAF, Childreß, Texas. Nach Aussagen der 3 abge­sprungenen und kurz darauf von Wehrmachtsangehörigen in Darfeld festge­nommenen amerikanischen Fliegern sollen insgesamt 7 Mann Besatzung in dem Bomber gewesen sein. Es muß daher angenommen werden, daß die übrigen 4 Insassen bei dem Aufschlag ums Leben gekommen sind. Die 3 gefangenen Flie­ger wurden von der Wehrmacht mit Kraftwagen zum Fliegerhorst Rheine ge­bracht. Die Namen der 3 übrigen Insassen des Flugzeuges konnten bisher noch nicht festgestellt werden, da nicht die geringsten Unterlagen gefunden wurden.

Die noch gefundenen Überreste sind von Kameraden der freiw. Feuerwehr Dar­feld zusammengesucht und wurden am Montag, den 19. 2. 1945 in einem Sarg auf dem Friedhof der Gemeinde Darfeld beigesetzt. Das Grab hat die Nummer: [vacat. – Nachtrag: 1. Reihe links am....... eingang]

An diesem Tage überflogen wenigstens 1. 000 Bomber den Amtsbezirk Oster­wick. Die Bomberverbände kamen mit langen Kondensstreifen aus nord­westlicher Richtung. Nach kurzer Zeit überzog ein großes Netz von Kondens­streifen den ganzen Himmel.

U. a. wurden Burgsteinfurt, Bocholt, Hamm und Dortmund an diesem Tage bombardiert.

Dr.Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld, Holtwick und Osterwick
und Flugzeugabsturz in Holtwick am 21. 2. 1945.

Gegen 12 Uhr wurde von Coesfeld Fliegeralarm gemeldet. Bomberverbände den Amtsbezirk von Westen nach Osten. In der Zeit von 1–5 Uhr morgens hörte man in Osterwick in kurzen Zeitabständen zunächst eine dumpfe Erschütterung des Erdbodens und ungefähr 10 Sekunden später eine sehr heftige Detonation. Bei vielen Detonationen war es, als wenn Fenster und Türen herausgerissen wurden. Diese Erscheinung war während dieses Krieges erstmalig. In dieser Nacht sind gegen 12 Uhr von Bomberverbänden viele Langzeitzünder-Bomben im weiten Umkreis geworfen. Hiervon fielen 4 Langzeitzünder-Bomben in Holt­wick, Bauernschaft Hegerort, von denen die letzte erst morgens gegen 6 Uhr detoniert ist. Weitere 3 Langzeitzünder-Bomben sind in Darfeld, Bauernschaft Rockel, östlich der Straße Darfeld–Horstmar gegen 2 Uhr hochgegangen. In beiden Fällen entstand nur Flurschaden. Ferner sind um 2 Uhr in der Bauern­schaft Horst in Osterwick zwischen den Höfen Deitert-Ratert und Limberg 2 mittlere Sprengbomben in eine Wiese gefallen und haben an beiden Höfen er­heblichen Dach- und Fensterschaden verursacht.

Auch im benachbarten Amtsbezirk Schöppingen sind in dieser Nacht 13 Langzeitzünder-Bomben auf und am Asbecker-Damm gefallen, später detoniert und haben ganz ungewöhnlich große Sprengtrichter verursacht.

Auf dem Hofe Puppendahl im benachbarten Legden, Bauernschaft Isingort fiel eine Sprengbombe in das auf dem Hofe stehende Russenlager. Frau Puppen­dahl und 12 Russen wurden getötet.

In dieser Nacht wurde Dortmund durch Bomberverbände

 angegriffen.

Am Nachmittag dieses Tages gegen 17,30 Uhr hörte man Schießen von Bordwaffen und Heulen von kurvenden Flugzeugen in großer Höhe. Zwischen Osterwick und Holtwick konnte man einen Luftkampf beobachten, an dem von beiden Seiten 10–12 Flugzeuge teilnahmen. Plötzlich stürzte direkt aus den Wolken ein Flugzeug senkrecht zur Erde. Der Pilot sprang in großer Höhe mit dem Fallschirm ab. Das Flugzeug ist in Holtwick ganz in der Nähe des Hofes Richter-Thier in Holtwick, Kspl. 35 abgestürzt. Es war ein polnischer Jäger. Der Pilot ist auf Coesfelder Gebiet festgenommen. Die Maschine wurde zu 90 % zerstört. 2 weitere Abstürze hörte man in Richtung Legden-Ahaus. Hier sollen auf Legdener Gebiet 1 amerik. und 1 deutscher Jäger abgestürzt sein.

Dr.Herbsthoff


 

Abwurf von Leuchtzeichen in Osterwick

am 21. Febr. 1945.

Kurz nach 7 Uhr abends sah man von Osterwick aus in Richtung Holtwick–Legden einen sehr hellen Feuerschein auf breiter Front. Zunächst hatte es den Anschein, als wenn ein ganzes Dorf in Flammen stehe. Von einem feindlichen Flugzeug waren 30–40 Leuchtstäbe von 30 cm. Länge im Göttfeld zwischen der Bauernschaft Horst und der Gemeindegrenze Holtwick auf einem Grundstück des Bauern Josef Bayer-Eynck in Osterwick, Horst 11 abgeworfen. Während dieser Feuerschein hell brannte, überflogen Bomberverbände die Abwurfstelle mit Ostkurs. Kurze Zeit später wurden mehrere hundert Leuchtkugeln zwischen Münster und Rheine längs des Dortmunder Emskanals gesetzt. Der Abwurf dieser Leuchtstäbe sollte vermutlich den einfliegenden Verbänden zur Orientie­rung dienen. Der entstandene Flurschaden ist nur ganz geringfügig. An der Ab­wurfstelle der Leuchtstäbe ist nur ein kleiner Rest Asche und der 8 cm. lange Kopf der Leuchtstäbe aus Blech, an dem sich der Zünder befindet, aufzufinden.

 


 

Fliegerangriff in Osterwick und Holtwick

am 22. 2. 1945.

An diesem Tage fuhr um 10,20 Uhr vormittags der Bauer Wilhelm Brand, Brock 8 auf der Straße von Osterwick nach Schöppingen. In Höhe des Hofes Ankerne wurde er plötzlich von 2 Tieffliegern mit Bordwaffen angegriffen. Er selbst ging neben dem Gespann und warf sich sofort in den Straßengraben. Die Schüsse der Bordwaffen gingen direkt über ihn hinweg, so daß der unverletzt blieb. Dagegen wurde das Pferd – eine 9jährige wertvolle Stute – durch 5 Schüsse getroffen und auf der Stelle getötet.

Um 14,30 Uhr mittags wurden von feindlichen Jägern 3 Sprengbomben auf das Bahnhofsgelände in Holtwick abgeworfen. Hierbei wurde das Bahngeleise aufgerissen, so daß der Zugverkehr Holtwick–Ahaus vorübergehend gesperrt war. Außer Flurschaden sind sonstige Schäden nicht entstanden.

Gegen 15,30 Uhr kam ein 2motoriger Morado-Bomber von Osterwick nach Holtwick geflogen. Ein Motor hatte ausgesetzt und der zweite Motor schien defekt zu sein. Über der Bauernschaft Höven sprangen 4 Insassen mit Fallschirm und ein 5. Insasse über der Bauernschaft Hegerort in Holtwick ab. Sofort einge­setzte Streifen (Gendarmerie und Wehrmacht) stellten die abgesprungenen Flie­ger. 3 Flieger sind in der Nähe des Hasenbusches heruntergekommen. Da diese nicht stehenblieben, wurde scharf geschossen. Ein amerikanischer Flieger erhielt einen Schuß durch die linke Schulter. Die Namen der drei sofort festgenomme­nen Flieger sind:

Hanson, Raymond – 37321290 T 43 – 44
Jack D. Loftin – 38554678 T 43 – 44
Alford R. Hampe – 38528150 Hall/Texas

Kurze Zeit später wurde dann der 4. Flieger bei... in Höven festgenommen: Turner, William – 2064472 – T 41 – 43 A – Indiana zum Amte in Osterwick gebracht. Eine Viertelstunde später brachte dann Hauptw. Schumacher mit dem Händler August Roling noch einen 5. Amerikaner: Luck Clarence A 35678897 T 43 – 44 O (Ohio), der in der Nähe des Hofes Schulze Temming in Holtwick, Hegerort 65 festgenommen wurde.

Die Gefangenen wurden dann von hier der Einheit 09656 C in Darfeld (Uffz. Erich Stefan und Obergefr. Schiffer und Obergefr. Glitscher – Schreibstube Gasthof Sieverding) mit der Bitte um Übergabe an den Fliegerhorst Rheine weitergegeben.

Dr. Herbsthoff


 

 

 

Fliegerangriff in Darfeld am 24. 2.

und 25. 2 1945

Am 24. 2. 1945 gegen 15,30 Uhr überflogen 2 feindliche Jäger die Gemeinde Darfeld und warfen 4 Raketenbomben an der Nordseite des Bahndammes in der Nähe des Hofes Heilers in Darfeld. 4 weitere Raketenbomben fielen in „Finken­brincks Büschken“ an der Südseite des Bahndammes. Beim letzten Abwurf war 1 Blindgänger. Die Bomben sind in nächster Nähe der Bahnstrecke Darfeld–Höpingen–Horstmar gefallen. Außerdem haben die feindlichen Jäger den Bahn­damm noch mit Bordwaffen beschossen. Am Hofe Heilers wurden mehrere Fensterscheiben zerstört. Im übrigen ist nur Flurschaden entstanden.

In der folgenden Nacht gegen 4,30 Uhr warf ein einzelnes Flugzeug (vermut­lich 2motorig leichte Kampfmaschine) 2 Sprengbomben (5 Ztr.) auf den Interes­sentenweg in der Nähe des Hofes Kellerhaus in Darfeld, Geitendorf 10. Beide Sprengtrichter liegen direkt nebeneinander und haben zusammen mehr als 20 m. Durchmesser. Der Interessentenweg ist auf seiner ganzen Breite unterbrochen, so daß auch ein Radfahrer diesen Weg z. Zt. nicht benutzen kann. Mehrere mittlere Bäume wurden entwurzelt und weit weggeschleudert. Wohn- und Wirt­schaftsgebäude Kellerhaus wurden teilweise abgedeckt. Durch die hilfsbereite Nachbarschaft sind aber die Gebäude bereits im Laufe des Sonntags wieder notdürftig instandgesetzt. Das alte Fachwerkhaus hat den starken Druck der Detonation verhältnismäßig gut überstanden. Eine Seitenwand ist etwas ver­schoben, so daß mehrere Türen nicht mehr schließen.

Personenschäden sind nicht entstanden.

Dr. Herbsthoff


 

Bombenabwurf in Darfeld

am 27. 2. 1945.

In der Nacht vom 26./27. 2. 1945 warf eine feindliche Maschine um 1,10 Uhr 2 Sprengbomben in Darfeld, Bauernschaft Netter ab. Eine Sprengbombe fiel mitten auf den Interessentenweg vor dem Hause Wellner, Netter 1a und beschä­digte erheblich den Dachstuhl dieses Hauses. Der Weg wurde in seiner ganzen Breite aufgerissen. Die zweite Sprengbombe fiel in eine Wiese zwischen den Höfen Wellner und Middendorf. Hier entstand nur Flurschafen. Personen wur­den nichtverletzt

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Osterwick in der Nacht

vom 2./3. März 1945.

Um 1,15 Uhr hörte man im Dorfe Osterwick eine sehr starke Detonation, nachdem einzelne Flugzeuge in niedriger Höhe das Dorf überflogen hatten. Un­gefähr eine Stunde später wurde ich von dem Landwirt Josef Haverkock in Osterwick-Rosendahl mit der Meldung geweckt, daß in der Nähe seines Hofes 2 Sprengbomben gefallen seien und an seinen Gebäuden erheblichen Schaden angerichtet hätten.

An Ort und Stelle habe ich dann sofort festgestellt, daß ein einzelnes Flugzeug 2 Sprengbomben hart an den Rand der Straße Osterwick–Darfeld, ungefähr in Höhe des Hofes Haverkock abgeworfen hatte. Am Hause Haverkock waren die Dachziegel an der Südseite teilweise abgedeckt oder ineinander verschoben. An dieser Seite waren auch fast alle Fenster zerstört. Die Straße war mit Erdbrocken und glitschigem Lehm bedeckt, so daß bereits Wehrmachtsfahrzeuge sich kurz nach dem Abwurf festgefahren hatten. Beide Sprengbomben haben erhebliche Trichter geworfen, welche den Sommerweg, Straßengraben und einen großen Teil der dem Bauern Merschformann gehörenden Weide aufgerissen haben. An dem Wohnhaus Merschformann sowie am Hühnerstall wurden Fensterscheiben zertrümmert.

Als ich in dieser Nacht an der Abwurfstelle war, überflog ein dreimotoriges Flugzeug in ganz niedriger Höhe die Abwurfstelle, zog dann in weitem Kreis über Lutum der Bahnstrecke Darfeld–Horstmar längs, setzte eine Leuchtbombe zwischen Darfeld und Höpingen und schoß mehrmals mit allen Bordwaffen.

Dr. Herbsthoff


 

Bombenabwurf in Osterwick und Holtwick

am 6. 3. 1945.

Um 12 Uhr gab es Fliegeralarm. Mehrere Bomberverbände flogen im Norden durch und warfen in Richtung Burgsteinfurt–Rheine Bombenteppiche. Türen und Fenster in Osterwick wurden stark erschüttert. Die Bomber kamen von Dar­feld über Osterwick zurückgeflogen. Gegen 12,15 Uhr hörte man in der Rich­tung Horst das Heulen eines Bombenabwurfs und sofort darauf auch eine sehr starke Detonation. In der Richtung Müther-Hesselt stieg eine schwarze Rauch­wolke hoch. Diese Bombe hat einen Trichter von wenigstens 15 m Durchmesser verursacht und liegt nördlich des Gardenbrock-Dammes auf Legdener Gebiet. Durch den Luftdruck wurden am Hause Hoping-Horst Fenster mit Rahmen und am Hause Schulze Kalthoff-Horst mehrere Fensterscheiben zertrümmert.

Zur gleichen Zeit wurde von demselben Bomberverband eine Bombe über der Bauernschaft Midlich im Midlicher Esch, ungefähr in der Mitte zwischen den Höfen Hörbelt und der Poststelle Franz Fischer abgeworfen.. Diese Bombe de­tonierte nicht, sondern hat nur einen kleinen Sprengtrichter von 2 m Durchmes­ser und 1 m Tiefe. Nach der aufgerissenen Erde muß es sich um einen schweren Blindgänger handeln. Außer geringfügigem Flurschaden ist kein Schaden ent­standen.

Ebenfalls um 12,15 Uhr wurde eine 5-Ztr.-Sprengbombe in Holtwick-Hege­rort, nördlich der Straße Holtwick–Gescher, ungefähr 300 m von der Gemeinde­grenze, geworfen. Die Bombe verursachte nur Flurschaden auf einer in Holtwick gelegenen, dem Bauer Greving aus Gescher-Büren gehörenden Weide.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld

am 7. 3. 1945.

Gegen 15,15 Uhr griffen ca. 30 Jagdbomber das Bahnhofsgelände an, die durch Flakfeuer vertrieben wurden. Anschließend fielen auf Höpinger Gebiet 9 Sprengbomben schweren Kalibers, davon 2 ca. 70 m südlich der Bahnlinie beim Kotten Vollmer, 4 ca. 25 m nördlich der Bahnlinie (gegenüber Gövert).

An Blindgängern liegen:

2 ca. 100 m nördlich der Bahnlinie an der Straße Höpingen–Altenburg (hinter der Unterführung Heilers),

1 Blindgänger ca. 80 m nördlich der Bahnlinie (Rode).

Außer Flurschaden ist nur leichter Gebäudeschaden entstanden.

Der auf dem Acker Heilers liegende Blindgänger einer 5 Ztr.-Bombe ist am 8. 3. 1945 von einem Feuerwerker des Sprengkommandos Münster entschärft wor­den.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld

am 8. 3. 1945.

Während des Fliegeralarms in den Mittagstunden kamen mehrere Bomber­verbände über den Amtsbezirk Osterwick geflogen. Die Bomberverbände flogen über der Wolkendecke und waren daher nicht sichtbar. Aus einem das Schloß Darfeld überfliegenden Verband wurden 6 Sprengbomben abgeworfen.

Drei Sprengbomben, davon 2 5 Ztr.-Bomben, fielen wenige Meter hinter dem Wohnhause des Hauptlehrers i. R. Rademacher in den Hausgarten. Der Anbau des Hauses wurde vollständig zusammengedrückt, ¾ das Dach  abgedeckt, Tü­ren und Fenster herausgerissen und große Flächen Putz von den Decken geris­sen. In sämtlichen Räumen des Hauses lagen die Trümmer von Decken, Fenster­scheiben und Holz. Die Wände sämtlicher Räume zeigen starke, 2 fingerdicke Risse. Das Haus war bis in die Fundamente hinein erschüttert und stark mitge­nommen. Hilfe der Nachbarschaft hat sofort eingesetzt. Das Haus ist nach Durchführung der notwendigen Instandsetzungsarbeiten noch bewohnbar.

Der 4. Sprengtrichter lag 10 m. hinter dem Wohnhause Rose. An der Ostseite des Hauses waren alle Türen und Fenster eingedrückt. Im übrigen hat das zum Teil aus Fachwerk bestehende Haus außer mehreren hundert Dachziegeln ver­hältnismäßig wenig Schaden erlitten. Die direkt neben dem Sprengtrichter vor­beiführende Stromleitung blieb unbeschädigt, so daß die Lichtanlage im Hause noch brannte. Der zwischen Haus und Sprengtrichter liegende Brunnen war bis obenhin mit lehmigem Grundwasser gefüllt. Es ist anzunehmen, daß durch die starke Detonation die Brunnenwand in der Erde eingedrückt wurde.

Die 5. Sprengbombe ist auf einem Ackergrundstück zwischen den Häusern Hölscher, Kuhmann und Kösters detoniert. Außer einem großen Sprengtrichter entstand an den umliegenden Gebäuden nur Dachziegel- und Fensterschaden.

Die 6. Sprengbombe fiel jenseits der Bahn in eine Wiese an der Südseite des Baches, nahe beim Hofe Werenbeck. An diesem Hofe wurde eine Wand einge­drückt. An verschiedenen Gebäuden entstand Fensterschaden.

Da die Bomben an den Dorfrand zwischen den Häusern gefallen sind, ist der Schaden als verhältnismäßig gering zu bezeichnen, zumal, da Personen weder getötet noch verletzt wurden.

Dr. Herbsthoff


 

 

 

 

 

Holtwick, den 14. März 1945.

An den

Herrn Amtsbürgermeister

in O s t e r w i c k.

Betr.: Bombenabwurf am 14. 3. 1945

gegen 14,10 Uhr in Holtwick.

Am 14. 3. 1945 gegen 14,10 wurde die Strecke Holtwick–Coesfeld von feindlichen Tieffliegern angegriffen. Vom Bahnhof Holtwick bis zur Grenze Coesfeld wurden 18 Sprengtrichter festgestellt, außerdem sehr wahrscheinlich 3 Blindgänger. Die Flugzeuge haben 3 mal angegriffen. Es handelte sich um 12 Feindmaschinen. Personen wurden nicht verletzt. An den Häusern von Heinrich Terwei, Landwirt Kspl. 127 und des Bahnwärters Bernhard Fedders entstand größerer Dachschaden. Bei den abgeworfenen Bomben handelt es sich um 5 Ztr. Bomben mit Verzögerungssatz. Die Sprengtrichter haben teilweise Durchmesser bis zu 14–15 mtr..

Schumacher.
Hauptw. d. Gend.


 

Fliegerangriff in Darfeld

am 15. 3. 1945.

Gegen 16,05 Uhr flogen 3 Jagdbomber von Lutum kommend Darfeld an. An dem Bahnübergang bei Wellner, Netter 1b wurden 3 Sprengbomben mittleren Kalibers (5 Ztr.) abgeworfen. Der Bahndamm wurde nicht getroffen. Dagegen wurde der Dachstuhl des in der Nähe von 2 Sprengtrichtern liegenden Wohn­hauses des Landwirts Albert Wellner in Darfeld, Netter 1b erheblich beschädigt. Ein großer Teil der Dachziegel wurde abgedeckt. Die 3. Bombe fiel auf eine Weide des Landwirts Middendorf in Darfeld, Netter 4. Der Sprengtrichter hatte einen Durchmesser von ungefähr 8 m. und eine Tiefe von 3 m. Durch diese Bombe wurden ebenfalls zahlreiche Dachziegel des Hauses Middendorf abge­deckt. Großvater Middendorf stand auf der Weide zwischen beiden Spreng­trichtern und blieb völlig unverletzt.

Wenige Minuten vorher warfen dieselben Jäger 6 Sprengbomben in der Nähe des Bahnhofs Lutum. Das Nebengebäude des Hofes Weltermann-Lutum wurde getroffen. Der Sohn des Bauern und ein Ostarbeiter wurden getötet. Bauer Wel­termann wurde am Kopf erheblich verletzt.

Sprengstücke aus dem Abwurf von 3 Sprengbomben in Darfeld, Bauernschaft Netter bei Wellner und Middendorf am 15. 3. 1945.

Dr. Herbsthoff

 


 

Fliegerangriff in Holtwick

am 20. 3. 1945.

Um 10,45 Uhr wurden der Bahnhof Holtwick und die Gleisanlagen durch feindliche Tiefflieger angegriffen. 20 Sprengbomben wurden geworfen, von denen 3 nicht detoniert sind (Blindgänger). Der vor dem Bahnhof Holtwick von der Reichsbahn angelegte LS-Deckungsgraben wurde von 2 Bomben getroffen und vollständig zerstört. Glücklicherweise waren keine Menschen in dem Deckungsgraben, der sonst stets von der Belegschaft der Molkerei Steggemann bei drohender Gefahr aufgesucht wird.

An den Häusern Dülker, Gottheil Anton und Heuer entstanden größere Dach- und Gebäudeschäden. Personen wurden nicht verletzt.

Dr. Herbsthoff


 

Fliegerangriff in Darfeld

am 20. März 1945.

Um 15,15 Uhr griffen 8 feindliche Jagdbomber die Gleisanlagen beim Bahn­hof Darfeld an. Insgesamt wurden 12 Sprengbomben geworfen (mittl. Kaliber), welche sämtlich detonierten. 4 Sprengbomben wurden beim Stellwerk an der Höpingerstraße abgeworfen und zerstörten das Eisenbahngeleise. Eisenbahn­schienen ragen in die Luft. Außerdem wurde die Straße Darfeld–Höpingen durch ausgeworfene Erdmassen überschüttet. 2 weitere Bomben fielen rechts der Oberdarfelder Straße in der Nähe des Hauses Stauvermann und Eveld. Das Haus Stauvermann wurde zum größten Teil zerstört. 2 weitere Bomben fielen 100 m südlich der Straße Darfeld–Osterwick in freies Gelände hinter dem Wohnhause Pastor Dolle. Weitere 4 Bomben fielen in Höpingen südlich der Bahnlinie und beschädigten Stellwerk und Haus Gövert.

Von den beim Stellwerk Höpingerstraße abgeworfenen Sprengbomben wurde ein Soldat der Wehrmacht und 2 leicht verwundet. Der Soldat gehörte einer Fallschirmeinheit an, welche heute Abend bereits Darfeld wieder verläßt.

Ein zweiter Tiefangriff durch feindliche Jagdbomber erfolgte um 16,20 Uhr auf der Straße Darfeld–Osterwick in Höhe des Wohnhauses Stücker. 2 Jäger griffen den Bulldog des Fuhrunternehmers Grewe in Darfeld an und schossen ihn in Brand. Bei beiden Angriffen wurden Zivilpersonen weder getötet noch verletzt.

Dr. Herbsthoff


 

Höven II, den 31. 3. 1945.

 

Herrn Amtsbürgermeister Dr. Herbsthoff.

Bei dem gestrigen Kampf an der Holzbrücke hat auch das Schulgebäude au­ßer ungezählten MG-Einschlägen drei Panzergranaten-Volltreffer erhalten. Zwei zerstörten das Schuldach erheblich und einer die Mauer zwischen Studierzim­mer (unten) und Schlafzimmer (oben) an der Westseite. Der Regen kann unge­hindert sowohl auf die Schulzimmerdecke (⅓ der Dachziegel ist abgedeckt) wie auch auf den westlichen Teil des Schlaf- und Studierzimmers dringen.

Ich bitte darum, daß zunächst die 8 Fensterscheiben der Küche (äußerstes Maß 28,75 x 57,75) eingesetzt werden, da in der Küche für 9 Personen gekocht wird u. die Fensterladen daran nicht dicht schließen. Die Holtwicker Anstreicher verfügen über kein Glas dafür. Die Fenster am Studierzimmer u. Schlafzimmer müssen ganz erneuert werden. Es gibt dort also Maurer-, Zimmermanns- und Elektrikerarbeit, bevor der Dachdecker anfangen kann.

Am Schulzimmer sind 23 Scheiben durchschossen. Sobald diese erneuert sind, kann der Unterricht wieder beginnen, vorausgesetzt, daß dann auch die Maurer- und Zimmererarbeiten auf dem Dachboden erledigt sind. Es sind näm­lich außer den Dachlatten auch Dachbalken durchschlagen.

Größerer Privatschaden ist nicht entstanden. Ein Geschoß ist durch den Kü­chenschrank u. zwei sind durch einen Kleiderschrank gedrungen. Die Schlaf­zimmer-Ampel und der Kronleuchter im Studierzimmer sind zertrümmert, ebenso 3 Stühle beschädigt.

Kurz vor dem Geplänkel hat ein Leutnant ein Fahrrad beschlagnahmt, auch ein fast neuer Bollerwagen ist verschwunden.

Ich bitte nochmals – soweit das heute möglich ist – die Reparaturarbeiten (vor allem dringlich an der Wohnung, in der 3 Räume vorläufig nicht benutzt werden können) möglichst schnell vornehmen zu lassen, um noch größeren Schaden zu verhüten.

Schnier, Lehrer.


Die letzten Märztage 1945 in Osterwick.

In der Passionswoche 1945 wurde die Stadt Coesfeld durch zahlreiche Bom­berverbände bei Tage zum größten Teil vernichtet. Der erste Angriff wurde am Mittwoch, den 21. 3. 1945 (Frühlingsanfang) vormittags gegen 11 Uhr von rund 60–70 Feindbombern durchgeführt, nachdem bereits am Sonntag, den 18. 3. und Montag, den 19. 3. Jagdbomber das Bahngelände heftig bombardiert und ver­schiedene Züge (Truppentransporte und Munitionszüge) in Brand geworfen hatten.

Die Freiw. Feuerwehr Osterwick wurde am Nachmittag des 21. 3. 1945 alar­miert und hat einen weiteren Angriff am Spätnachmittag in der Stadt Coesfeld mitgemacht. Auch die Freiw. Feuerwehr Holtwick war zum Einsatz nach Coes­feld befohlen, hatte die brennende Kreissparkasse abgelöscht, als sie in einen neuen Bombenangriff geriet. Ein Volltreffer zerstörte die Kreissparkasse und begrub die Motorspritze der freiw. Feuerwehr Holtwick unter den Trümmern. Leider wurde bei diesem Angriff auch der Feuerwehrmann Josef Wilde aus Holtwick, Kspl. 73 durch Bombensplitter und Gesteinstrümmer tödlich getrof­fen. Seine Leiche konnte von den Holtwicker Kameraden geborgen und nach Holtwick überführt werden.

Aus der an zahlreichen Stellen hellbrennenden Stadt Coesfeld strömten die Menschen, die obdachlos geworden waren, in Richtung Osterwick und Holt­wick. Auf vielen Bauernhöfen, insbesondere in den Bauernschaften Midlich und Höven wurden alle Hilfesuchenden gastfreundlich aufgenommen. In vielen Häusern wohnen z. Zt. noch 30–40 Obdachlose aus Coesfeld. Weitere schwere Bombenangriffe gingen über die Stadt Coesfeld im Laufe des Donnerstag, den 22. 3. und Freitag, den 23. 3. 1945 hinweg. Die Innenstadt ist zu 100 % ver­nichtet.

In den nächsten Tagen wurden das Bahngelände in Darfeld und Holtwick wiederholt von feindlichen Jagdbombern mit Bomben beworfen.

In der folgenden Karwoche setzte vom Dienstag, den 27. 3. ab der Rückzug der deutschen Wehrmacht aus dem niederrheinischen Gebiet ein. Bei Tag und Nacht strömten die verschiedensten Waffengattungen, oft in sehr bemitleidens­wertem Zustande durch Osterwick in Richtung Darfeld nach Osten. Auf ver­schiedenen Bauernhöfen wurden Pferde und Wagen von der deutschen Wehr­macht requiriert und sind spurlos verschwunden.

Im Amtsgebäude Osterwick hatte von Mitttwoch, den 28. 3. bis in der Nacht von Donnerstag, den 29. 3. auf Freitag, den 30. 3. 1945 der General Meindel für seine ganze Heeresgruppe einen Meldekopf von Fallschirmtruppen errichtet, die noch einen sehr disziplinierten Eindruck machten. Während der beiden Nächte vom 28. auf 29. 3. und vom 29. auf 30. 3. 1945 war ein ständiges Kommen und Gehen auf dem Amtsbüro von Kurieren, die sich nach der Unterbringung der verschiedensten Truppengattungen erkundigten.

Gegen 3 Uhr in der Nacht von Donnerstag, den 29. 3. auf Freitag, den 30. 3. 1945 wurde der Meldekopf zurückgenommen und die Panzersperre von einzel­nen Posten der Wehrmacht besetzt. Die Posten sollten ein vorzeitiges Schließen der Panzersperren verhindern, da noch der Durchmarsch weiterer Truppen zu erwarten sei. Dieses wurde von uns sehr begrüßt, da gerade Osterwick das größte Interesse daran hatte, die Panzersperre nicht zu schließen. Am Karfrei­tagmorgen gegen 7 Uhr rückte ein Hauptmann mit 50 Mann, ausgerüstet mit Panzerfäusten, in das Dorf ein und forderten von mir, ihnen am Dorfrand zur Verteidigung des Dorfes Stellungen anzuweisen. Ich habe dringend gebeten, die Verteidigung des Dorfes mit Rücksicht auf die große Anzahl von Verwundeten im Krankenhaus und Ausweichkrankenhaus Coesfeld (Dorfschule) möglichst weit vom Ort einzurichten und hierbei auch bei dem führenden Offizier, Haupt­mann Beck aus Aichach-Oberbayern, größtes Verständnis gefunden.

Wiederholt wollten dann durchziehende Truppen die Panzersperre schließen, da der Engländer bereits Coesfeld und Gescher erreicht hatte.

Durch nachdrücklichen Hinweis auf die große Zahl der Verwundeten und evakuierten Frauen und Kinder wurde aber immer wieder ein Schließen der Panzersperre vermieden.

Zwischen 12 und 1 Uhr mittags wurde eine große Anzahl Feindpanzer vom Dorfe aus beobachtet, die aus Richtung Holtwick kommend bei der Wirtschaft Tombeil nach Norden auf Asbeck abbogen. Von dieser Zeit an stand an der Wegkreuzung bei der Wirtschaft Tombeil engl. Militärpolizei und regelte den Verkehr. Das Dorf war frei von deutschen Soldaten; die Panzersperren offen. Jeden Augenblick wurde der Durchmarsch englischer Panzer erwartet. Kurz darauf kamen 8 motorisierte Drillingsgeschütze der leichten Flak durch die Sperre gefahren. Die Besatzung sprang ab und wollte mit Gewalt die Panzer­sperre schließen, da sie die letzte deutsche Truppe seien. Auch hier gelang es noch durch wiederholte Hinweise auf die Notlage des Dorfes (Verwundete und Evakuierte) ein Schließen zu vermeiden. Leichte Flakgeschütze, die bereits we­nige Stunden vorher an der Straße nach Lutum, in Höhe der Dorfschule auf dem Hofe Stening und beim Hofe Wwe. Ficker in der Dorfbauernschaft in Stellung standen, waren in den Mittagsstunden von dem verantwortlichen Führer ge­sprengt, da ein Abtransport durch Pferde nicht mehr möglich war.

Gegen 3 Uhr nachmittags wurden mehrere Geschütze der leichten Flak im In­nern des Dorfes in Stellung gebracht. Ein Geschütz fuhr auf den Bürgersteig vor dem Hause August Vestert, ein zweites Geschütz stand hinter der Panzersperre bei Schrage, ein 3. Geschütz auf der Hauptstraße vor dem Hause des Gastwirts Nonhoff und ein viertes Geschütz in der Nähe des Krankenhauses in Stellung. Diese 4 Geschütze waren einem Hauptmann Nikolei unterstellt.

Mit dem Chefarzt des Krankenhauses Coesfeld, Dr. Löbker, habe ich Herrn Hauptmann Nikolei, der seinen Gefechtsstand am Hause Arlt aufgestellt hatte, sofort aufgesucht und ihn dringend gebeten, die Verteidigung vor oder hinter dem Dorfe einzurichten, um eine Katastrophe für das ganze Dorf zu vermeiden. Leider fanden wir nicht das geringste Verständnis und bekamen zur Antwort: „Ich habe den strikten Befehl, das Dorf Osterwick bis zum Letzten zu verteidi­gen. In jedem Dorfe sind heute Verwundete in den Krankenhäusern und Laza­retten untergebracht. Ich kann hierauf keine Rücksicht nehmen. Sorgen Sie da­für, daß alle Verwundeten wenigstens 100 m aus dem Dorfe herausgebracht werden.“ Nach Angabe des Dr. Löbker befanden sich unter den Verwundeten viele in Streckverbänden, die unmöglich transportiert werden konnten. Wir gin­gen ergebnislos in das Dorf zurück.

Eine Stunde später, gegen 17 Uhr, ereignete sich direkt vor dem Amtsgebäude folgender, bezeichnender Vorfall:

Ein Oberfeldwebel, welcher 9 Jahre Soldat war, erhielt von seinem Leutnant den Befehl, sofort die beim Amt befindlichen Panzersperren zu schließen. Der Oberfeldwebel weigerte sich und erklärte: „Herr Leutnant, ich kann die Panzer­sperre nicht schließen, da ich immer an die verwundeten Kameraden in Oster­wick denken muß. Ich verweigere den Befehl.“ Auf erneuten dienstlichen Be­fehl, die Panzersperre zu schließen, gab der Oberfeldwebel zur Antwort: „Ich tue es nicht. Ich wohne 14 km. von hier entfernt in Nienborg-Heek und melde mich hiermit ab.“ Der Oberfeldwebel glaubte dann, der Leutnant wolle zur Pi­stole greifen, sprang über die vor dem Amt befindliche Ligusterhecke und legte seine Maschinenpistole in Anschlag auf den Leutnant, um ihn zu erschießen. Im selben Augenblick sprang ein Soldat dazwischen und legte dem Oberfeldwebel die Hand auf die Schulter und sprach auf ihn ein. Der Oberfeldwebel klappte zusammen und begann heftig an zu weinen. Der Leutnant erklärte mir: „Das ist mein bester Zugführer; ich nehme ihm persönlich diesen Vorfall in keiner Weise übel. Die Nerven gingen mit dem Mann durch. Er hat dabei nur an die verwun­deten Kameraden und die Frauen und Kinder im Dorfe gedacht. Ich selbst habe noch vor 8 Tagen durch einen ähnlichen sinnlosen Befehl eine ganze Batterie verloren.“ Er zeigte mir darauf, den auf einem kleinen Zettel mit Bleistift ge­schriebenen schriftlichen Befehl seines Hauptmanns, Nikolei, das Dorf bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone zu verteidigen. Hauptmann Nikolei hatte inzwischen mit einem Kraftwagen das Dorf Osterwick verlassen.

Ich habe den Leutnant dann nochmals gebeten, mit seinen völlig unzurei­chenden Waffen und wenigen Leuten keinen sinnlosen Widerstand zu leisten und das Dorf vor der Vernichtung zu bewahren. Er befand sich in einem schwe­ren Konflikt und wies immer wieder auf den ihm gegebenen schriftlichen Befehl hin. Auf mein Drängen hin ging er dann mit mir zum Hause Dr. Dercken, in dem Hauptmann Beck sich um diese Zeit aufhielt. Beide habe ich dann noch­mals dringend gebeten, Osterwick zu schonen und noch in letzter Minute einen Ausweg zu finden. Beide hatten größtes Verständnis für unsere Notlage, konn­ten jedoch nicht von sich aus den gegebenen Befehl ändern. Ich ließ sie dann allein, um unter sich noch einen Ausweg zu finden. Kaum hatte ich das Sprech­zimmer verlassen, da knallten schon die Maschinengewehre der von Midlich anrückenden Feindpanzer. Der Leutnant sprang aus dem Hause heraus und lief über das Gartengrundstück Thoms und Holtwicker Chaussee ins Dorf. Ich selbst nahm den direkten Weg zum Dorfe zurück. Als ich in Höhe des Hauses Elke­mann war, knallten wieder die Maschinengewehre in Richtung Dorf. Ich kam glücklich bis zum Amtsgebäude. Da fiel vor mir die erste Hälfte der Panzer­sperre zu. Der Leutnant hatte mit vorgehaltener Pistole seine Leute zum Schlie­ßen gezwungen [Am Rand: 1740 um]. Als ich mitten auf der Straße stand und mich umsah, stand bei Kersting der Führungspanzer und hinter ihm ragte ein schwerer Cherman-Panzer hinweg. Ich sprang schnell in den beim Amtsgebäude befindlichen Deckungsgraben. In diesem Augenblick dröhnte die Detonation einer Handgranate, welche die zweite Halfte der Panzersperre zuwarf. Nach wenigen Schüssen der deutschen Wehrmacht antwortete der Panzer mit Maschi­nengewehren, zog sich ein Stück zurück und schoß dann 2 Panzergranaten ab, welche den Giebel des Hauses Münstermann durchschlugen und einen Teil des Hauses in Brand setzten. Kurze Zeit wurde dann noch mit leichter Munition auf die Panzersperren geschossen. Für kurze Zeit trat dann Stille ein. Wir erwarteten jeden Augenblick, daß durch das Funkgerät der Panzer Jagdbomber oder Artille­rie herangezogen würden, um die Panzersperren zu zerstören. Vom Deckungs­graben aus sahen wir dann, daß ein englischer Soldat zwischen dem Hause Ker­nebeck und dem Schuppen Sickmann kniete und eine Maschinenpistole in An­schlag auf die Panzersperre hielt. Bald darauf sprangen mehrere Engländer auf die Panzersperre und lagen oben flach im Anschlag. Der Führungspanzer fuhr dann vor. Ich ging sofort mit einem weißen Tuch auf den Kommandanten zu. Er fragte mich: „Ist hier noch ein Bürgermeister?“ Auf meine bejahende Frage sagte er mir: „Sie haben für Ihr Dorf großes Glück gehabt. Wenn noch eine halbe Stunde Widerstand geleistet worden wäre, wäre durch Flieger und Artille­rie das ganze Dorf vernichtet worden. Holen Sie sofort alle Männer des Dorfes aus den Häusern und alle noch vorhandenen Soldaten.“ Ich habe dann die Män­ner des Dorfes zusammengerufen. Als ich in Höhe der Wirtschaft Leo Veltkamp war, erfolgte eine Detonation in Richtung Kirchplatz. Durch eine Handgranate hatte man in diesem Augenblick auch die zwischen Grüner und Böcker befindli­che Panzersperre gelöst. Ich sah noch, wie deutsche Soldaten in Richtung Dar­feld und Lutum über die Felder flüchteten. Widerstand ist an dieser Panzersperre nicht geleistet worden.

Als ich mit den Männern des Dorfes zurückkam, forderte der englische Ka­pitän, welcher sehr gut deutsch sprach, mich auf, sofort die Panzersperren zu beseitigen. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit waren mit vereinten Kräften die Tonnen der Panzersperren beim Amte, bei Schrage und bei Grüner zur Seite gerollt. Das im Dachstuhl brennende Haus Münstermann wurde inzwischen durch einige Männer und viele Frauen und Mädchen aus dem Dorfe abgelöscht.

Als der engl. Kapitän mit mir durch das Dorf ging und beim Jugendheim ein Drillingsgeschütz der leichten Flak stehen sah, rief er noch 2 andere Offiziere hinzu und machten sich lustig über diese gegen Panzer völlig harmlose Waffe. U. a. sagte er: „Das ist echt nationalsozialistisch, Menschen mit solchen Waffen gegen Panzer in den Tod zu treiben.“

Nach Beseitigung der Panzersperren rollten viele schwere, stark bestückte Panzer in das Dorf Osterwick und fuhren auf den Plätzen bei Schrage, am Ju­gendheim und auf dem Kirchplatz auf. Als es inzwischen dunkel geworden war, durchzogen Streifen englischer Soldaten mit Maschinenpistolen sämtliche Häu­ser der Hauptstraße, Brinkstraße und Elsenstraße. Sie durchsuchten sämtliche Räume, angeblich nach noch vorhandenen deutschen Soldaten. In dieser Nacht haben sich 800 englische Soldaten im Dorfe Osterwick einquartiert. Alle Häu­ser, welche als Quartier bezogen wurden, mußten sofort von jeder Zivilperson geräumt werden. Die Hausbewohner wurden dann bei Nachbarn untergebracht.

Auf dem Hofe Schulze Averdiek sind allein in dieser Nacht 200 Mann ein­quartiert gewesen, haben den Hofbesitzer mit seiner Familie auf einem Flur eingesperrt und für sich das ganze Haus in Anspruch genommen. Die vorhande­nen Lebensmittelvorräte wurden zum größten Teil mitgenommen und das Haus in einem sehr unordentlichen Zustande zurückgelassen. In verschiedenen ande­ren Häusern des Dorfes Osterwick hat man sich in ähnlicher Weise einquartiert, u. a. bei: Gasthof Nonhoff, Schreiner Heuing-Röschenkemper, Kochschule Schwester Columba, Viehhändler Prinz, Uhrmacher Hans Nonhoff, Schreiner Mussinghoff, Ww. Wellen, Wilhelm Wulf, Kaufmann Bernard Albers, Ww. Thomas-Brink, Briefträger Vöcking, Bäcker Georg Wolbeck, August Vestert.

Am anderen Morgen (Karsamstag) sind diese ersten Fronttruppen weiter in Richtung Darfeld gezogen. Seither rollen unaufhörlich Panzer und Lastwagen aus Richtung Holtwick durch Osterwick in Richtung Darfeld. Gegen 11 Uhr vormittags wurde noch von mehreren englischen Soldaten versucht, den Geld­schrank des Uhrmachermeisters Hans Nonhoff mit Handgranaten zu sprengen. Die Wohnung wurde hierbei stark beschädigt.

Bis zu diesem Zeitpunkt verhielten sich die ausländischen Zivilarbeiter noch sehr ruhig. Eine völlig einwandfreie Haltung zeigten insbesondere die Franzo­sen, Holländer und auch wider Erwarten sämtliche Polen. Dagegen wurden die russischen Zivilarbeiter und -arbeiterinnen zum Teil recht aufrührerisch. Insbe­sondere unter dem Einfluß von Alkohol ließen sie sich zu schweren Plünderun­gen hinreißen. Auf meine wiederholten Vorstellungen bei englischen Offizieren erhielt ich u. a. folgende Antwort: „Wir bedauern das und verurteilen es, jedoch muß ich Ihnen sagen, die Russen haben ein Recht, so zu handeln. Deutschland hätte verdient, daß nicht Engländer, sondern Rußen nach hier gekommen wären. Denken Sie nur daran, was Ihre Soldaten in Holland, Belgien, Frankreich, Polen und Rußland sich haben zuschulden kommen lassen. Vieles davon ist Ihnen nie­mals gesagt worden, aber wir wissen es.“ Plünderungen durch Russen er­folgten u. a. auf den Bauernhöfen: Bayer-Eynck, Jörden, Söller, Lülf, Wasmer. Hierbei wurden insbesondere Wertsachen wie Ketten und Uhren und Fahrräder, Lebens­mittel u. ä. entwendet. Auf dem Hofe Wasmer wurden sogar 3 deutsche Mäd­chen von Russen vergewaltigt. Daraufhin hat dann die englische Polizei Streifen eingesetzt, so daß in den letzten Tagen weitere Plünderungen nicht mehr be­kannt geworden sind.

An Einquartierungen von Besatzungstruppen waren in Osterwick bisher: 200 Amerikaner in der Ziegelei Kufuß, 100 Amerikaner auf Schloß Varlar, 50 Eng­länder auf dem Hofe Feldmann, 35 engl. Urlauber in den Gasthöfen Nonhoff und Grüner, englisches Zeltlager auf dem Sportplatz, englisches Zeltlager auf der Weide beim Hofe Schulze Averdiek, 300 Engländer in der Ziegelei Kufuß, 150 Engländer auf Schloß Varlar, 150 Engländer bei Meickmann-Feldkamp und seit gestern (19.4.1945) 20 Angehörige der engl. Militär-Polizei auf dem Hofe Muhmann in der Dorfbauernschaft.

Die Bevölkerung verhält sich gegenüber den Besatzungstruppen ruhig und zu­rückhaltend. Mit den wiederholt – oft mehrmals täglich – auf dem Amtsbüro erscheinenden Engländern und Amerikanern haben sich bisher keine besonderen Schwierigkeiten ergeben.

Der Aufforderung, die vorhandenen Schußwaffen und Munition sofort abzu­liefern, ist die Bevölkerung weitgehendst nachgekommen.

Ein großer Teil des verstreut herumliegenden Heeresgutes ist bereits von den Besatzungstruppen abgeholt. Leider müssen auch sämtliche Jagdwaffen mit Munition abgeliefert werden.

Zur Regelung des Verkehrs mußten auf Anordnung der Besatzungsbehörden in jedem Dorfe mehrere Hilfspolizeibeamte eingesetzt werden. Für Osterwick wurden: Wilhelm Weeke, Johann Müller und Heinrich Randerath, für Darfeld: Franz Berkenbrock und Anton Möllmann und für Holtwick: Karl Schumacher und Josef Bronstering eingesetzt.

Ein in das Krankenhaus Darfeld eingelieferter Kaplan Dr. Sarner aus Bottrop hatte auf der Durchreise in Coesfeld durch eine einstürzende Mauer schwere Quetschungen des Fußes erlitten. Eine Amputation des Fußes war notwendig.

Der Fahrer eines am Karfreitagmorgen in Osterwick stehenden Sanitätswa­gens (WH 1604682) erklärte sich sofort bereit, den Verwundeten von Darfeld nach Osterwick zur Operation zu bringen. Nach der Amputation hat dieser Wa­gen den Verwundeten nach Darfeld zurückgebracht und wurde auf der Rück­fahrt nach Osterwick in der Nähe des Hofes Schwering auf dem Rosendahl von feindlichen Tieffliegern angegriffen und in Brand geschossen. Der Wagen brannte völlig aus und von dem am Steuer sitzenden Fahrer, der nicht mehr rechtzeitig herausspringen konnte, wurde nur noch das Skelett gefunden.

Dieser Vorfall ist erst ungefähr 8 Tage später amtlich bekanntgeworden, so daß auch die Bergung des Toten erst am Donnerstag der folgenden Woche durch Schwestern des Krankenhauses Osterwick erfolgte. Ein Erkennungszeichen wurde nicht gefunden, da alles restlos verbrannt war. Der unbekannte tote Sol­dat, der sein Leben für einen Verwundeten geopfert hat, wurde auf dem Friedhof in Osterwick beigesetzt.

Dr. Herbsthoff


 

Tabellarische Auflistung rund um die Luftflotte der Alliierten.

 

Für die Aufbereitung der Niederschrift möchte ich Gertrud Rier Holtwick und Norbert Henkelmann Münster, herzlich danken. Martin Kösters aus Legden hat Ergän­zungen zu dem Thema Flugzeugabstürze geliefert. Auch ihm möchte ich dan­ken.

                                                                             Martin Holz

                                                                             martin-holz@t-online.de                                                                                   www.martin-holz.de